Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite
Im Frieden wirke nun wie es die Zeit begehrt,
Erbmarschall nenn' ich dich, verleihe dir das Schwert.
Erbmarschall.
Dein treues Heer, bis jetzt im Inneren beschäftigt,
Wenn's an der Gränze dich und deinen Thron bekräftigt,
Dann sey es uns vergönnt, bei Festesdrang im Saal
Geräumiger Vaterburg, zu rüsten dir das Mahl.
Blank trag' ich's dir dann vor, blank halt' ich dir's zur
Seite,
Der höchsten Majestät zu ewigem Geleite.
Der Kaiser (zum Zweyten).
Der sich, als tapfrer Mann, auch zart gefällig zeigt,
Du! sey Erzkämmerer, der Auftrag ist nicht leicht.
Du bist der Oberste von allem Hausgesinde,
Bei deren innerm Streit ich schlechte Diener finde;
Dein Beispiel sey fortan in Ehren aufgestellt,
Wie man dem Herrn, dem Hof und Allen wohlgefällt.
Erzkämmerer.
Des Herren großen Sinn zu fördern bringt zu Gnaden,
Den Besten hülfreich seyn, den Schlechten selbst nicht
schaden,
Dann klar seyn ohne List, und ruhig ohne Trug!
Wenn du mich, Herr, durchschaust, geschieht mir schon
genug.
Darf sich die Phantasie auf jenes Fest erstrecken?
Wenn du zur Tafel gehst reich' ich das goldne Becken,
Die Ringe halt' ich dir, damit zur Wonnezeit,
Sich deine Hand erfrischt, wie mich dein Blick erfreut.
Im Frieden wirke nun wie es die Zeit begehrt,
Erbmarschall nenn’ ich dich, verleihe dir das Schwert.
Erbmarschall.
Dein treues Heer, bis jetzt im Inneren beschäftigt,
Wenn’s an der Gränze dich und deinen Thron bekräftigt,
Dann sey es uns vergönnt, bei Festesdrang im Saal
Geräumiger Vaterburg, zu rüsten dir das Mahl.
Blank trag’ ich’s dir dann vor, blank halt’ ich dir’s zur
Seite,
Der höchsten Majestät zu ewigem Geleite.
Der Kaiser (zum Zweyten).
Der sich, als tapfrer Mann, auch zart gefällig zeigt,
Du! sey Erzkämmerer, der Auftrag ist nicht leicht.
Du bist der Oberste von allem Hausgesinde,
Bei deren innerm Streit ich schlechte Diener finde;
Dein Beispiel sey fortan in Ehren aufgestellt,
Wie man dem Herrn, dem Hof und Allen wohlgefällt.
Erzkämmerer.
Des Herren großen Sinn zu fördern bringt zu Gnaden,
Den Besten hülfreich seyn, den Schlechten selbst nicht
schaden,
Dann klar seyn ohne List, und ruhig ohne Trug!
Wenn du mich, Herr, durchschaust, geschieht mir schon
genug.
Darf sich die Phantasie auf jenes Fest erstrecken?
Wenn du zur Tafel gehst reich’ ich das goldne Becken,
Die Ringe halt’ ich dir, damit zur Wonnezeit,
Sich deine Hand erfrischt, wie mich dein Blick erfreut.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="act" n="1">
        <div type="scene" n="2">
          <sp>
            <p><pb facs="#f0301" n="289"/>
Im Frieden wirke nun wie es die Zeit begehrt,<lb/>
Erbmarschall nenn&#x2019; ich dich, verleihe dir das Schwert.<lb/></p>
          </sp>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Erbmarschall.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Dein treues Heer, bis jetzt im Inneren beschäftigt,<lb/>
Wenn&#x2019;s an der Gränze dich und deinen Thron bekräftigt,<lb/>
Dann sey es uns vergönnt, bei Festesdrang im Saal<lb/>
Geräumiger Vaterburg, zu rüsten dir das Mahl.<lb/>
Blank trag&#x2019; ich&#x2019;s dir dann vor, blank halt&#x2019; ich dir&#x2019;s zur<lb/><hi rendition="#et">Seite,</hi><lb/>
Der höchsten Majestät zu ewigem Geleite.<lb/></p>
          </sp>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Der Kaiser</hi> </speaker>
            <stage>(zum Zweyten).</stage><lb/>
            <p>Der sich, als tapfrer Mann, auch zart gefällig zeigt,<lb/>
Du! sey Erzkämmerer, der Auftrag ist nicht leicht.<lb/>
Du bist der Oberste von allem Hausgesinde,<lb/>
Bei deren innerm Streit ich schlechte Diener finde;<lb/>
Dein Beispiel sey fortan in Ehren aufgestellt,<lb/>
Wie man dem Herrn, dem Hof und Allen wohlgefällt.<lb/></p>
          </sp>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Erzkämmerer.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Des Herren großen Sinn zu fördern bringt zu Gnaden,<lb/>
Den Besten hülfreich seyn, den Schlechten selbst nicht<lb/><hi rendition="#et">schaden,</hi><lb/>
Dann klar seyn ohne List, und ruhig ohne Trug!<lb/>
Wenn du mich, Herr, durchschaust, geschieht mir schon<lb/><hi rendition="#et">genug.</hi><lb/>
Darf sich die Phantasie auf jenes Fest erstrecken?<lb/>
Wenn du zur Tafel gehst reich&#x2019; ich das goldne Becken,<lb/>
Die Ringe halt&#x2019; ich dir, damit zur Wonnezeit,<lb/>
Sich deine Hand erfrischt, wie mich dein Blick erfreut.<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[289/0301] Im Frieden wirke nun wie es die Zeit begehrt, Erbmarschall nenn’ ich dich, verleihe dir das Schwert. Erbmarschall. Dein treues Heer, bis jetzt im Inneren beschäftigt, Wenn’s an der Gränze dich und deinen Thron bekräftigt, Dann sey es uns vergönnt, bei Festesdrang im Saal Geräumiger Vaterburg, zu rüsten dir das Mahl. Blank trag’ ich’s dir dann vor, blank halt’ ich dir’s zur Seite, Der höchsten Majestät zu ewigem Geleite. Der Kaiser (zum Zweyten). Der sich, als tapfrer Mann, auch zart gefällig zeigt, Du! sey Erzkämmerer, der Auftrag ist nicht leicht. Du bist der Oberste von allem Hausgesinde, Bei deren innerm Streit ich schlechte Diener finde; Dein Beispiel sey fortan in Ehren aufgestellt, Wie man dem Herrn, dem Hof und Allen wohlgefällt. Erzkämmerer. Des Herren großen Sinn zu fördern bringt zu Gnaden, Den Besten hülfreich seyn, den Schlechten selbst nicht schaden, Dann klar seyn ohne List, und ruhig ohne Trug! Wenn du mich, Herr, durchschaust, geschieht mir schon genug. Darf sich die Phantasie auf jenes Fest erstrecken? Wenn du zur Tafel gehst reich’ ich das goldne Becken, Die Ringe halt’ ich dir, damit zur Wonnezeit, Sich deine Hand erfrischt, wie mich dein Blick erfreut.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Freies Deutsches Hochstift (Frankfurter Goethe-Museum), Sign. III B / 23: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2014-03-12T12:00:00Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/301
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/301>, abgerufen am 25.11.2024.