Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

Bild:
<< vorherige Seite

Mann, und gehörte auch unter die, welche
niemals Theil am Regimente genommen,
ob ihn gleich seine Kenntnisse und Einsichten
wohl dazu berechtigt hätten. Die deutschen
und besonders die frankfurtischen Alterthümer
sind ihm sehr viel schuldig geworden; er gab
die Anmerkungen zu der sogenannten Frank¬
furter Reformation heraus, ein Werk, in
welchem die Statuten der Reichsstadt ge¬
sammlet sind. Die historischen Capitel dessel¬
ben habe ich in meinen Jünglingsjahren flei¬
ßig studirt.

Von Ochsenstein, der ältere jener drey
Brüder, deren ich oben als unserer Nachbarn
gedacht, war bey seiner eingezogenen Art zu
seyn, während seines Lebens nicht merkwürdig
geworden, desto merkwürdiger aber nach seinem
Tode, indem er eine Verordnung hinterließ,
daß er morgens früh, ganz im Stillen und
ohne Begleitung und Gefolg, von Handwerks¬
leuten zu Grabe gebracht seyn wolle. Es ge¬

Mann, und gehoͤrte auch unter die, welche
niemals Theil am Regimente genommen,
ob ihn gleich ſeine Kenntniſſe und Einſichten
wohl dazu berechtigt haͤtten. Die deutſchen
und beſonders die frankfurtiſchen Alterthuͤmer
ſind ihm ſehr viel ſchuldig geworden; er gab
die Anmerkungen zu der ſogenannten Frank¬
furter Reformation heraus, ein Werk, in
welchem die Statuten der Reichsſtadt ge¬
ſammlet ſind. Die hiſtoriſchen Capitel deſſel¬
ben habe ich in meinen Juͤnglingsjahren flei¬
ßig ſtudirt.

Von Ochſenſtein, der aͤltere jener drey
Bruͤder, deren ich oben als unſerer Nachbarn
gedacht, war bey ſeiner eingezogenen Art zu
ſeyn, waͤhrend ſeines Lebens nicht merkwuͤrdig
geworden, deſto merkwuͤrdiger aber nach ſeinem
Tode, indem er eine Verordnung hinterließ,
daß er morgens fruͤh, ganz im Stillen und
ohne Begleitung und Gefolg, von Handwerks¬
leuten zu Grabe gebracht ſeyn wolle. Es ge¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0182" n="166"/>
Mann, und geho&#x0364;rte auch unter die, welche<lb/>
niemals Theil am Regimente genommen,<lb/>
ob ihn gleich &#x017F;eine Kenntni&#x017F;&#x017F;e und Ein&#x017F;ichten<lb/>
wohl dazu berechtigt ha&#x0364;tten. Die deut&#x017F;chen<lb/>
und be&#x017F;onders die frankfurti&#x017F;chen Alterthu&#x0364;mer<lb/>
&#x017F;ind ihm &#x017F;ehr viel &#x017F;chuldig geworden; er gab<lb/>
die <hi rendition="#g">Anmerkungen</hi> zu der &#x017F;ogenannten Frank¬<lb/>
furter Reformation heraus, ein Werk, in<lb/>
welchem die Statuten der Reichs&#x017F;tadt ge¬<lb/>
&#x017F;ammlet &#x017F;ind. Die hi&#x017F;tori&#x017F;chen Capitel de&#x017F;&#x017F;el¬<lb/>
ben habe ich in meinen Ju&#x0364;nglingsjahren flei¬<lb/>
ßig &#x017F;tudirt.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Von Och&#x017F;en&#x017F;tein</hi>, der a&#x0364;ltere jener drey<lb/>
Bru&#x0364;der, deren ich oben als un&#x017F;erer Nachbarn<lb/>
gedacht, war bey &#x017F;einer eingezogenen Art zu<lb/>
&#x017F;eyn, wa&#x0364;hrend &#x017F;eines Lebens nicht merkwu&#x0364;rdig<lb/>
geworden, de&#x017F;to merkwu&#x0364;rdiger aber nach &#x017F;einem<lb/>
Tode, indem er eine Verordnung hinterließ,<lb/>
daß er morgens fru&#x0364;h, ganz im Stillen und<lb/>
ohne Begleitung und Gefolg, von Handwerks¬<lb/>
leuten zu Grabe gebracht &#x017F;eyn wolle. Es ge¬<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[166/0182] Mann, und gehoͤrte auch unter die, welche niemals Theil am Regimente genommen, ob ihn gleich ſeine Kenntniſſe und Einſichten wohl dazu berechtigt haͤtten. Die deutſchen und beſonders die frankfurtiſchen Alterthuͤmer ſind ihm ſehr viel ſchuldig geworden; er gab die Anmerkungen zu der ſogenannten Frank¬ furter Reformation heraus, ein Werk, in welchem die Statuten der Reichsſtadt ge¬ ſammlet ſind. Die hiſtoriſchen Capitel deſſel¬ ben habe ich in meinen Juͤnglingsjahren flei¬ ßig ſtudirt. Von Ochſenſtein, der aͤltere jener drey Bruͤder, deren ich oben als unſerer Nachbarn gedacht, war bey ſeiner eingezogenen Art zu ſeyn, waͤhrend ſeines Lebens nicht merkwuͤrdig geworden, deſto merkwuͤrdiger aber nach ſeinem Tode, indem er eine Verordnung hinterließ, daß er morgens fruͤh, ganz im Stillen und ohne Begleitung und Gefolg, von Handwerks¬ leuten zu Grabe gebracht ſeyn wolle. Es ge¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/182
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/182>, abgerufen am 24.11.2024.