Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773. Carl. Bringt er mir wieder mit? Elisabeth. Jch glaub wohl. Siehst du, da war ein Schneider von Stuttgard, der war ein treflicher Bogenschütz, und hatte zu Cölln aufm Schiesen das Beste gewonnen. Carl. Wars viel? Elisabeth. Hundert Thaler. Und darnach woll- ten sie's ihm nicht geben. Maria. Gelt, das ist garstig Carl. Carl. Garstige Leut! Elisabeth. Da kam der Schneider zu deinem Vater und bat ihn, er mögte ihm zu seinem Geld verhelfen. Und da ritt er aus und nahm den Cöll- nern ein paar Kaufleute weg und plagte sie so lang bis sie das Geld heraus gaben. Wärst du nicht auch ausgeritten? Carl. Nein, da muß man durch einen dicken dicken Wald, sind Zigeuner und Hexen drinn. Elisabeth. Js ein rechter Pursch, fürcht sich vor Hexen. Maria. Du thust besser Carl, leb du einmal auf deinem Schloß, als ein frommer christlicher Ritter. Auf seinen eigenen Gütern findet man zum Wohl- B 4
Carl. Bringt er mir wieder mit? Eliſabeth. Jch glaub wohl. Siehſt du, da war ein Schneider von Stuttgard, der war ein treflicher Bogenſchuͤtz, und hatte zu Coͤlln aufm Schieſen das Beſte gewonnen. Carl. Wars viel? Eliſabeth. Hundert Thaler. Und darnach woll- ten ſie’s ihm nicht geben. Maria. Gelt, das iſt garſtig Carl. Carl. Garſtige Leut! Eliſabeth. Da kam der Schneider zu deinem Vater und bat ihn, er moͤgte ihm zu ſeinem Geld verhelfen. Und da ritt er aus und nahm den Coͤll- nern ein paar Kaufleute weg und plagte ſie ſo lang bis ſie das Geld heraus gaben. Waͤrſt du nicht auch ausgeritten? Carl. Nein, da muß man durch einen dicken dicken Wald, ſind Zigeuner und Hexen drinn. Eliſabeth. Js ein rechter Purſch, fuͤrcht ſich vor Hexen. Maria. Du thuſt beſſer Carl, leb du einmal auf deinem Schloß, als ein frommer chriſtlicher Ritter. Auf ſeinen eigenen Guͤtern findet man zum Wohl- B 4
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Carl. Bringt er mir wieder mit?
Eliſabeth. Jch glaub wohl. Siehſt du, da war
ein Schneider von Stuttgard, der war ein treflicher
Bogenſchuͤtz, und hatte zu Coͤlln aufm Schieſen
das Beſte gewonnen.
Carl. Wars viel?
Eliſabeth. Hundert Thaler. Und darnach woll-
ten ſie’s ihm nicht geben.
Maria. Gelt, das iſt garſtig Carl.
Carl. Garſtige Leut!
Eliſabeth. Da kam der Schneider zu deinem
Vater und bat ihn, er moͤgte ihm zu ſeinem Geld
verhelfen. Und da ritt er aus und nahm den Coͤll-
nern ein paar Kaufleute weg und plagte ſie ſo lang
bis ſie das Geld heraus gaben. Waͤrſt du nicht
auch ausgeritten?
Carl. Nein, da muß man durch einen dicken
dicken Wald, ſind Zigeuner und Hexen drinn.
Eliſabeth. Js ein rechter Purſch, fuͤrcht ſich
vor Hexen.
Maria. Du thuſt beſſer Carl, leb du einmal
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/27>, abgerufen am 27.07.2024. |