und versteinert da, hatte die Hände noch in der Höhe und beguckte meine Finger, als wäre daran etwas zu sehen gewesen. Aber mit einmal erblickte ich auf meinen Finger¬ spitzen ein allerliebstes Mädchen herumtanzen, kleiner als jene, aber gar niedlich und mun¬ ter; und weil sie nicht wie die andern fort¬ flog, sondern verweilte, und bald auf diese bald auf jene Fingerspitze tanzend hin und her trat; so sah ich ihr eine Zeit lang ver¬ wundert zu. Da sie mir aber gar so wohl gefiel, glaubte ich sie endlich haschen zu kön¬ nen und dachte geschickt genug zuzugreifen; allein in dem Augenblick fühlte ich einen Schlag an den Kopf, so daß ich ganz be¬ täubt niederfiel, und aus dieser Betäubung nicht eher erwachte, als bis es Zeit war mich anzuziehen und in die Kirche zu gehen.
Unter dem Gottesdienst wiederholte ich mir jene Bilder oft genug; auch am gro߬ älterlichen Tische, wo ich zu Mittag speiste.
und verſteinert da, hatte die Haͤnde noch in der Hoͤhe und beguckte meine Finger, als waͤre daran etwas zu ſehen geweſen. Aber mit einmal erblickte ich auf meinen Finger¬ ſpitzen ein allerliebſtes Maͤdchen herumtanzen, kleiner als jene, aber gar niedlich und mun¬ ter; und weil ſie nicht wie die andern fort¬ flog, ſondern verweilte, und bald auf dieſe bald auf jene Fingerſpitze tanzend hin und her trat; ſo ſah ich ihr eine Zeit lang ver¬ wundert zu. Da ſie mir aber gar ſo wohl gefiel, glaubte ich ſie endlich haſchen zu koͤn¬ nen und dachte geſchickt genug zuzugreifen; allein in dem Augenblick fuͤhlte ich einen Schlag an den Kopf, ſo daß ich ganz be¬ taͤubt niederfiel, und aus dieſer Betaͤubung nicht eher erwachte, als bis es Zeit war mich anzuziehen und in die Kirche zu gehen.
Unter dem Gottesdienſt wiederholte ich mir jene Bilder oft genug; auch am gro߬ aͤlterlichen Tiſche, wo ich zu Mittag ſpeiſte.
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und verſteinert da, hatte die Haͤnde noch in
der Hoͤhe und beguckte meine Finger, als
waͤre daran etwas zu ſehen geweſen. Aber
mit einmal erblickte ich auf meinen Finger¬
ſpitzen ein allerliebſtes Maͤdchen herumtanzen,
kleiner als jene, aber gar niedlich und mun¬
ter; und weil ſie nicht wie die andern fort¬
flog, ſondern verweilte, und bald auf dieſe
bald auf jene Fingerſpitze tanzend hin und
her trat; ſo ſah ich ihr eine Zeit lang ver¬
wundert zu. Da ſie mir aber gar ſo wohl
gefiel, glaubte ich ſie endlich haſchen zu koͤn¬
nen und dachte geſchickt genug zuzugreifen;
allein in dem Augenblick fuͤhlte ich einen
Schlag an den Kopf, ſo daß ich ganz be¬
taͤubt niederfiel, und aus dieſer Betaͤubung
nicht eher erwachte, als bis es Zeit war
mich anzuziehen und in die Kirche zu gehen.
Unter dem Gottesdienſt wiederholte ich
mir jene Bilder oft genug; auch am gro߬
aͤlterlichen Tiſche, wo ich zu Mittag ſpeiſte.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/124>, abgerufen am 24.11.2024.
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