Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832.
Ein rother ahnungsvoller Schein; Schon blutig blinken die Gewehre, Der Fels, der Wald, die Atmosphäre, Der ganze Himmel mischt sich ein. Mephistopheles. Die rechte Flanke hält sich kräftig; Doch seh' ich ragend unter diesen, Hans Raufbold, den behenden Riesen, Auf seine Weise rasch beschäftigt. Kaiser. Erst sah ich Einen Arm erhoben, Jetzt seh' ich schon ein Dutzend toben, Naturgemäß geschieht es nicht. Faust. Vernahmst du nichts von Nebelstreifen Die auf Siciliens Küsten schweifen? Dort, schwankend klar, im Tageslicht, Erhoben zu den Mittellüften, Gespiegelt in besondern Düften, Erscheint ein seltsames Gesicht. Da schwanken Städte hin und wieder, Da steigen Gärten auf und nieder, Wie Bild um Bild den Aether bricht. Kaiser.
Doch wie bedenklich! Alle Spitzen Der hohen Speere seh' ich blitzen; Auf unsrer Phalanx blanken Lanzen Seh' ich behende Flämmchen tanzen. Das scheint mir gar zu geisterhaft.
Ein rother ahnungsvoller Schein; Schon blutig blinken die Gewehre, Der Fels, der Wald, die Atmosphäre, Der ganze Himmel mischt sich ein. Mephistopheles. Die rechte Flanke hält sich kräftig; Doch seh’ ich ragend unter diesen, Hans Raufbold, den behenden Riesen, Auf seine Weise rasch beschäftigt. Kaiser. Erst sah ich Einen Arm erhoben, Jetzt seh’ ich schon ein Dutzend toben, Naturgemäß geschieht es nicht. Faust. Vernahmst du nichts von Nebelstreifen Die auf Siciliens Küsten schweifen? Dort, schwankend klar, im Tageslicht, Erhoben zu den Mittellüften, Gespiegelt in besondern Düften, Erscheint ein seltsames Gesicht. Da schwanken Städte hin und wieder, Da steigen Gärten auf und nieder, Wie Bild um Bild den Aether bricht. Kaiser.
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Ein rother ahnungsvoller Schein;
Schon blutig blinken die Gewehre,
Der Fels, der Wald, die Atmosphäre,
Der ganze Himmel mischt sich ein.
Mephistopheles.
Die rechte Flanke hält sich kräftig;
Doch seh’ ich ragend unter diesen,
Hans Raufbold, den behenden Riesen,
Auf seine Weise rasch beschäftigt.
Kaiser.
Erst sah ich Einen Arm erhoben,
Jetzt seh’ ich schon ein Dutzend toben,
Naturgemäß geschieht es nicht.
Faust.
Vernahmst du nichts von Nebelstreifen
Die auf Siciliens Küsten schweifen?
Dort, schwankend klar, im Tageslicht,
Erhoben zu den Mittellüften,
Gespiegelt in besondern Düften,
Erscheint ein seltsames Gesicht.
Da schwanken Städte hin und wieder,
Da steigen Gärten auf und nieder,
Wie Bild um Bild den Aether bricht.
Kaiser.
Doch wie bedenklich! Alle Spitzen
Der hohen Speere seh’ ich blitzen;
Auf unsrer Phalanx blanken Lanzen
Seh’ ich behende Flämmchen tanzen.
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/287>, abgerufen am 17.07.2024. |