Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832.So seh' ich in allen Die ewige Zier, Und wie mir's gefallen Gefall' ich auch mir. Ihr glücklichen Augen Was je ihr gesehn, Es sey wie es wolle Es war doch so schön! (Pause.) Nicht allein mich zu ergötzen Bin ich hier so hoch gestellt; Welch ein gräuliches Entsetzen Droht mir aus der finstern Welt! Funkenblicke seh' ich sprühen Durch der Linden Doppelnacht, Immer stärker wühlt ein Glühen Von der Zugluft angefacht. Ach! die inn're Hütte lodert, Die bemoos't und feucht gestanden, Schnelle Hülfe wird gefodert, Keine Rettung ist vorhanden. Ach! die guten alten Leute, Sonst so sorglich um das Feuer, Werden sie dem Qualm zur Beute! Welch ein schrecklich Abenteuer! Flamme flammet, roth in Gluthen Steht das schwarze Moosgestelle, Retteten sich nur die Guten Aus der wildentbrannten Hölle! So seh’ ich in allen Die ewige Zier, Und wie mir’s gefallen Gefall’ ich auch mir. Ihr glücklichen Augen Was je ihr gesehn, Es sey wie es wolle Es war doch so schön! (Pause.) Nicht allein mich zu ergötzen Bin ich hier so hoch gestellt; Welch ein gräuliches Entsetzen Droht mir aus der finstern Welt! Funkenblicke seh’ ich sprühen Durch der Linden Doppelnacht, Immer stärker wühlt ein Glühen Von der Zugluft angefacht. Ach! die inn’re Hütte lodert, Die bemoos’t und feucht gestanden, Schnelle Hülfe wird gefodert, Keine Rettung ist vorhanden. Ach! die guten alten Leute, Sonst so sorglich um das Feuer, Werden sie dem Qualm zur Beute! Welch ein schrecklich Abenteuer! Flamme flammet, roth in Gluthen Steht das schwarze Moosgestelle, Retteten sich nur die Guten Aus der wildentbrannten Hölle! <TEI> <text> <body> <div type="act" n="1"> <div type="scene" n="2"> <sp> <lg type="poem"> <pb facs="#f0321" n="309"/> <l rendition="#et">So seh’ ich in allen</l><lb/> <l rendition="#et">Die ewige Zier,</l><lb/> <l rendition="#et">Und wie mir’s gefallen</l><lb/> <l rendition="#et">Gefall’ ich auch mir.</l><lb/> <l rendition="#et">Ihr glücklichen Augen</l><lb/> <l rendition="#et">Was je ihr gesehn,</l><lb/> <l rendition="#et">Es sey wie es wolle</l><lb/> <l rendition="#et">Es war doch so schön!</l><lb/> <stage>(Pause.)</stage><lb/> <l rendition="#et">Nicht allein mich zu ergötzen</l><lb/> <l rendition="#et">Bin ich hier so hoch gestellt;</l><lb/> <l rendition="#et">Welch ein gräuliches Entsetzen</l><lb/> <l rendition="#et">Droht mir aus der finstern Welt!</l><lb/> <l rendition="#et">Funkenblicke seh’ ich sprühen</l><lb/> <l rendition="#et">Durch der Linden Doppelnacht,</l><lb/> <l rendition="#et">Immer stärker wühlt ein Glühen</l><lb/> <l rendition="#et">Von der Zugluft angefacht.</l><lb/> <l rendition="#et">Ach! die inn’re Hütte lodert,</l><lb/> <l rendition="#et">Die bemoos’t und feucht gestanden,</l><lb/> <l rendition="#et">Schnelle Hülfe wird gefodert,</l><lb/> <l rendition="#et">Keine Rettung ist vorhanden.</l><lb/> <l rendition="#et">Ach! die guten alten Leute,</l><lb/> <l rendition="#et">Sonst so sorglich um das Feuer,</l><lb/> <l rendition="#et">Werden sie dem Qualm zur Beute!</l><lb/> <l rendition="#et">Welch ein schrecklich Abenteuer!</l><lb/> <l rendition="#et">Flamme flammet, roth in Gluthen</l><lb/> <l rendition="#et">Steht das schwarze Moosgestelle,</l><lb/> <l rendition="#et">Retteten sich nur die Guten</l><lb/> <l rendition="#et">Aus der wildentbrannten Hölle!</l><lb/> </lg> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [309/0321]
So seh’ ich in allen
Die ewige Zier,
Und wie mir’s gefallen
Gefall’ ich auch mir.
Ihr glücklichen Augen
Was je ihr gesehn,
Es sey wie es wolle
Es war doch so schön!
(Pause.)
Nicht allein mich zu ergötzen
Bin ich hier so hoch gestellt;
Welch ein gräuliches Entsetzen
Droht mir aus der finstern Welt!
Funkenblicke seh’ ich sprühen
Durch der Linden Doppelnacht,
Immer stärker wühlt ein Glühen
Von der Zugluft angefacht.
Ach! die inn’re Hütte lodert,
Die bemoos’t und feucht gestanden,
Schnelle Hülfe wird gefodert,
Keine Rettung ist vorhanden.
Ach! die guten alten Leute,
Sonst so sorglich um das Feuer,
Werden sie dem Qualm zur Beute!
Welch ein schrecklich Abenteuer!
Flamme flammet, roth in Gluthen
Steht das schwarze Moosgestelle,
Retteten sich nur die Guten
Aus der wildentbrannten Hölle!
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/321>, abgerufen am 16.07.2024. |