Doch auch ich im Jugend-Walten Irrte mich schon hundertmal; Heute mich im Zaum zu halten Scheere steckt im Futteral.
Und so bin ich gern gebunden, Blicke freundlich diesem Ort; Ihr in diesen freien Stunden Schwärmt nur immer fort und fort.
Lachesis.
Mir, die ich allein verständig, Blieb das Ordnen zugetheilt; Meine Weife, stets lebendig, Hat noch nie sich übereilt.
Fäden kommen, Fäden weifen, Jeden lenk' ich seine Bahn, Keinen laß ich überschweifen, Füg' er sich im Kreis heran.
Könnt' ich einmal mich vergessen Wär' es um die Welt mir bang; Stunden zählen, Jahre messen, Und der Weber nimmt den Strang.
Herold.
Die jetzo kommen werdet ihr nicht kennen, Wär't ihr noch so gelehrt in alten Schriften; Sie anzusehn, die so viel Uebel stiften, Ihr würdet sie willkommne Gäste nennen.
Doch auch ich im Jugend-Walten Irrte mich schon hundertmal; Heute mich im Zaum zu halten Scheere steckt im Futteral.
Und so bin ich gern gebunden, Blicke freundlich diesem Ort; Ihr in diesen freien Stunden Schwärmt nur immer fort und fort.
Lachesis.
Mir, die ich allein verständig, Blieb das Ordnen zugetheilt; Meine Weife, stets lebendig, Hat noch nie sich übereilt.
Fäden kommen, Fäden weifen, Jeden lenk’ ich seine Bahn, Keinen laß ich überschweifen, Füg’ er sich im Kreis heran.
Könnt’ ich einmal mich vergessen Wär’ es um die Welt mir bang; Stunden zählen, Jahre messen, Und der Weber nimmt den Strang.
Herold.
Die jetzo kommen werdet ihr nicht kennen, Wär’t ihr noch so gelehrt in alten Schriften; Sie anzusehn, die so viel Uebel stiften, Ihr würdet sie willkommne Gäste nennen.
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Doch auch ich im Jugend-Walten
Irrte mich schon hundertmal;
Heute mich im Zaum zu halten
Scheere steckt im Futteral.
Und so bin ich gern gebunden,
Blicke freundlich diesem Ort;
Ihr in diesen freien Stunden
Schwärmt nur immer fort und fort.
Lachesis.
Mir, die ich allein verständig,
Blieb das Ordnen zugetheilt;
Meine Weife, stets lebendig,
Hat noch nie sich übereilt.
Fäden kommen, Fäden weifen,
Jeden lenk’ ich seine Bahn,
Keinen laß ich überschweifen,
Füg’ er sich im Kreis heran.
Könnt’ ich einmal mich vergessen
Wär’ es um die Welt mir bang;
Stunden zählen, Jahre messen,
Und der Weber nimmt den Strang.
Herold.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/47>, abgerufen am 16.02.2025.
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