Alles bisher Vorgetragene deutet auf jenen glücklichen und gemächlichen Zustand, in wel¬ chem sich die Länder während eines langen Friedens befinden. Nirgends aber genießt man eine solche schöne Zeit wohl mit größerem Behagen als in Städten, die nach ihren ei¬ genen Gesetzen leben, die groß genug sind, eine ansehnliche Menge Bürger zu fassen, und wohl gelegen, um sie durch Handel und Wandel zu bereichern. Fremde finden ihren Gewinn, da aus- und einzuziehen, und sind genöthigt Vortheil zu bringen, um Vortheil zu erlangen. Beherrschen solche Städte auch kein weites Gebiet, so können sie destomehr im Innern Wohlhäbigkeit bewirken, weil ih¬ re Verhältnisse nach außen sie nicht zu kost¬ spieligen Unternehmungen oder Theilnahmen verpflichten.
Alles bisher Vorgetragene deutet auf jenen gluͤcklichen und gemaͤchlichen Zuſtand, in wel¬ chem ſich die Laͤnder waͤhrend eines langen Friedens befinden. Nirgends aber genießt man eine ſolche ſchoͤne Zeit wohl mit groͤßerem Behagen als in Staͤdten, die nach ihren ei¬ genen Geſetzen leben, die groß genug ſind, eine anſehnliche Menge Buͤrger zu faſſen, und wohl gelegen, um ſie durch Handel und Wandel zu bereichern. Fremde finden ihren Gewinn, da aus- und einzuziehen, und ſind genoͤthigt Vortheil zu bringen, um Vortheil zu erlangen. Beherrſchen ſolche Staͤdte auch kein weites Gebiet, ſo koͤnnen ſie deſtomehr im Innern Wohlhaͤbigkeit bewirken, weil ih¬ re Verhaͤltniſſe nach außen ſie nicht zu koſt¬ ſpieligen Unternehmungen oder Theilnahmen verpflichten.
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[[91]/0107]
Alles bisher Vorgetragene deutet auf jenen
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Friedens befinden. Nirgends aber genießt man
eine ſolche ſchoͤne Zeit wohl mit groͤßerem
Behagen als in Staͤdten, die nach ihren ei¬
genen Geſetzen leben, die groß genug ſind,
eine anſehnliche Menge Buͤrger zu faſſen,
und wohl gelegen, um ſie durch Handel und
Wandel zu bereichern. Fremde finden ihren
Gewinn, da aus- und einzuziehen, und ſind
genoͤthigt Vortheil zu bringen, um Vortheil
zu erlangen. Beherrſchen ſolche Staͤdte auch
kein weites Gebiet, ſo koͤnnen ſie deſtomehr
im Innern Wohlhaͤbigkeit bewirken, weil ih¬
re Verhaͤltniſſe nach außen ſie nicht zu koſt¬
ſpieligen Unternehmungen oder Theilnahmen
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. [91]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/107>, abgerufen am 11.01.2025.
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