Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Ein Fragment. Leipzig, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite
Faust
Nicht daß sie just so sehr sich einzuschränken hat;
Wir könnten uns weit eh' als andre regen:
Mein Vater hinterließ ein hübsch Vermögen,
Ein Häuschen und ein Gärtchen vor der Stadt.
Doch hab' ich jetzt so ziemlich stille Tage:
Mein Bruder ist Soldat,
Mein Schwesterchen ist todt.
Ich hatte mit dem Kind wohl meine liebe
Noth;
Doch übernähm' ich gern noch einmal alle
Plage,
So lieb war mir das Kind.
Faust.
Ein Engel, wenn dir's glich.
Margarethe.
Ich zog es auf, und herzlich liebt' es mich.
Es war nach meines Vaters Tod geboren.
Die Mutter gaben wir verloren,
So elend wie sie damals lag,
Und sie erhohlte sich sehr langsam, nach und
nach.
Fauſt
Nicht daß ſie juſt ſo ſehr ſich einzuſchränken hat;
Wir könnten uns weit eh’ als andre regen:
Mein Vater hinterließ ein hübſch Vermögen,
Ein Häuschen und ein Gärtchen vor der Stadt.
Doch hab’ ich jetzt ſo ziemlich ſtille Tage:
Mein Bruder iſt Soldat,
Mein Schweſterchen iſt todt.
Ich hatte mit dem Kind wohl meine liebe
Noth;
Doch übernähm’ ich gern noch einmal alle
Plage,
So lieb war mir das Kind.
Fauſt.
Ein Engel, wenn dir’s glich.
Margarethe.
Ich zog es auf, und herzlich liebt’ es mich.
Es war nach meines Vaters Tod geboren.
Die Mutter gaben wir verloren,
So elend wie ſie damals lag,
Und ſie erhohlte ſich ſehr langſam, nach und
nach.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#MARGA">
            <p><pb facs="#f0132" n="122"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fau&#x017F;t</hi></fw><lb/>
Nicht daß &#x017F;ie ju&#x017F;t &#x017F;o &#x017F;ehr &#x017F;ich einzu&#x017F;chränken hat;<lb/>
Wir könnten uns weit eh&#x2019; als andre regen:<lb/>
Mein Vater hinterließ ein hüb&#x017F;ch Vermögen,<lb/>
Ein Häuschen und ein Gärtchen vor der Stadt.<lb/>
Doch hab&#x2019; ich jetzt &#x017F;o ziemlich &#x017F;tille Tage:<lb/>
Mein Bruder i&#x017F;t Soldat,<lb/>
Mein Schwe&#x017F;terchen i&#x017F;t todt.<lb/>
Ich hatte mit dem Kind wohl meine liebe<lb/>
Noth;<lb/>
Doch übernähm&#x2019; ich gern noch einmal alle<lb/>
Plage,<lb/>
So lieb war mir das Kind.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FAU">
            <speaker><hi rendition="#g">Fau&#x017F;t</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Ein Engel, wenn dir&#x2019;s glich.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MARGA">
            <speaker><hi rendition="#g">Margarethe</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Ich zog es auf, und herzlich liebt&#x2019; es mich.<lb/>
Es war nach meines Vaters Tod geboren.<lb/>
Die Mutter gaben wir verloren,<lb/>
So elend wie &#x017F;ie damals lag,<lb/>
Und &#x017F;ie erhohlte &#x017F;ich &#x017F;ehr lang&#x017F;am, nach und<lb/>
nach.<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[122/0132] Fauſt Nicht daß ſie juſt ſo ſehr ſich einzuſchränken hat; Wir könnten uns weit eh’ als andre regen: Mein Vater hinterließ ein hübſch Vermögen, Ein Häuschen und ein Gärtchen vor der Stadt. Doch hab’ ich jetzt ſo ziemlich ſtille Tage: Mein Bruder iſt Soldat, Mein Schweſterchen iſt todt. Ich hatte mit dem Kind wohl meine liebe Noth; Doch übernähm’ ich gern noch einmal alle Plage, So lieb war mir das Kind. Fauſt. Ein Engel, wenn dir’s glich. Margarethe. Ich zog es auf, und herzlich liebt’ es mich. Es war nach meines Vaters Tod geboren. Die Mutter gaben wir verloren, So elend wie ſie damals lag, Und ſie erhohlte ſich ſehr langſam, nach und nach.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faustfragment_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faustfragment_1790/132
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Ein Fragment. Leipzig, 1790, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faustfragment_1790/132>, abgerufen am 24.11.2024.