Pater Seraphicus (mittlere Region). Welch ein Morgenwölkchen schwebet Durch der Tannen schwankend Haar! Ahn' ich was im Innern lebet? Es ist junge Geisterschaar.
Chor seliger Knaben. Sag' uns, Vater, wo wir wallen, Sag' uns, Guter, wer wir sind? Glücklich sind wir, allen allen Ist das Daseyn so gelind.
Pater Seraphicus. Knaben! Mitternachts Geborne, Halb erschlossen Geist und Sinn, Für die Eltern gleich Verlorne, Für die Engel zum Gewinn. Daß ein Liebender zugegen Fühlt ihr wohl, so naht euch nur; Doch von schroffen Erdewegen Glückliche! habt ihr keine Spur. Steigt herab in meiner Augen Welt- und erdgemäß Organ, Könnt sie als die euern brauchen, Schaut euch diese Gegend an. (Er nimmt sie in sich.) Das sind Bäume, das sind Felsen, Wasserstrom, der abestürzt Und mit ungeheurem Wälzen Sich den steilen Weg verkürzt.
Pater Seraphicus (mittlere Region). Welch ein Morgenwölkchen schwebet Durch der Tannen schwankend Haar! Ahn’ ich was im Innern lebet? Es ist junge Geisterschaar.
Chor seliger Knaben. Sag’ uns, Vater, wo wir wallen, Sag’ uns, Guter, wer wir sind? Glücklich sind wir, allen allen Ist das Daseyn so gelind.
Pater Seraphicus. Knaben! Mitternachts Geborne, Halb erschlossen Geist und Sinn, Für die Eltern gleich Verlorne, Für die Engel zum Gewinn. Daß ein Liebender zugegen Fühlt ihr wohl, so naht euch nur; Doch von schroffen Erdewegen Glückliche! habt ihr keine Spur. Steigt herab in meiner Augen Welt- und erdgemäß Organ, Könnt sie als die euern brauchen, Schaut euch diese Gegend an. (Er nimmt sie in sich.) Das sind Bäume, das sind Felsen, Wasserstrom, der abestürzt Und mit ungeheurem Wälzen Sich den steilen Weg verkürzt.
<TEI><text><body><divtype="act"n="1"><divtype="scene"n="2"><pbfacs="#f0347"n="335"/><sp><speaker><hirendition="#g"><hirendition="#aq">Pater Seraphicus</hi></hi></speaker><lb/><stage>(mittlere Region).</stage><lb/><p>Welch ein Morgenwölkchen schwebet<lb/>
Durch der Tannen schwankend Haar!<lb/>
Ahn’ ich was im Innern lebet?<lb/>
Es ist junge Geisterschaar.<lb/></p></sp><sp><speaker><hirendition="#g">Chor seliger Knaben.</hi></speaker><lb/><p>Sag’ uns, Vater, wo wir wallen,<lb/>
Sag’ uns, Guter, wer wir sind?<lb/>
Glücklich sind wir, allen allen<lb/>
Ist das Daseyn so gelind.<lb/></p></sp><sp><speaker><hirendition="#aq">Pater Seraphicus</hi>.</speaker><lb/><p>Knaben! Mitternachts Geborne,<lb/>
Halb erschlossen Geist und Sinn,<lb/>
Für die Eltern gleich Verlorne,<lb/>
Für die Engel zum Gewinn.<lb/>
Daß ein Liebender zugegen<lb/>
Fühlt ihr wohl, so naht euch nur;<lb/>
Doch von schroffen Erdewegen<lb/>
Glückliche! habt ihr keine Spur.<lb/>
Steigt herab in meiner Augen<lb/>
Welt- und erdgemäß Organ,<lb/>
Könnt sie als die euern brauchen,<lb/>
Schaut euch diese Gegend an.<lb/></p><stage>(Er nimmt sie in sich.)</stage><lb/><p>Das sind Bäume, das sind <choice><sic>Felseu</sic><corr>Felsen</corr></choice>,<lb/>
Wasserstrom, der abestürzt<lb/>
Und mit ungeheurem Wälzen<lb/>
Sich den steilen Weg verkürzt.<lb/></p></sp></div></div></body></text></TEI>
[335/0347]
Pater Seraphicus
(mittlere Region).
Welch ein Morgenwölkchen schwebet
Durch der Tannen schwankend Haar!
Ahn’ ich was im Innern lebet?
Es ist junge Geisterschaar.
Chor seliger Knaben.
Sag’ uns, Vater, wo wir wallen,
Sag’ uns, Guter, wer wir sind?
Glücklich sind wir, allen allen
Ist das Daseyn so gelind.
Pater Seraphicus.
Knaben! Mitternachts Geborne,
Halb erschlossen Geist und Sinn,
Für die Eltern gleich Verlorne,
Für die Engel zum Gewinn.
Daß ein Liebender zugegen
Fühlt ihr wohl, so naht euch nur;
Doch von schroffen Erdewegen
Glückliche! habt ihr keine Spur.
Steigt herab in meiner Augen
Welt- und erdgemäß Organ,
Könnt sie als die euern brauchen,
Schaut euch diese Gegend an.
(Er nimmt sie in sich.)
Das sind Bäume, das sind Felsen,
Wasserstrom, der abestürzt
Und mit ungeheurem Wälzen
Sich den steilen Weg verkürzt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-11-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Freies Deutsches Hochstift (Frankfurter Goethe-Museum), Sign. III B / 23: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2014-03-12T12:00:00Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-15T13:54:31Z)
Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/347>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.