Goethe, Johann Wolfgang von: Iphigenie auf Tauris. Leipzig, 1787.Ein Schauspiel. Mich haben sie zum Schlächter auserkoren,Zum Mörder meiner doch verehrten Mutter, Und eine Schandthat schändlich rächend, mich Durch ihren Wink zu Grund' gerichtet. Glaube, Sie haben es auf Tantals Haus gerichtet, Und ich, der Letzte, soll nicht schuldlos, soll Nicht ehrenvoll vergehn. Pylades. Die Götter rächen Der Väter Missethat nicht an dem Sohn; Ein jeglicher, gut oder böse, nimmt Sich seinen Lohn mit seiner That hinweg. Es erbt der Eltern Segen, nicht ihr Fluch. Orest. Uns führt ihr Segen, dünkt mich, nicht hierher. Pylades. Doch wenigstens der hohen Götter Wille. Orest. So ist's ihr Wille denn, der uns verderbt. Ein Schauſpiel. Mich haben ſie zum Schlächter auserkoren,Zum Mörder meiner doch verehrten Mutter, Und eine Schandthat ſchändlich rächend, mich Durch ihren Wink zu Grund’ gerichtet. Glaube, Sie haben es auf Tantals Haus gerichtet, Und ich, der Letzte, ſoll nicht ſchuldlos, ſoll Nicht ehrenvoll vergehn. Pylades. Die Götter rächen Der Väter Miſſethat nicht an dem Sohn; Ein jeglicher, gut oder böſe, nimmt Sich ſeinen Lohn mit ſeiner That hinweg. Es erbt der Eltern Segen, nicht ihr Fluch. Oreſt. Uns führt ihr Segen, dünkt mich, nicht hierher. Pylades. Doch wenigſtens der hohen Götter Wille. Oreſt. So iſt’s ihr Wille denn, der uns verderbt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#ORE"> <p><pb facs="#f0052" n="43"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ein Schauſpiel</hi>.</fw><lb/> Mich haben ſie zum Schlächter auserkoren,<lb/> Zum Mörder meiner doch verehrten Mutter,<lb/> Und eine Schandthat ſchändlich rächend, mich<lb/> Durch ihren Wink zu Grund’ gerichtet. Glaube,<lb/> Sie haben es auf Tantals Haus gerichtet,<lb/> Und ich, der Letzte, ſoll nicht ſchuldlos, ſoll<lb/> Nicht ehrenvoll vergehn.</p> </sp><lb/> <sp who="#PYL"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Pylades</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Die Götter rächen</hi><lb/> Der Väter Miſſethat nicht an dem Sohn;<lb/> Ein jeglicher, gut oder böſe, nimmt<lb/> Sich ſeinen Lohn mit ſeiner That hinweg.<lb/> Es erbt der Eltern Segen, nicht ihr Fluch.</p> </sp><lb/> <sp who="#ORE"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Oreſt</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Uns führt ihr Segen, dünkt mich, nicht hierher.</p> </sp><lb/> <sp who="#PYL"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Pylades</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Doch wenigſtens der hohen Götter Wille.</p> </sp><lb/> <sp who="#ORE"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Oreſt</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>So iſt’s ihr Wille denn, der uns verderbt.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [43/0052]
Ein Schauſpiel.
Mich haben ſie zum Schlächter auserkoren,
Zum Mörder meiner doch verehrten Mutter,
Und eine Schandthat ſchändlich rächend, mich
Durch ihren Wink zu Grund’ gerichtet. Glaube,
Sie haben es auf Tantals Haus gerichtet,
Und ich, der Letzte, ſoll nicht ſchuldlos, ſoll
Nicht ehrenvoll vergehn.
Pylades.
Die Götter rächen
Der Väter Miſſethat nicht an dem Sohn;
Ein jeglicher, gut oder böſe, nimmt
Sich ſeinen Lohn mit ſeiner That hinweg.
Es erbt der Eltern Segen, nicht ihr Fluch.
Oreſt.
Uns führt ihr Segen, dünkt mich, nicht hierher.
Pylades.
Doch wenigſtens der hohen Götter Wille.
Oreſt.
So iſt’s ihr Wille denn, der uns verderbt.
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Iphigenie auf Tauris. Leipzig, 1787, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_iphigenie_1787/52>, abgerufen am 07.07.2024. |