Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Ein Fragment. Leipzig, 1790.Ein Fragment. Wo ist die Brust, die eine Welt in sich erschuf,Und trug, und hegte? Die mit Freudebeben Erschwoll, sich uns, den Geistern, gleich zu heben? Wo bist du, Faust, deß Stimme mir erklang? Der sich an mich mit allen Kräften drang? Bist du es? der, von meinem Hauch um- wittert, In allen Lebenstiefen zittert, Ein furchtsam weggekrümmter Wurm! Faust. Soll ich dir, Flammenbildung, weichen? Ich bin's, bin Faust, bin deines gleichen! Geist. In Lebensfluthen, im Thatensturm Wall' ich auf und ab, Webe hin und her! Geburt und Grab, Ein ewiges Meer, Ein wechselnd Weben, Ein glühend Leben, Ein Fragment. Wo iſt die Bruſt, die eine Welt in ſich erſchuf,Und trug, und hegte? Die mit Freudebeben Erſchwoll, ſich uns, den Geiſtern, gleich zu heben? Wo biſt du, Fauſt, deß Stimme mir erklang? Der ſich an mich mit allen Kräften drang? Biſt du es? der, von meinem Hauch um- wittert, In allen Lebenstiefen zittert, Ein furchtſam weggekrümmter Wurm! Fauſt. Soll ich dir, Flammenbildung, weichen? Ich bin’s, bin Fauſt, bin deines gleichen! Geiſt. In Lebensfluthen, im Thatenſturm Wall’ ich auf und ab, Webe hin und her! Geburt und Grab, Ein ewiges Meer, Ein wechſelnd Weben, Ein glühend Leben, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#GEIST"> <p><pb facs="#f0021" n="11"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ein Fragment</hi>.</fw><lb/> Wo iſt die Bruſt, die eine Welt in ſich erſchuf,<lb/> Und trug, und hegte? Die mit Freudebeben<lb/> Erſchwoll, ſich uns, den Geiſtern, gleich zu<lb/> heben?<lb/> Wo biſt du, Fauſt, deß Stimme mir erklang?<lb/> Der ſich an mich mit allen Kräften drang?<lb/> Biſt <hi rendition="#g">du</hi> es? der, von meinem Hauch um-<lb/> wittert,<lb/> In allen Lebenstiefen zittert,<lb/> Ein furchtſam weggekrümmter Wurm!</p> </sp><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker><hi rendition="#g">Fauſt</hi>.</speaker><lb/> <p>Soll ich dir, Flammenbildung, weichen?<lb/> Ich bin’s, bin Fauſt, bin deines gleichen!</p> </sp><lb/> <sp who="#GEIST"> <speaker><hi rendition="#g">Geiſt</hi>.</speaker><lb/> <p>In Lebensfluthen, im Thatenſturm<lb/> Wall’ ich auf und ab,<lb/> Webe hin und her!<lb/> Geburt und Grab,<lb/> Ein ewiges Meer,<lb/> Ein wechſelnd Weben,<lb/> Ein glühend Leben,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [11/0021]
Ein Fragment.
Wo iſt die Bruſt, die eine Welt in ſich erſchuf,
Und trug, und hegte? Die mit Freudebeben
Erſchwoll, ſich uns, den Geiſtern, gleich zu
heben?
Wo biſt du, Fauſt, deß Stimme mir erklang?
Der ſich an mich mit allen Kräften drang?
Biſt du es? der, von meinem Hauch um-
wittert,
In allen Lebenstiefen zittert,
Ein furchtſam weggekrümmter Wurm!
Fauſt.
Soll ich dir, Flammenbildung, weichen?
Ich bin’s, bin Fauſt, bin deines gleichen!
Geiſt.
In Lebensfluthen, im Thatenſturm
Wall’ ich auf und ab,
Webe hin und her!
Geburt und Grab,
Ein ewiges Meer,
Ein wechſelnd Weben,
Ein glühend Leben,
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