Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Ein Fragment. Leipzig, 1790.Faust Wagner. Verzeiht! es ist ein groß Ergetzen, Sich in den Geist der Zeiten zu versetzen; Zu schauen, wie vor uns ein weiser Mann ge- dacht, Und wie wir's dann zuletzt so herrlich weit ge- bracht. Faust. O ja, bis an die Sterne weit! Mein Freund, die Zeiten der Vergangen- heit Sind uns ein Buch mit sieben Siegeln. Was ihr den Geist der Zeiten heißt, Das ist im Grund der Herren eigner Geist, In dem die Zeiten sich bespiegeln. Da ist's dann wahrlich oft ein Jammer! Man läuft euch bey dem ersten Blick davon. Ein Kehrichtfaß und eine Rumpelkammer, Und höchstens eine Haupt- und Staatsaction, Mit trefflichen, pragmatischen Maximen, Wie sie den Puppen wohl im Munde ziemen! Fauſt Wagner. Verzeiht! es iſt ein groß Ergetzen, Sich in den Geiſt der Zeiten zu verſetzen; Zu ſchauen, wie vor uns ein weiſer Mann ge- dacht, Und wie wir’s dann zuletzt ſo herrlich weit ge- bracht. Fauſt. O ja, bis an die Sterne weit! Mein Freund, die Zeiten der Vergangen- heit Sind uns ein Buch mit ſieben Siegeln. Was ihr den Geiſt der Zeiten heißt, Das iſt im Grund der Herren eigner Geiſt, In dem die Zeiten ſich beſpiegeln. Da iſt’s dann wahrlich oft ein Jammer! Man läuft euch bey dem erſten Blick davon. Ein Kehrichtfaß und eine Rumpelkammer, Und höchſtens eine Haupt- und Staatsaction, Mit trefflichen, pragmatiſchen Maximen, Wie ſie den Puppen wohl im Munde ziemen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0026" n="16"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Fauſt</hi> </fw><lb/> <sp who="#WAG"> <speaker><hi rendition="#g">Wagner</hi>.</speaker><lb/> <p>Verzeiht! es iſt ein groß Ergetzen,<lb/> Sich in den Geiſt der Zeiten zu verſetzen;<lb/> Zu ſchauen, wie vor uns ein weiſer Mann ge-<lb/> dacht,<lb/> Und wie wir’s dann zuletzt ſo herrlich weit ge-<lb/> bracht.</p> </sp><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker><hi rendition="#g">Fauſt</hi>.</speaker><lb/> <p>O ja, bis an die Sterne weit!<lb/> Mein Freund, die Zeiten der Vergangen-<lb/> heit<lb/> Sind uns ein Buch mit ſieben Siegeln.<lb/> Was ihr den Geiſt der Zeiten heißt,<lb/> Das iſt im Grund der Herren eigner Geiſt,<lb/> In dem die Zeiten ſich beſpiegeln.<lb/> Da iſt’s dann wahrlich oft ein Jammer!<lb/> Man läuft euch bey dem erſten Blick davon.<lb/> Ein Kehrichtfaß und eine Rumpelkammer,<lb/> Und höchſtens eine Haupt- und Staatsaction,<lb/> Mit trefflichen, pragmatiſchen Maximen,<lb/> Wie ſie den Puppen wohl im Munde ziemen!</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [16/0026]
Fauſt
Wagner.
Verzeiht! es iſt ein groß Ergetzen,
Sich in den Geiſt der Zeiten zu verſetzen;
Zu ſchauen, wie vor uns ein weiſer Mann ge-
dacht,
Und wie wir’s dann zuletzt ſo herrlich weit ge-
bracht.
Fauſt.
O ja, bis an die Sterne weit!
Mein Freund, die Zeiten der Vergangen-
heit
Sind uns ein Buch mit ſieben Siegeln.
Was ihr den Geiſt der Zeiten heißt,
Das iſt im Grund der Herren eigner Geiſt,
In dem die Zeiten ſich beſpiegeln.
Da iſt’s dann wahrlich oft ein Jammer!
Man läuft euch bey dem erſten Blick davon.
Ein Kehrichtfaß und eine Rumpelkammer,
Und höchſtens eine Haupt- und Staatsaction,
Mit trefflichen, pragmatiſchen Maximen,
Wie ſie den Puppen wohl im Munde ziemen!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |