Wie Röhrenwasser bleiben aus. Auch Herr, in deinen weiten Staaten An wen ist der Besitz gerathen? Wohin man kommt da hält ein Neuer Haus, Und unabhängig will er leben; Zusehen muß man wie er's treibt; Wir haben so viel Rechte hingegeben, Daß uns auf nichts ein Recht mehr übrig bleibt. Auch auf Parteyen, wie sie heißen, Ist heut zu Tage kein Verlaß; Sie mögen schelten oder preisen, Gleichgültig wurden Lieb und Haß. Die Ghibellinen wie die Guelfen Verbergen sich um auszuruhn; Wer jetzt will seinem Nachbar helfen? Ein jeder hat für sich zu thun. Die Goldespforten sind verrammelt, Ein jeder kratzt und scharrt und sammelt Und unsre Cassen bleiben leer.
Marschalk. Welch Unheil muß auch ich erfahren; Wir wollen alle Tage sparen Und brauchen alle Tage mehr. Und täglich wächs't mir neue Pein. Den Köchen thut kein Mangel wehe; Wildschweine, Hirsche, Hasen, Rehe, Welschhühner, Hühner, Gäns' und Enten, Die Deputate, sichre Renten,
Wie Röhrenwasser bleiben aus. Auch Herr, in deinen weiten Staaten An wen ist der Besitz gerathen? Wohin man kommt da hält ein Neuer Haus, Und unabhängig will er leben; Zusehen muß man wie er’s treibt; Wir haben so viel Rechte hingegeben, Daß uns auf nichts ein Recht mehr übrig bleibt. Auch auf Parteyen, wie sie heißen, Ist heut zu Tage kein Verlaß; Sie mögen schelten oder preisen, Gleichgültig wurden Lieb und Haß. Die Ghibellinen wie die Guelfen Verbergen sich um auszuruhn; Wer jetzt will seinem Nachbar helfen? Ein jeder hat für sich zu thun. Die Goldespforten sind verrammelt, Ein jeder kratzt und scharrt und sammelt Und unsre Cassen bleiben leer.
Marschalk. Welch Unheil muß auch ich erfahren; Wir wollen alle Tage sparen Und brauchen alle Tage mehr. Und täglich wächs’t mir neue Pein. Den Köchen thut kein Mangel wehe; Wildschweine, Hirsche, Hasen, Rehe, Welschhühner, Hühner, Gäns’ und Enten, Die Deputate, sichre Renten,
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Wie Röhrenwasser bleiben aus.
Auch Herr, in deinen weiten Staaten
An wen ist der Besitz gerathen?
Wohin man kommt da hält ein Neuer Haus,
Und unabhängig will er leben;
Zusehen muß man wie er’s treibt;
Wir haben so viel Rechte hingegeben,
Daß uns auf nichts ein Recht mehr übrig bleibt.
Auch auf Parteyen, wie sie heißen,
Ist heut zu Tage kein Verlaß;
Sie mögen schelten oder preisen,
Gleichgültig wurden Lieb und Haß.
Die Ghibellinen wie die Guelfen
Verbergen sich um auszuruhn;
Wer jetzt will seinem Nachbar helfen?
Ein jeder hat für sich zu thun.
Die Goldespforten sind verrammelt,
Ein jeder kratzt und scharrt und sammelt
Und unsre Cassen bleiben leer.
Marschalk.
Welch Unheil muß auch ich erfahren;
Wir wollen alle Tage sparen
Und brauchen alle Tage mehr.
Und täglich wächs’t mir neue Pein.
Den Köchen thut kein Mangel wehe;
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Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/25>, abgerufen am 16.07.2024.
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