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Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773.

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Olearius. Das erkennt der Pöbel nicht, der, so
gierig er auf Neuigkeiten ist, das Neue höchst ver-
abscheuet, das ihn aus seinem Gleise leiten will,
und wenn er sich noch so sehr dadurch verbessert.
Sie halten den Juristen so arg als einen Verwirrer
des Staats, einen Beutelschneider, und sind wie
rasend, daß sich dort keine anbauen.
Liebetraut. Jhr seyd von Frankfurt! Jch bin
wohl da bekannt. Bey Kayser Maximilians Krö-
nung haben wir euren Bräutigams was vorge-
schmaußt. Euer Name ist Olearius? Jch kenne
so niemanden.
Olearius. Mein Vater hies Oehlmann. Nur
den Mißstand auf dem Titel meiner lateinischen
Schriften zu vermeiden, nennt ich mich, nach dem
Beyspiel und auf Anrathen würdiger Rechtslehrer,
Olearius.
Liebetraut. Jhr thatet wohl, daß Jhr euch
übersetztet. Ein Prophet gilt nichts in seinem Va-
terlande, es hätt' euch in eurer Muttersprach auch
so gehen können.
Olearius. Es war nicht darum.
Liebetraut. Alle Dinge haben ein Paar Ursa-
chen.

Abt.


Olearius. Das erkennt der Poͤbel nicht, der, ſo
gierig er auf Neuigkeiten iſt, das Neue hoͤchſt ver-
abſcheuet, das ihn aus ſeinem Gleiſe leiten will,
und wenn er ſich noch ſo ſehr dadurch verbeſſert.
Sie halten den Juriſten ſo arg als einen Verwirrer
des Staats, einen Beutelſchneider, und ſind wie
raſend, daß ſich dort keine anbauen.
Liebetraut. Jhr ſeyd von Frankfurt! Jch bin
wohl da bekannt. Bey Kayſer Maximilians Kroͤ-
nung haben wir euren Braͤutigams was vorge-
ſchmaußt. Euer Name iſt Olearius? Jch kenne
ſo niemanden.
Olearius. Mein Vater hies Oehlmann. Nur
den Mißſtand auf dem Titel meiner lateiniſchen
Schriften zu vermeiden, nennt ich mich, nach dem
Beyſpiel und auf Anrathen wuͤrdiger Rechtslehrer,
Olearius.
Liebetraut. Jhr thatet wohl, daß Jhr euch
uͤberſetztet. Ein Prophet gilt nichts in ſeinem Va-
terlande, es haͤtt’ euch in eurer Mutterſprach auch
ſo gehen koͤnnen.
Olearius. Es war nicht darum.
Liebetraut. Alle Dinge haben ein Paar Urſa-
chen.

Abt.
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[45/0049] Olearius. Das erkennt der Poͤbel nicht, der, ſo gierig er auf Neuigkeiten iſt, das Neue hoͤchſt ver- abſcheuet, das ihn aus ſeinem Gleiſe leiten will, und wenn er ſich noch ſo ſehr dadurch verbeſſert. Sie halten den Juriſten ſo arg als einen Verwirrer des Staats, einen Beutelſchneider, und ſind wie raſend, daß ſich dort keine anbauen. Liebetraut. Jhr ſeyd von Frankfurt! Jch bin wohl da bekannt. Bey Kayſer Maximilians Kroͤ- nung haben wir euren Braͤutigams was vorge- ſchmaußt. Euer Name iſt Olearius? Jch kenne ſo niemanden. Olearius. Mein Vater hies Oehlmann. Nur den Mißſtand auf dem Titel meiner lateiniſchen Schriften zu vermeiden, nennt ich mich, nach dem Beyſpiel und auf Anrathen wuͤrdiger Rechtslehrer, Olearius. Liebetraut. Jhr thatet wohl, daß Jhr euch uͤberſetztet. Ein Prophet gilt nichts in ſeinem Va- terlande, es haͤtt’ euch in eurer Mutterſprach auch ſo gehen koͤnnen. Olearius. Es war nicht darum. Liebetraut. Alle Dinge haben ein Paar Urſa- chen. Abt.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/49>, abgerufen am 24.11.2024.