Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Ein Fragment. Leipzig, 1790.Faust Mephistopheles. Denkt nur, den Schmuck, für Grethchen ange- schafft, Den hat ein Pfaff' hinweggerafft -- -- Die Mutter kriegt das Ding zu schauen, Gleich fängt's ihr heimlich an zu grauen; Die Frau hat gar einen feinen Geruch, Schnuffelt immer im Gebetbuch, Und riecht's einem jeden Möbel an, Ob das Ding heilig ist oder profan; Und an dem Schmuck da spürt sie's klar, Daß dabey nicht viel Segen war. Mein Kind, rief sie, ungerechtes Gut Befängt die Seele, zehrt auf das Blut, Wollen's der Mutter Gottes weihen, Wird uns mit Himmels-Manna erfreuen! Margrethlein zog ein schiefes Maul, Ist halt, dacht' sie, ein geschenkter Gaul, Und wahrlich gottlos ist nicht der, Der ihn so fein gebracht hierher. Die Mutter ließ einen Pfaffen kommen; Der hatte kaum den Spaß vernommen, Fauſt Mephiſtopheles. Denkt nur, den Schmuck, für Grethchen ange- ſchafft, Den hat ein Pfaff’ hinweggerafft — — Die Mutter kriegt das Ding zu ſchauen, Gleich fängt’s ihr heimlich an zu grauen; Die Frau hat gar einen feinen Geruch, Schnuffelt immer im Gebetbuch, Und riecht’s einem jeden Möbel an, Ob das Ding heilig iſt oder profan; Und an dem Schmuck da ſpürt ſie’s klar, Daß dabey nicht viel Segen war. Mein Kind, rief ſie, ungerechtes Gut Befängt die Seele, zehrt auf das Blut, Wollen’s der Mutter Gottes weihen, Wird uns mit Himmels-Manna erfreuen! Margrethlein zog ein ſchiefes Maul, Iſt halt, dacht’ ſie, ein geſchenkter Gaul, Und wahrlich gottlos iſt nicht der, Der ihn ſo fein gebracht hierher. Die Mutter ließ einen Pfaffen kommen; Der hatte kaum den Spaß vernommen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0108" n="98"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Fauſt</hi> </fw><lb/> <sp who="#MEP"> <speaker><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/> <p>Denkt nur, den Schmuck, für Grethchen ange-<lb/> ſchafft,<lb/> Den hat ein Pfaff’ hinweggerafft — —<lb/> Die Mutter kriegt das Ding zu ſchauen,<lb/> Gleich fängt’s ihr heimlich an zu grauen;<lb/> Die Frau hat gar einen feinen Geruch,<lb/> Schnuffelt immer im Gebetbuch,<lb/> Und riecht’s einem jeden Möbel an,<lb/> Ob das Ding heilig iſt oder profan;<lb/> Und an dem Schmuck da ſpürt ſie’s klar,<lb/> Daß dabey nicht viel Segen war.<lb/> Mein Kind, rief ſie, ungerechtes Gut<lb/> Befängt die Seele, zehrt auf das Blut,<lb/> Wollen’s der Mutter Gottes weihen,<lb/> Wird uns mit Himmels-Manna erfreuen!<lb/> Margrethlein zog ein ſchiefes Maul,<lb/> Iſt halt, dacht’ ſie, ein geſchenkter Gaul,<lb/> Und wahrlich gottlos iſt nicht der,<lb/> Der ihn ſo fein gebracht hierher.<lb/> Die Mutter ließ einen Pfaffen kommen;<lb/> Der hatte kaum den Spaß vernommen,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [98/0108]
Fauſt
Mephiſtopheles.
Denkt nur, den Schmuck, für Grethchen ange-
ſchafft,
Den hat ein Pfaff’ hinweggerafft — —
Die Mutter kriegt das Ding zu ſchauen,
Gleich fängt’s ihr heimlich an zu grauen;
Die Frau hat gar einen feinen Geruch,
Schnuffelt immer im Gebetbuch,
Und riecht’s einem jeden Möbel an,
Ob das Ding heilig iſt oder profan;
Und an dem Schmuck da ſpürt ſie’s klar,
Daß dabey nicht viel Segen war.
Mein Kind, rief ſie, ungerechtes Gut
Befängt die Seele, zehrt auf das Blut,
Wollen’s der Mutter Gottes weihen,
Wird uns mit Himmels-Manna erfreuen!
Margrethlein zog ein ſchiefes Maul,
Iſt halt, dacht’ ſie, ein geſchenkter Gaul,
Und wahrlich gottlos iſt nicht der,
Der ihn ſo fein gebracht hierher.
Die Mutter ließ einen Pfaffen kommen;
Der hatte kaum den Spaß vernommen,
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