Goethe, Johann Wolfgang von: Iphigenie auf Tauris. Leipzig, 1787.Iphigenie auf Tauris Pylades. Die hohe Stadt, die zehen lange Jahre Dem ganzen Heer der Griechen widerstand, Liegt nun im Schutte, steigt nicht wieder auf. Doch manche Gräber unsrer Besten heißen Uns an das Ufer der Barbaren denken. Achill liegt dort mit seinem schönen Freunde. Iphigenie. So seyd ihr Götterbilder auch zu Staub! Pylades. Auch Palamedes, Ajax Telamons, Sie sahn des Vaterlandes Tag nicht wieder. Iphigenie. Er schweigt von meinem Vater, nennt ihn nicht Mit den Erschlagnen. Ja! er lebt mir noch! Ich werd' ihn sehn. O hoffe, liebes Herz! Pylades. Doch selig sind die Tausende, die starben Den bittersüßen Tod von Feindes Hand! Iphigenie auf Tauris Pylades. Die hohe Stadt, die zehen lange Jahre Dem ganzen Heer der Griechen widerſtand, Liegt nun im Schutte, ſteigt nicht wieder auf. Doch manche Gräber unſrer Beſten heißen Uns an das Ufer der Barbaren denken. Achill liegt dort mit ſeinem ſchönen Freunde. Iphigenie. So ſeyd ihr Götterbilder auch zu Staub! Pylades. Auch Palamedes, Ajax Telamons, Sie ſahn des Vaterlandes Tag nicht wieder. Iphigenie. Er ſchweigt von meinem Vater, nennt ihn nicht Mit den Erſchlagnen. Ja! er lebt mir noch! Ich werd’ ihn ſehn. O hoffe, liebes Herz! Pylades. Doch ſelig ſind die Tauſende, die ſtarben Den bitterſüßen Tod von Feindes Hand! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0061" n="52"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Iphigenie auf Tauris</hi> </fw><lb/> <sp who="#PYL"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Pylades</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Die hohe Stadt, die zehen lange Jahre<lb/> Dem ganzen Heer der Griechen widerſtand,<lb/> Liegt nun im Schutte, ſteigt nicht wieder auf.<lb/> Doch manche Gräber unſrer Beſten heißen<lb/> Uns an das Ufer der Barbaren denken.<lb/> Achill liegt dort mit ſeinem ſchönen Freunde.</p> </sp><lb/> <sp who="#IPH"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Iphigenie</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>So ſeyd ihr Götterbilder auch zu Staub!</p> </sp><lb/> <sp who="#PYL"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Pylades</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Auch Palamedes, Ajax Telamons,<lb/> Sie ſahn des Vaterlandes Tag nicht wieder.</p> </sp><lb/> <sp who="#IPH"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Iphigenie</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Er ſchweigt von meinem Vater, nennt ihn nicht<lb/> Mit den Erſchlagnen. Ja! er lebt mir noch!<lb/> Ich werd’ ihn ſehn. O hoffe, liebes Herz!</p> </sp><lb/> <sp who="#PYL"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Pylades</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Doch ſelig ſind die Tauſende, die ſtarben<lb/> Den bitterſüßen Tod von Feindes Hand!<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [52/0061]
Iphigenie auf Tauris
Pylades.
Die hohe Stadt, die zehen lange Jahre
Dem ganzen Heer der Griechen widerſtand,
Liegt nun im Schutte, ſteigt nicht wieder auf.
Doch manche Gräber unſrer Beſten heißen
Uns an das Ufer der Barbaren denken.
Achill liegt dort mit ſeinem ſchönen Freunde.
Iphigenie.
So ſeyd ihr Götterbilder auch zu Staub!
Pylades.
Auch Palamedes, Ajax Telamons,
Sie ſahn des Vaterlandes Tag nicht wieder.
Iphigenie.
Er ſchweigt von meinem Vater, nennt ihn nicht
Mit den Erſchlagnen. Ja! er lebt mir noch!
Ich werd’ ihn ſehn. O hoffe, liebes Herz!
Pylades.
Doch ſelig ſind die Tauſende, die ſtarben
Den bitterſüßen Tod von Feindes Hand!
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Iphigenie auf Tauris. Leipzig, 1787, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_iphigenie_1787/61>, abgerufen am 07.07.2024. |