Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Ein Fragment. Leipzig, 1790.Faust Mephistopheles. O glaube mir, der manche tausend Jahre An dieser harten Speise kaut, Daß in der Wieg' und auf der Bahre Kein Mensch den alten Sauerteig verdaut! Glaub' unser einem, dieses Ganze Ist nur für einen Gott gemacht; Er findet sich in einem ew'gen Glanze, Uns hat er in die Finsterniß gebracht, Und euch taugt einzig Tag und Nacht. Faust. Allein ich will! Mephistopheles. Das läßt sich hören! Doch nur vor Einem ist mir bang'; Die Zeit ist kurz, die Kunst ist lang. Ich dächt' ihr ließet euch belehren. Associirt euch mit einem Poeten, Laßt den Herrn in Gedanken schweifen, Und alle edle Qualitäten Auf euren Ehren-Scheitel häufen, Fauſt Mephiſtopheles. O glaube mir, der manche tauſend Jahre An dieſer harten Speiſe kaut, Daß in der Wieg’ und auf der Bahre Kein Menſch den alten Sauerteig verdaut! Glaub’ unſer einem, dieſes Ganze Iſt nur für einen Gott gemacht; Er findet ſich in einem ew’gen Glanze, Uns hat er in die Finſterniß gebracht, Und euch taugt einzig Tag und Nacht. Fauſt. Allein ich will! Mephiſtopheles. Das läßt ſich hören! Doch nur vor Einem iſt mir bang’; Die Zeit iſt kurz, die Kunſt iſt lang. Ich dächt’ ihr ließet euch belehren. Aſſociirt euch mit einem Poeten, Laßt den Herrn in Gedanken ſchweifen, Und alle edle Qualitäten Auf euren Ehren-Scheitel häufen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0030" n="20"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Fauſt</hi> </fw><lb/> <sp who="#MEP"> <speaker><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/> <p>O glaube mir, der manche tauſend Jahre<lb/> An dieſer harten Speiſe kaut,<lb/> Daß in der Wieg’ und auf der Bahre<lb/> Kein Menſch den alten Sauerteig verdaut!<lb/> Glaub’ unſer einem, dieſes Ganze<lb/> Iſt nur für einen Gott gemacht;<lb/> Er findet ſich in einem ew’gen Glanze,<lb/> Uns hat er in die Finſterniß gebracht,<lb/> Und euch taugt einzig Tag und Nacht.</p> </sp><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker><hi rendition="#g">Fauſt</hi>.</speaker><lb/> <p>Allein ich will!</p> </sp><lb/> <sp who="#MEP"> <speaker><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/> <p>Das läßt ſich hören!<lb/> Doch nur vor Einem iſt mir bang’;<lb/> Die Zeit iſt kurz, die Kunſt iſt lang.<lb/> Ich dächt’ ihr ließet euch belehren.<lb/> Aſſociirt euch mit einem Poeten,<lb/> Laßt den Herrn in Gedanken ſchweifen,<lb/> Und alle edle Qualitäten<lb/> Auf euren Ehren-Scheitel häufen,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [20/0030]
Fauſt
Mephiſtopheles.
O glaube mir, der manche tauſend Jahre
An dieſer harten Speiſe kaut,
Daß in der Wieg’ und auf der Bahre
Kein Menſch den alten Sauerteig verdaut!
Glaub’ unſer einem, dieſes Ganze
Iſt nur für einen Gott gemacht;
Er findet ſich in einem ew’gen Glanze,
Uns hat er in die Finſterniß gebracht,
Und euch taugt einzig Tag und Nacht.
Fauſt.
Allein ich will!
Mephiſtopheles.
Das läßt ſich hören!
Doch nur vor Einem iſt mir bang’;
Die Zeit iſt kurz, die Kunſt iſt lang.
Ich dächt’ ihr ließet euch belehren.
Aſſociirt euch mit einem Poeten,
Laßt den Herrn in Gedanken ſchweifen,
Und alle edle Qualitäten
Auf euren Ehren-Scheitel häufen,
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Ein Fragment. Leipzig, 1790, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faustfragment_1790/30>, abgerufen am 16.02.2025. |