ranern und Calvinisten zu befördern. Hier¬ über kam er mit den Theologen in Streit; besonders schrieb Dr. Benner in Gießen gegen ihn. Von Loen erwiederte; der Streit wurde heftig und persönlich, und die daraus entspringenden Unannehmlichkeiten veranla߬ ten den Verfasser, die Stelle eines Präsiden¬ ten zu Lingen anzunehmen, die ihm Friedrich der zweyte anbot, der in ihm einen aufge¬ klärten, und den Neuerungen, die in Frank¬ reich schon viel weiter gediehen waren, nicht abgeneigten vorurtheilsfreyen Mann zu erken¬ nen glaubte. Seine ehemaligen Landsleute, die er mit einigem Verdruß verlassen, behaup¬ teten, daß er dort nicht zufrieden sey, ja nicht zufrieden seyn könne, weil sich ein Ort wie Lingen mit Frankfurt keineswegs messen dürfe. Mein Vater zweifelte auch an dem Behagen des Präsidenten, und versicherte, der gute Oheim hätte besser gethan, sich mit dem Könige nicht einzulassen, weil es über¬ haupt gefährlich sey, sich demselben zu nähern,
ranern und Calviniſten zu befoͤrdern. Hier¬ uͤber kam er mit den Theologen in Streit; beſonders ſchrieb Dr. Benner in Gießen gegen ihn. Von Loen erwiederte; der Streit wurde heftig und perſoͤnlich, und die daraus entſpringenden Unannehmlichkeiten veranla߬ ten den Verfaſſer, die Stelle eines Praͤſiden¬ ten zu Lingen anzunehmen, die ihm Friedrich der zweyte anbot, der in ihm einen aufge¬ klaͤrten, und den Neuerungen, die in Frank¬ reich ſchon viel weiter gediehen waren, nicht abgeneigten vorurtheilsfreyen Mann zu erken¬ nen glaubte. Seine ehemaligen Landsleute, die er mit einigem Verdruß verlaſſen, behaup¬ teten, daß er dort nicht zufrieden ſey, ja nicht zufrieden ſeyn koͤnne, weil ſich ein Ort wie Lingen mit Frankfurt keineswegs meſſen duͤrfe. Mein Vater zweifelte auch an dem Behagen des Praͤſidenten, und verſicherte, der gute Oheim haͤtte beſſer gethan, ſich mit dem Koͤnige nicht einzulaſſen, weil es uͤber¬ haupt gefaͤhrlich ſey, ſich demſelben zu naͤhern,
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ranern und Calviniſten zu befoͤrdern. Hier¬
uͤber kam er mit den Theologen in Streit;
beſonders ſchrieb Dr. Benner in Gießen
gegen ihn. Von Loen erwiederte; der Streit
wurde heftig und perſoͤnlich, und die daraus
entſpringenden Unannehmlichkeiten veranla߬
ten den Verfaſſer, die Stelle eines Praͤſiden¬
ten zu Lingen anzunehmen, die ihm Friedrich
der zweyte anbot, der in ihm einen aufge¬
klaͤrten, und den Neuerungen, die in Frank¬
reich ſchon viel weiter gediehen waren, nicht
abgeneigten vorurtheilsfreyen Mann zu erken¬
nen glaubte. Seine ehemaligen Landsleute,
die er mit einigem Verdruß verlaſſen, behaup¬
teten, daß er dort nicht zufrieden ſey, ja
nicht zufrieden ſeyn koͤnne, weil ſich ein Ort
wie Lingen mit Frankfurt keineswegs meſſen
duͤrfe. Mein Vater zweifelte auch an dem
Behagen des Praͤſidenten, und verſicherte, der
gute Oheim haͤtte beſſer gethan, ſich mit
dem Koͤnige nicht einzulaſſen, weil es uͤber¬
haupt gefaͤhrlich ſey, ſich demſelben zu naͤhern,
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/180>, abgerufen am 24.11.2024.
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