Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832.
Und nun erkennt ein Geister-Meister-Stück! So wie sie wandeln machen sie Musik. Aus luftigen Tönen quillt ein Weißnichtwie, Indem sie ziehn wird alles Melodie. Der Säulenschaft, auch die Triglyphe klingt, Ich glaube gar der ganze Tempel singt. Das Dunstige senkt sich; aus dem leichten Flor Ein schöner Jüngling tritt im Tact hervor. Hier schweigt mein Amt, ich brauch' ihn nicht zu nennen, Wer sollte nicht den holden Paris kennen! Dame. O! welch ein Glanz auf blühnder Jugendkraft! Zweyte. Wie eine Pfirsche frisch und voller Saft! Dritte. Die fein gezognen, süß geschwollnen Lippen! Vierte. Du möchtest wohl an solchem Becher nippen? Fünfte. Er ist gar hübsch, wenn auch nicht eben fein. Sechste. Ein bißchen könnt' er doch gewandter seyn. Ritter. Den Schäferknecht glaub' ich allhier zu spüren; Vom Prinzen nichts und nichts von Hofmanieren. Andrer.
Eh nun! halb nackt ist wohl der Junge schön, Doch müßten wir ihn erst im Harnisch sehn!
Und nun erkennt ein Geister-Meister-Stück! So wie sie wandeln machen sie Musik. Aus luftigen Tönen quillt ein Weißnichtwie, Indem sie ziehn wird alles Melodie. Der Säulenschaft, auch die Triglyphe klingt, Ich glaube gar der ganze Tempel singt. Das Dunstige senkt sich; aus dem leichten Flor Ein schöner Jüngling tritt im Tact hervor. Hier schweigt mein Amt, ich brauch’ ihn nicht zu nennen, Wer sollte nicht den holden Paris kennen! Dame. O! welch ein Glanz auf blühnder Jugendkraft! Zweyte. Wie eine Pfirsche frisch und voller Saft! Dritte. Die fein gezognen, süß geschwollnen Lippen! Vierte. Du möchtest wohl an solchem Becher nippen? Fünfte. Er ist gar hübsch, wenn auch nicht eben fein. Sechste. Ein bißchen könnt’ er doch gewandter seyn. Ritter. Den Schäferknecht glaub’ ich allhier zu spüren; Vom Prinzen nichts und nichts von Hofmanieren. Andrer.
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Und nun erkennt ein Geister-Meister-Stück!
So wie sie wandeln machen sie Musik.
Aus luftigen Tönen quillt ein Weißnichtwie,
Indem sie ziehn wird alles Melodie.
Der Säulenschaft, auch die Triglyphe klingt,
Ich glaube gar der ganze Tempel singt.
Das Dunstige senkt sich; aus dem leichten Flor
Ein schöner Jüngling tritt im Tact hervor.
Hier schweigt mein Amt, ich brauch’ ihn nicht zu nennen,
Wer sollte nicht den holden Paris kennen!
Dame.
O! welch ein Glanz auf blühnder Jugendkraft!
Zweyte.
Wie eine Pfirsche frisch und voller Saft!
Dritte.
Die fein gezognen, süß geschwollnen Lippen!
Vierte.
Du möchtest wohl an solchem Becher nippen?
Fünfte.
Er ist gar hübsch, wenn auch nicht eben fein.
Sechste.
Ein bißchen könnt’ er doch gewandter seyn.
Ritter.
Den Schäferknecht glaub’ ich allhier zu spüren;
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Andrer.
Eh nun! halb nackt ist wohl der Junge schön,
Doch müßten wir ihn erst im Harnisch sehn!
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/97>, abgerufen am 16.07.2024. |