Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite
Geiz.
So kann man doch, wenn es beliebt,
Vergnüglich diesen Kreis beschauen;
Denn immerfort sind vornen an die Frauen
Wo's was zu gaffen, was zu naschen giebt.
Noch bin ich nicht so völlig eingerostet!
Ein schönes Weib ist immer schön;
Und heute, weil es mich nichts kostet,
So wollen wir getrost sponsiren gehn.
Doch weil am überfüllten Orte
Nicht jedem Ohr vernehmlich alle Worte,
Versuch' ich klug und hoff' es soll mir glücken,
Mich pantomimisch deutlich auszudrücken.
Hand, Fuß, Gebärde reicht mir da nicht hin,
Da muß ich mich um einen Schwank bemühn.
Wie feuchten Thon will ich das Gold behandeln,
Denn dieß Metall läßt sich in alles wandeln.
Herold.
Was fängt der an der magre Thor!
Hat so ein Hungermann Humor?
Er knetet alles Gold zu Teig,
Ihm wird es untern Händen weich;
Wie er es drückt und wie es ballt
Bleibt's immer doch nur ungestalt.
Er wendet sich zu den Weibern dort,
Sie schreien alle, möchten fort,
Gebärden sich gar widerwärtig;
Der Schalk erweis't sich übelfertig.
Geiz.
So kann man doch, wenn es beliebt,
Vergnüglich diesen Kreis beschauen;
Denn immerfort sind vornen an die Frauen
Wo’s was zu gaffen, was zu naschen giebt.
Noch bin ich nicht so völlig eingerostet!
Ein schönes Weib ist immer schön;
Und heute, weil es mich nichts kostet,
So wollen wir getrost sponsiren gehn.
Doch weil am überfüllten Orte
Nicht jedem Ohr vernehmlich alle Worte,
Versuch’ ich klug und hoff’ es soll mir glücken,
Mich pantomimisch deutlich auszudrücken.
Hand, Fuß, Gebärde reicht mir da nicht hin,
Da muß ich mich um einen Schwank bemühn.
Wie feuchten Thon will ich das Gold behandeln,
Denn dieß Metall läßt sich in alles wandeln.
Herold.
Was fängt der an der magre Thor!
Hat so ein Hungermann Humor?
Er knetet alles Gold zu Teig,
Ihm wird es untern Händen weich;
Wie er es drückt und wie es ballt
Bleibt’s immer doch nur ungestalt.
Er wendet sich zu den Weibern dort,
Sie schreien alle, möchten fort,
Gebärden sich gar widerwärtig;
Der Schalk erweis’t sich übelfertig.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="act" n="1">
        <div type="scene">
          <pb facs="#f0065" n="53"/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Geiz.</hi> </speaker><lb/>
            <p>So kann man doch, wenn es beliebt,<lb/>
Vergnüglich diesen Kreis beschauen;<lb/>
Denn immerfort sind vornen an die Frauen<lb/>
Wo&#x2019;s was zu gaffen, was zu naschen giebt.<lb/>
Noch bin ich nicht so völlig eingerostet!<lb/>
Ein schönes Weib ist immer schön;<lb/>
Und heute, weil es mich nichts kostet,<lb/>
So wollen wir getrost sponsiren gehn.<lb/>
Doch weil am überfüllten Orte<lb/>
Nicht jedem Ohr vernehmlich alle Worte,<lb/>
Versuch&#x2019; ich klug und hoff&#x2019; es soll mir glücken,<lb/>
Mich pantomimisch deutlich auszudrücken.<lb/>
Hand, Fuß, Gebärde reicht mir da nicht hin,<lb/>
Da muß ich mich um einen Schwank bemühn.<lb/>
Wie feuchten Thon will ich das Gold behandeln,<lb/>
Denn dieß Metall läßt sich in alles wandeln.<lb/></p>
          </sp>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Herold.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Was fängt der an der magre Thor!<lb/>
Hat so ein Hungermann Humor?<lb/>
Er knetet alles Gold zu Teig,<lb/>
Ihm wird es untern Händen weich;<lb/>
Wie er es drückt und wie es ballt<lb/>
Bleibt&#x2019;s immer doch nur ungestalt.<lb/>
Er wendet sich zu den Weibern dort,<lb/>
Sie schreien alle, möchten fort,<lb/>
Gebärden sich gar widerwärtig;<lb/>
Der Schalk erweis&#x2019;t sich übelfertig.<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0065] Geiz. So kann man doch, wenn es beliebt, Vergnüglich diesen Kreis beschauen; Denn immerfort sind vornen an die Frauen Wo’s was zu gaffen, was zu naschen giebt. Noch bin ich nicht so völlig eingerostet! Ein schönes Weib ist immer schön; Und heute, weil es mich nichts kostet, So wollen wir getrost sponsiren gehn. Doch weil am überfüllten Orte Nicht jedem Ohr vernehmlich alle Worte, Versuch’ ich klug und hoff’ es soll mir glücken, Mich pantomimisch deutlich auszudrücken. Hand, Fuß, Gebärde reicht mir da nicht hin, Da muß ich mich um einen Schwank bemühn. Wie feuchten Thon will ich das Gold behandeln, Denn dieß Metall läßt sich in alles wandeln. Herold. Was fängt der an der magre Thor! Hat so ein Hungermann Humor? Er knetet alles Gold zu Teig, Ihm wird es untern Händen weich; Wie er es drückt und wie es ballt Bleibt’s immer doch nur ungestalt. Er wendet sich zu den Weibern dort, Sie schreien alle, möchten fort, Gebärden sich gar widerwärtig; Der Schalk erweis’t sich übelfertig.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Freies Deutsches Hochstift (Frankfurter Goethe-Museum), Sign. III B / 23: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2014-03-12T12:00:00Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/65
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/65>, abgerufen am 24.11.2024.