Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832.
Vielleicht auch irrt sie zweifelhaft im Labyrinth Der wundersam aus vielen eins gewordnen Burg, Den Herrn erfragend fürstlicher Hochbegrüßung halb. Doch sieh, dort oben regt in Menge sich allbereits In Galerien, am Fenster, in Portalen rasch Sich hin und her bewegend viele Dienerschaft, Vornehm-willkommnen Gastempfang verkündet es. Chor. Aufgeht mir das Herz! o, seht nur dahin, Wie so sittig herab mit verweilendem Tritt Jungholdeste Schaar anständig bewegt Den geregelten Zug. Wie? auf wessen Befehl Nur erscheinen gereiht und gebildet so früh, Von Jünglingsknaben das herrliche Volk? Was bewundr' ich zumeist! Ist es zierlicher Gang, Etwa des Haupts Lockhaar um die blendende Stirn, Etwa der Wänglein Paar, wie die Pfirsiche roth, Und eben auch so weichwollig beflaumt? Gern biß ich hinein, doch ich schaudre davor, Denn in ähnlichem Fall, da erfüllte der Mund Sich, gräßlich zu sagen! mit Asche. Aber die schönsten Sie kommen daher; Was tragen sie nur? Stufen zum Thron, Teppich und Sitz, Umhang und zelt- artigen Schmuck, Ueber überwallt er,
Vielleicht auch irrt sie zweifelhaft im Labyrinth Der wundersam aus vielen eins gewordnen Burg, Den Herrn erfragend fürstlicher Hochbegrüßung halb. Doch sieh, dort oben regt in Menge sich allbereits In Galerien, am Fenster, in Portalen rasch Sich hin und her bewegend viele Dienerschaft, Vornehm-willkommnen Gastempfang verkündet es. Chor. Aufgeht mir das Herz! o, seht nur dahin, Wie so sittig herab mit verweilendem Tritt Jungholdeste Schaar anständig bewegt Den geregelten Zug. Wie? auf wessen Befehl Nur erscheinen gereiht und gebildet so früh, Von Jünglingsknaben das herrliche Volk? Was bewundr’ ich zumeist! Ist es zierlicher Gang, Etwa des Haupts Lockhaar um die blendende Stirn, Etwa der Wänglein Paar, wie die Pfirsiche roth, Und eben auch so weichwollig beflaumt? Gern biß ich hinein, doch ich schaudre davor, Denn in ähnlichem Fall, da erfüllte der Mund Sich, gräßlich zu sagen! mit Asche. Aber die schönsten Sie kommen daher; Was tragen sie nur? Stufen zum Thron, Teppich und Sitz, Umhang und zelt- artigen Schmuck, Ueber überwallt er, <TEI> <text> <body> <div type="act" n="1"> <div type="scene" n="2"> <sp> <p><pb facs="#f0221" n="209"/> Vielleicht auch irrt sie zweifelhaft im Labyrinth<lb/> Der wundersam aus vielen eins gewordnen Burg,<lb/> Den Herrn erfragend fürstlicher Hochbegrüßung halb.<lb/> Doch sieh, dort oben regt in Menge sich allbereits<lb/> In Galerien, am Fenster, in Portalen rasch<lb/> Sich hin und her bewegend viele Dienerschaft,<lb/> Vornehm-willkommnen Gastempfang verkündet es.<lb/></p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Chor.</hi> </speaker><lb/> <lg type="poem"> <l rendition="#et">Aufgeht mir das Herz! o, seht nur dahin,</l><lb/> <l rendition="#et">Wie so sittig herab mit verweilendem Tritt</l><lb/> <l rendition="#et">Jungholdeste Schaar anständig bewegt</l><lb/> <l rendition="#et">Den geregelten Zug. Wie? auf wessen Befehl</l><lb/> <l rendition="#et">Nur erscheinen gereiht und gebildet so früh,</l><lb/> <l rendition="#et">Von Jünglingsknaben das herrliche Volk?</l><lb/> <l rendition="#et">Was bewundr’ ich zumeist! Ist es zierlicher Gang,</l><lb/> <l rendition="#et">Etwa des Haupts Lockhaar um die blendende Stirn,</l><lb/> <l rendition="#et">Etwa der Wänglein Paar, wie die Pfirsiche roth,</l><lb/> <l rendition="#et">Und eben auch so weichwollig beflaumt?</l><lb/> <l rendition="#et">Gern biß ich hinein, doch ich schaudre davor,</l><lb/> <l rendition="#et">Denn in ähnlichem Fall, da erfüllte der Mund</l><lb/> <l rendition="#et">Sich, gräßlich zu sagen! mit Asche.</l><lb/> <l rendition="#et"> <hi rendition="#et">Aber die schönsten</hi> </l><lb/> <l rendition="#et"> <hi rendition="#et">Sie kommen daher;</hi> </l><lb/> <l rendition="#et"> <hi rendition="#et">Was tragen sie nur?</hi> </l><lb/> <l rendition="#et"> <hi rendition="#et">Stufen zum Thron,</hi> </l><lb/> <l rendition="#et"> <hi rendition="#et">Teppich und Sitz,</hi> </l><lb/> <l rendition="#et"> <hi rendition="#et">Umhang und zelt-</hi> </l><lb/> <l rendition="#et"> <hi rendition="#et">artigen Schmuck,</hi> </l><lb/> <l rendition="#et"> <hi rendition="#et">Ueber überwallt er,</hi> </l><lb/> </lg> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [209/0221]
Vielleicht auch irrt sie zweifelhaft im Labyrinth
Der wundersam aus vielen eins gewordnen Burg,
Den Herrn erfragend fürstlicher Hochbegrüßung halb.
Doch sieh, dort oben regt in Menge sich allbereits
In Galerien, am Fenster, in Portalen rasch
Sich hin und her bewegend viele Dienerschaft,
Vornehm-willkommnen Gastempfang verkündet es.
Chor.
Aufgeht mir das Herz! o, seht nur dahin,
Wie so sittig herab mit verweilendem Tritt
Jungholdeste Schaar anständig bewegt
Den geregelten Zug. Wie? auf wessen Befehl
Nur erscheinen gereiht und gebildet so früh,
Von Jünglingsknaben das herrliche Volk?
Was bewundr’ ich zumeist! Ist es zierlicher Gang,
Etwa des Haupts Lockhaar um die blendende Stirn,
Etwa der Wänglein Paar, wie die Pfirsiche roth,
Und eben auch so weichwollig beflaumt?
Gern biß ich hinein, doch ich schaudre davor,
Denn in ähnlichem Fall, da erfüllte der Mund
Sich, gräßlich zu sagen! mit Asche.
Aber die schönsten
Sie kommen daher;
Was tragen sie nur?
Stufen zum Thron,
Teppich und Sitz,
Umhang und zelt-
artigen Schmuck,
Ueber überwallt er,
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/221>, abgerufen am 16.02.2025. |