Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773.wie wir Liebs und Leids zusammen trugen, einan- der alles waren, und wie ich damals wähnte, so sollts unser ganzes Leben seyn. War das nicht all mein Trost wie mir diese Hand weggeschossen ward vor Landshut, und du mein pflegtest, und mehr als Bruder für mich sorgtest, ich hofte Adelbert wird künftig meine rechte Hand seyn. Und nun -- Weisling. Oh! Götz. Wenn du mir damals gefolgt hättest, da ich dir anlag mit nach Brabant zu ziehen, es wäre alles gut geblieben. Da hielt dich das unglückliche Hofleben, und das Schlenzen und Scharwenzen mit den Weibern. Jch sagt es dir immer, wenn du dich mit den eitlen garstigen Vetteln abgabst, und ihnen erzähltest von mißvergnügten Ehen, ver- führten Mädgen, der rauhen Haut einer dritten, oder was sie sonst gerne hören, du wirst ein Spitz- bub, sagt ich, Adelbert. Weisling. Wozu soll das alles. Götz. Wollte Gott ich könnts vergessen, oder es wär anders. Bist du nicht eben so frey, so edel gebohren als einer in Teutschland, unabhängig, nur dem
wie wir Liebs und Leids zuſammen trugen, einan- der alles waren, und wie ich damals waͤhnte, ſo ſollts unſer ganzes Leben ſeyn. War das nicht all mein Troſt wie mir dieſe Hand weggeſchoſſen ward vor Landshut, und du mein pflegteſt, und mehr als Bruder fuͤr mich ſorgteſt, ich hofte Adelbert wird kuͤnftig meine rechte Hand ſeyn. Und nun — Weisling. Oh! Goͤtz. Wenn du mir damals gefolgt haͤtteſt, da ich dir anlag mit nach Brabant zu ziehen, es waͤre alles gut geblieben. Da hielt dich das ungluͤckliche Hofleben, und das Schlenzen und Scharwenzen mit den Weibern. Jch ſagt es dir immer, wenn du dich mit den eitlen garſtigen Vetteln abgabſt, und ihnen erzaͤhlteſt von mißvergnuͤgten Ehen, ver- fuͤhrten Maͤdgen, der rauhen Haut einer dritten, oder was ſie ſonſt gerne hoͤren, du wirſt ein Spitz- bub, ſagt ich, Adelbert. Weisling. Wozu ſoll das alles. Goͤtz. Wollte Gott ich koͤnnts vergeſſen, oder es waͤr anders. Biſt du nicht eben ſo frey, ſo edel gebohren als einer in Teutſchland, unabhaͤngig, nur dem
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wie wir Liebs und Leids zuſammen trugen, einan-
der alles waren, und wie ich damals waͤhnte, ſo
ſollts unſer ganzes Leben ſeyn. War das nicht all
mein Troſt wie mir dieſe Hand weggeſchoſſen ward
vor Landshut, und du mein pflegteſt, und mehr
als Bruder fuͤr mich ſorgteſt, ich hofte Adelbert
wird kuͤnftig meine rechte Hand ſeyn. Und nun —
Weisling. Oh!
Goͤtz. Wenn du mir damals gefolgt haͤtteſt, da
ich dir anlag mit nach Brabant zu ziehen, es waͤre
alles gut geblieben. Da hielt dich das ungluͤckliche
Hofleben, und das Schlenzen und Scharwenzen
mit den Weibern. Jch ſagt es dir immer, wenn
du dich mit den eitlen garſtigen Vetteln abgabſt,
und ihnen erzaͤhlteſt von mißvergnuͤgten Ehen, ver-
fuͤhrten Maͤdgen, der rauhen Haut einer dritten,
oder was ſie ſonſt gerne hoͤren, du wirſt ein Spitz-
bub, ſagt ich, Adelbert.
Weisling. Wozu ſoll das alles.
Goͤtz. Wollte Gott ich koͤnnts vergeſſen, oder
es waͤr anders. Biſt du nicht eben ſo frey, ſo edel
gebohren als einer in Teutſchland, unabhaͤngig, nur
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/38>, abgerufen am 16.02.2025. |