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Goethe, Johann Wolfgang von: Iphigenie auf Tauris. Leipzig, 1787.

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Iphigenie auf Tauris
Pylades.
Dein Bruder ist geheilt! Den Felsenboden
Des ungeweihten Ufers und den Sand
Betraten wir mit fröhlichen Gesprächen;
Der Hain blieb hinter uns, wir merkten's nicht.
Und herrlicher und immer herrlicher
Umloderte der Jugend schöne Flamme
Sein lockig Haupt; sein volles Auge glühte
Von Muth und Hoffnung, und sein freyes Herz
Ergab sich ganz der Freude, ganz der Lust,
Dich seine Retterinn und mich zu retten.
Iphigenie.
Gesegnet seyst du, und es möge nie
Von deiner Lippe, die so Gutes sprach,
Der Ton des Leidens und der Klage tönen!
Pylades.
Ich bringe mehr als das: denn schön begleitet,
Gleich einem Fürsten pflegt das Glück zu nah'n.
Auch die Gefährten haben wir gefunden.
In einer Felsenbucht verbargen sie
Das Schiff und saßen traurig und erwartend.
Iphigenie auf Tauris
Pylades.
Dein Bruder iſt geheilt! Den Felſenboden
Des ungeweihten Ufers und den Sand
Betraten wir mit fröhlichen Geſprächen;
Der Hain blieb hinter uns, wir merkten’s nicht.
Und herrlicher und immer herrlicher
Umloderte der Jugend ſchöne Flamme
Sein lockig Haupt; ſein volles Auge glühte
Von Muth und Hoffnung, und ſein freyes Herz
Ergab ſich ganz der Freude, ganz der Luſt,
Dich ſeine Retterinn und mich zu retten.
Iphigenie.
Geſegnet ſeyſt du, und es möge nie
Von deiner Lippe, die ſo Gutes ſprach,
Der Ton des Leidens und der Klage tönen!
Pylades.
Ich bringe mehr als das: denn ſchön begleitet,
Gleich einem Fürſten pflegt das Glück zu nah’n.
Auch die Gefährten haben wir gefunden.
In einer Felſenbucht verbargen ſie
Das Schiff und ſaßen traurig und erwartend.
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[94/0103] Iphigenie auf Tauris Pylades. Dein Bruder iſt geheilt! Den Felſenboden Des ungeweihten Ufers und den Sand Betraten wir mit fröhlichen Geſprächen; Der Hain blieb hinter uns, wir merkten’s nicht. Und herrlicher und immer herrlicher Umloderte der Jugend ſchöne Flamme Sein lockig Haupt; ſein volles Auge glühte Von Muth und Hoffnung, und ſein freyes Herz Ergab ſich ganz der Freude, ganz der Luſt, Dich ſeine Retterinn und mich zu retten. Iphigenie. Geſegnet ſeyſt du, und es möge nie Von deiner Lippe, die ſo Gutes ſprach, Der Ton des Leidens und der Klage tönen! Pylades. Ich bringe mehr als das: denn ſchön begleitet, Gleich einem Fürſten pflegt das Glück zu nah’n. Auch die Gefährten haben wir gefunden. In einer Felſenbucht verbargen ſie Das Schiff und ſaßen traurig und erwartend.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Iphigenie auf Tauris. Leipzig, 1787, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_iphigenie_1787/103>, abgerufen am 22.11.2024.