auf mich Acht zu geben und ihr Spiel an mich zu richten schien; nur konnte ich aus ihr nicht klug werden: denn sie kam mir bald zärtlich, bald wunderlich, bald offen, bald eigensinnig vor, je nachdem sie die Mie¬ nen und ihr Spiel veränderte. Bald schien sie mich rühren, bald mich necken zu wollen. Doch mochte sie sich stellen wie sie wollte, so gewann sie mir wenig ab: denn meine kleine Nachbarinn, mit der ich Ellbogen an Ellbogen saß, hatte mich ganz für sich einge¬ nommen; und wenn ich in jenen drey Da¬ men ganz deutlich die Sylphiden meines Traums und die Farben der Aepfel erblickte, so begriff ich wohl, daß ich keine Ursache hätte sie festzuhalten. Die artige Kleine hätte ich lieber angepackt, wenn mir nur nicht der Schlag, den sie mir im Traume versetzt hatte, gar zu erinnerlich gewesen wäre. Sie hielt sich bisher mit ihrer Man¬ doline ganz ruhig; als aber ihre Gebieterin¬ nen aufgehört hatten, so befahlen sie ihr, ei¬
auf mich Acht zu geben und ihr Spiel an mich zu richten ſchien; nur konnte ich aus ihr nicht klug werden: denn ſie kam mir bald zaͤrtlich, bald wunderlich, bald offen, bald eigenſinnig vor, je nachdem ſie die Mie¬ nen und ihr Spiel veraͤnderte. Bald ſchien ſie mich ruͤhren, bald mich necken zu wollen. Doch mochte ſie ſich ſtellen wie ſie wollte, ſo gewann ſie mir wenig ab: denn meine kleine Nachbarinn, mit der ich Ellbogen an Ellbogen ſaß, hatte mich ganz fuͤr ſich einge¬ nommen; und wenn ich in jenen drey Da¬ men ganz deutlich die Sylphiden meines Traums und die Farben der Aepfel erblickte, ſo begriff ich wohl, daß ich keine Urſache haͤtte ſie feſtzuhalten. Die artige Kleine haͤtte ich lieber angepackt, wenn mir nur nicht der Schlag, den ſie mir im Traume verſetzt hatte, gar zu erinnerlich geweſen waͤre. Sie hielt ſich bisher mit ihrer Man¬ doline ganz ruhig; als aber ihre Gebieterin¬ nen aufgehoͤrt hatten, ſo befahlen ſie ihr, ei¬
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auf mich Acht zu geben und ihr Spiel an
mich zu richten ſchien; nur konnte ich aus
ihr nicht klug werden: denn ſie kam mir
bald zaͤrtlich, bald wunderlich, bald offen,
bald eigenſinnig vor, je nachdem ſie die Mie¬
nen und ihr Spiel veraͤnderte. Bald ſchien
ſie mich ruͤhren, bald mich necken zu wollen.
Doch mochte ſie ſich ſtellen wie ſie wollte,
ſo gewann ſie mir wenig ab: denn meine
kleine Nachbarinn, mit der ich Ellbogen an
Ellbogen ſaß, hatte mich ganz fuͤr ſich einge¬
nommen; und wenn ich in jenen drey Da¬
men ganz deutlich die Sylphiden meines
Traums und die Farben der Aepfel erblickte,
ſo begriff ich wohl, daß ich keine Urſache
haͤtte ſie feſtzuhalten. Die artige Kleine
haͤtte ich lieber angepackt, wenn mir nur
nicht der Schlag, den ſie mir im Traume
verſetzt hatte, gar zu erinnerlich geweſen
waͤre. Sie hielt ſich bisher mit ihrer Man¬
doline ganz ruhig; als aber ihre Gebieterin¬
nen aufgehoͤrt hatten, ſo befahlen ſie ihr, ei¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/140>, abgerufen am 24.11.2024.
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