Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773. Götz. Der Bräutigam, meine liebe Frau, thut eine kleine Reise, denn die große Veränderung zieht viel geringe nach sich. Er entfernt sich zuerst vom Bischöflichen Hof, um diese Freundschaft nach und nach erkalten zu lassen. Dann reißt er seine Güter eigennützigen Pachtern aus den Händen. Und -- kommt Schwester, komm Elisabeth! Wir wollen ihn allein lassen. Sein Knab hat ohne Zweifel geheime Aufträge an ihn. Weislingen. Nichts als was ihr wissen dürft. Götz. Brauchts nicht. Franken und Schwa- ben! Jhr seyd nun verschwisterter als jemals. Wie wollen wir denen Fürsten den Daumen auf dem Aug halten. (die drey gehn) Weislingen. Gott im Himmel! konntest du mir Unwurdigen solch eine Seeligkeit bereiten. Es ist zu viel für mein Herz. Wie ich von den elenden Menschen abhieng die ich zu beherrschen glaubte, von den Blicken des Fürsten, von dem ehrerbietigen Beyfall umher. Götz theurer Götz hast mich mir selbst wieder gegeben, und Maria du vollendest mei- ne Sinnesänderung. Jch fühle mich so frey wie in heiterer Luft. Bamberg will ich nicht mehr se- hen,
Goͤtz. Der Braͤutigam, meine liebe Frau, thut eine kleine Reiſe, denn die große Veraͤnderung zieht viel geringe nach ſich. Er entfernt ſich zuerſt vom Biſchoͤflichen Hof, um dieſe Freundſchaft nach und nach erkalten zu laſſen. Dann reißt er ſeine Guͤter eigennuͤtzigen Pachtern aus den Haͤnden. Und — kommt Schweſter, komm Eliſabeth! Wir wollen ihn allein laſſen. Sein Knab hat ohne Zweifel geheime Auftraͤge an ihn. Weislingen. Nichts als was ihr wiſſen duͤrft. Goͤtz. Brauchts nicht. Franken und Schwa- ben! Jhr ſeyd nun verſchwiſterter als jemals. Wie wollen wir denen Fuͤrſten den Daumen auf dem Aug halten. (die drey gehn) Weislingen. Gott im Himmel! konnteſt du mir Unwurdigen ſolch eine Seeligkeit bereiten. Es iſt zu viel fuͤr mein Herz. Wie ich von den elenden Menſchen abhieng die ich zu beherrſchen glaubte, von den Blicken des Fuͤrſten, von dem ehrerbietigen Beyfall umher. Goͤtz theurer Goͤtz haſt mich mir ſelbſt wieder gegeben, und Maria du vollendeſt mei- ne Sinnesaͤnderung. Jch fuͤhle mich ſo frey wie in heiterer Luft. Bamberg will ich nicht mehr ſe- hen,
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#WEI"> <pb facs="#f0060" n="56"/> <fw place="top" type="header"> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </fw> </sp> <sp who="#GOETZ"> <speaker> <hi rendition="#fr">Goͤtz.</hi> </speaker> <p>Der Braͤutigam, meine liebe Frau,<lb/> thut eine kleine Reiſe, denn die große Veraͤnderung<lb/> zieht viel geringe nach ſich. Er entfernt ſich zuerſt<lb/> vom Biſchoͤflichen Hof, um dieſe Freundſchaft nach<lb/> und nach erkalten zu laſſen. Dann reißt er ſeine<lb/> Guͤter eigennuͤtzigen Pachtern aus den Haͤnden.<lb/> Und — kommt Schweſter, komm Eliſabeth!<lb/> Wir wollen ihn allein laſſen. Sein Knab hat ohne<lb/> Zweifel geheime Auftraͤge an ihn.</p> </sp><lb/> <sp who="#WEI"> <speaker> <hi rendition="#fr">Weislingen.</hi> </speaker> <p>Nichts als was ihr wiſſen duͤrft.</p> </sp><lb/> <sp who="#GOETZ"> <speaker> <hi rendition="#fr">Goͤtz.</hi> </speaker> <p>Brauchts nicht. Franken und Schwa-<lb/> ben! Jhr ſeyd nun verſchwiſterter als jemals.<lb/> Wie wollen wir denen Fuͤrſten den Daumen auf<lb/> dem Aug halten.</p> <stage>(die drey gehn)</stage> </sp><lb/> <sp who="#WEI"> <speaker> <hi rendition="#fr">Weislingen.</hi> </speaker> <p>Gott im Himmel! konnteſt du<lb/> mir Unwurdigen ſolch eine Seeligkeit bereiten. Es<lb/> iſt zu viel fuͤr mein Herz. Wie ich von den elenden<lb/> Menſchen abhieng die ich zu beherrſchen glaubte,<lb/> von den Blicken des Fuͤrſten, von dem ehrerbietigen<lb/> Beyfall umher. Goͤtz theurer Goͤtz haſt mich mir<lb/> ſelbſt wieder gegeben, und Maria du vollendeſt mei-<lb/> ne Sinnesaͤnderung. Jch fuͤhle mich ſo frey wie<lb/> in heiterer Luft. Bamberg will ich nicht mehr ſe-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">hen,</fw><lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [56/0060]
Goͤtz. Der Braͤutigam, meine liebe Frau,
thut eine kleine Reiſe, denn die große Veraͤnderung
zieht viel geringe nach ſich. Er entfernt ſich zuerſt
vom Biſchoͤflichen Hof, um dieſe Freundſchaft nach
und nach erkalten zu laſſen. Dann reißt er ſeine
Guͤter eigennuͤtzigen Pachtern aus den Haͤnden.
Und — kommt Schweſter, komm Eliſabeth!
Wir wollen ihn allein laſſen. Sein Knab hat ohne
Zweifel geheime Auftraͤge an ihn.
Weislingen. Nichts als was ihr wiſſen duͤrft.
Goͤtz. Brauchts nicht. Franken und Schwa-
ben! Jhr ſeyd nun verſchwiſterter als jemals.
Wie wollen wir denen Fuͤrſten den Daumen auf
dem Aug halten. (die drey gehn)
Weislingen. Gott im Himmel! konnteſt du
mir Unwurdigen ſolch eine Seeligkeit bereiten. Es
iſt zu viel fuͤr mein Herz. Wie ich von den elenden
Menſchen abhieng die ich zu beherrſchen glaubte,
von den Blicken des Fuͤrſten, von dem ehrerbietigen
Beyfall umher. Goͤtz theurer Goͤtz haſt mich mir
ſelbſt wieder gegeben, und Maria du vollendeſt mei-
ne Sinnesaͤnderung. Jch fuͤhle mich ſo frey wie
in heiterer Luft. Bamberg will ich nicht mehr ſe-
hen,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/60 |
Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/60>, abgerufen am 16.02.2025. |