Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773. Weislingen. Jesus Marie! -- Laß mir Ruh! Laß mir Ruh! -- Die Gestalt fehlte noch! -- Sie stirbt, Marie stirbt und zeigt sich mir an. -- Verlaß mich seeliger Geist, ich bin elend gnug. Marie. Weislingen ich bin kein Geist. Jch bin Marie. Weislingen. Das ist ihre Stimme. Marie. Jch komme meines Bruders Leben von dir zu erflehen, er ist unschuldig so strafbar er scheint. Weislingen. Still Marie. Du Engel des Himmels bringst die Quaalen der Hölle mit dir. Rede nicht fort. Marie. Und mein Bruder soll sterben? Weis- lingen es ist entsetzlich daß ich dir zu sagen brauche: er ist unschuldig, daß ich jammern muß dich von dem abscheulichsten Mord zurück zu halten. Deine Seele ist bis in ihre innerste Tiefen von feindseli- gen Mächten besessen. Das ist Adelbert! Weislingen. Du siehst der verzehrende Athem des Tods hat mich angehaucht, meine Kraft sinkt nach dem Grabe. Jch stürbe als ein Elender, und du N
Weislingen. Jeſus Marie! — Laß mir Ruh! Laß mir Ruh! — Die Geſtalt fehlte noch! — Sie ſtirbt, Marie ſtirbt und zeigt ſich mir an. — Verlaß mich ſeeliger Geiſt, ich bin elend gnug. Marie. Weislingen ich bin kein Geiſt. Jch bin Marie. Weislingen. Das iſt ihre Stimme. Marie. Jch komme meines Bruders Leben von dir zu erflehen, er iſt unſchuldig ſo ſtrafbar er ſcheint. Weislingen. Still Marie. Du Engel des Himmels bringſt die Quaalen der Hoͤlle mit dir. Rede nicht fort. Marie. Und mein Bruder ſoll ſterben? Weis- lingen es iſt entſetzlich daß ich dir zu ſagen brauche: er iſt unſchuldig, daß ich jammern muß dich von dem abſcheulichſten Mord zuruͤck zu halten. Deine Seele iſt bis in ihre innerſte Tiefen von feindſeli- gen Maͤchten beſeſſen. Das iſt Adelbert! Weislingen. Du ſiehſt der verzehrende Athem des Tods hat mich angehaucht, meine Kraft ſinkt nach dem Grabe. Jch ſtuͤrbe als ein Elender, und du N
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#WEI"> <pb facs="#f0197" n="193"/> <fw place="top" type="header"> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </fw> <stage> <hi rendition="#b">Marie. (tritt auf.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#WEI"> <speaker> <hi rendition="#fr">Weislingen.</hi> </speaker> <p>Jeſus Marie! — Laß mir Ruh!<lb/> Laß mir Ruh! — Die Geſtalt fehlte noch! —<lb/> Sie ſtirbt, Marie ſtirbt und zeigt ſich mir an. —<lb/> Verlaß mich ſeeliger Geiſt, ich bin elend gnug.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#fr">Marie.</hi> </speaker> <p>Weislingen ich bin kein Geiſt. Jch<lb/> bin Marie.</p> </sp><lb/> <sp who="#WEI"> <speaker> <hi rendition="#fr">Weislingen.</hi> </speaker> <p>Das iſt ihre Stimme.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#fr">Marie.</hi> </speaker> <p>Jch komme meines Bruders Leben von<lb/> dir zu erflehen, er iſt unſchuldig ſo ſtrafbar er<lb/> ſcheint.</p> </sp><lb/> <sp who="#WEI"> <speaker> <hi rendition="#fr">Weislingen.</hi> </speaker> <p>Still Marie. Du Engel des<lb/> Himmels bringſt die Quaalen der Hoͤlle mit dir.<lb/> Rede nicht fort.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#fr">Marie.</hi> </speaker> <p>Und mein Bruder ſoll ſterben? Weis-<lb/> lingen es iſt entſetzlich daß ich dir zu ſagen brauche:<lb/> er iſt unſchuldig, daß ich jammern muß dich von<lb/> dem abſcheulichſten Mord zuruͤck zu halten. Deine<lb/> Seele iſt bis in ihre innerſte Tiefen von feindſeli-<lb/> gen Maͤchten beſeſſen. Das iſt Adelbert!</p> </sp><lb/> <sp who="#WEI"> <speaker> <hi rendition="#fr">Weislingen.</hi> </speaker> <p>Du ſiehſt der verzehrende Athem<lb/> des Tods hat mich angehaucht, meine Kraft ſinkt<lb/> nach dem Grabe. Jch ſtuͤrbe als ein Elender, und<lb/> <fw place="bottom" type="sig">N</fw><fw place="bottom" type="catch">du</fw><lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [193/0197]
Marie. (tritt auf.)
Weislingen. Jeſus Marie! — Laß mir Ruh!
Laß mir Ruh! — Die Geſtalt fehlte noch! —
Sie ſtirbt, Marie ſtirbt und zeigt ſich mir an. —
Verlaß mich ſeeliger Geiſt, ich bin elend gnug.
Marie. Weislingen ich bin kein Geiſt. Jch
bin Marie.
Weislingen. Das iſt ihre Stimme.
Marie. Jch komme meines Bruders Leben von
dir zu erflehen, er iſt unſchuldig ſo ſtrafbar er
ſcheint.
Weislingen. Still Marie. Du Engel des
Himmels bringſt die Quaalen der Hoͤlle mit dir.
Rede nicht fort.
Marie. Und mein Bruder ſoll ſterben? Weis-
lingen es iſt entſetzlich daß ich dir zu ſagen brauche:
er iſt unſchuldig, daß ich jammern muß dich von
dem abſcheulichſten Mord zuruͤck zu halten. Deine
Seele iſt bis in ihre innerſte Tiefen von feindſeli-
gen Maͤchten beſeſſen. Das iſt Adelbert!
Weislingen. Du ſiehſt der verzehrende Athem
des Tods hat mich angehaucht, meine Kraft ſinkt
nach dem Grabe. Jch ſtuͤrbe als ein Elender, und
du
N
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/197 |
Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/197>, abgerufen am 16.02.2025. |