Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773.Götz. (an einem Tisch.) Elisabeth. (bey ihm mit der Arbeit, es steht ein Licht auf dem Tisch und Schreib- zeug.) Götz. Der Müssiggang will mir gar nicht schmecken, und meine Beschränkung wird mir von Tag zu Tag enger, ich wollt ich könnt schlafen, oder mir nur einbilden die Ruh sey was angenehmes. Elisabeth. So schreib doch deine Geschichte aus die du angefangen hast. Gieb deinen Freunden ein Zeugniß in die Hand deine Feinde zu beschämen, verschaff einer edlen Nachkommenschaft die Freude dich nicht zu verkennen. Götz. Ach! Schreiben ist geschäftiger Müssig- gang, es kommt mir sauer an. Jndem ich schreibe was ich gethan habe, ärgere ich mich über den Ver- lust der Zeit in der ich etwas thun könnte. Elisabeth. (nimmt die Schrift.) Sey nicht wunderlich. Du bist eben an deiner ersten Gefan- genschaft in Heilbronn. Götz. L 3
Goͤtz. (an einem Tiſch.) Eliſabeth. (bey ihm mit der Arbeit, es ſteht ein Licht auf dem Tiſch und Schreib- zeug.) Goͤtz. Der Muͤſſiggang will mir gar nicht ſchmecken, und meine Beſchraͤnkung wird mir von Tag zu Tag enger, ich wollt ich koͤnnt ſchlafen, oder mir nur einbilden die Ruh ſey was angenehmes. Eliſabeth. So ſchreib doch deine Geſchichte aus die du angefangen haſt. Gieb deinen Freunden ein Zeugniß in die Hand deine Feinde zu beſchaͤmen, verſchaff einer edlen Nachkommenſchaft die Freude dich nicht zu verkennen. Goͤtz. Ach! Schreiben iſt geſchaͤftiger Muͤſſig- gang, es kommt mir ſauer an. Jndem ich ſchreibe was ich gethan habe, aͤrgere ich mich uͤber den Ver- luſt der Zeit in der ich etwas thun koͤnnte. Eliſabeth. (nimmt die Schrift.) Sey nicht wunderlich. Du biſt eben an deiner erſten Gefan- genſchaft in Heilbronn. Goͤtz. L 3
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Jaxthauſſen.
Goͤtz. (an einem Tiſch.) Eliſabeth.
(bey ihm mit der Arbeit, es ſteht
ein Licht auf dem Tiſch und Schreib-
zeug.)
Goͤtz. Der Muͤſſiggang will mir gar nicht
ſchmecken, und meine Beſchraͤnkung wird mir von
Tag zu Tag enger, ich wollt ich koͤnnt ſchlafen, oder
mir nur einbilden die Ruh ſey was angenehmes.
Eliſabeth. So ſchreib doch deine Geſchichte aus
die du angefangen haſt. Gieb deinen Freunden ein
Zeugniß in die Hand deine Feinde zu beſchaͤmen,
verſchaff einer edlen Nachkommenſchaft die Freude
dich nicht zu verkennen.
Goͤtz. Ach! Schreiben iſt geſchaͤftiger Muͤſſig-
gang, es kommt mir ſauer an. Jndem ich ſchreibe
was ich gethan habe, aͤrgere ich mich uͤber den Ver-
luſt der Zeit in der ich etwas thun koͤnnte.
Eliſabeth. (nimmt die Schrift.) Sey nicht
wunderlich. Du biſt eben an deiner erſten Gefan-
genſchaft in Heilbronn.
Goͤtz.
L 3
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/169>, abgerufen am 16.02.2025. |