Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832.
Die, seit sich Kypris von uns abgekehrt, In Paphos wird als Göttin selbst verehrt. Und so besitzt die Holde, lange schon, Als Erbin, Tempelstadt und Wagenthron. Hinweg! Es ziemt, in Vaterfreudenstunde, Nicht Haß dem Herzen, Scheltwort nicht dem Munde. Hinweg zu Proteus! Fragt den Wundermann: Wie man entstehn und sich verwandeln kann. (Entfernt sich gegen das Meer.) Thales. Wir haben nichts durch diesen Schritt gewonnen, Trifft man auch Proteus, gleich ist er zerronnen, Und steht er euch, so sagt er nur zuletzt Was Staunen macht und in Verwirrung setzt. Du bist einmal bedürftig solchen Raths, Versuchen wir's und wandeln unsres Pfads! (Entfernen sich.) Sirenen
(oben auf den Felsen). Was sehen wir von Weiten Das Wellenreich durchgleiten? Als wie nach Windes Regel Anzögen weiße Segel, So hell sind sie zu schauen, Verklärte Meeresfrauen. Laßt uns herunter klimmen, Vernehmt ihr doch die Stimmen.
Die, seit sich Kypris von uns abgekehrt, In Paphos wird als Göttin selbst verehrt. Und so besitzt die Holde, lange schon, Als Erbin, Tempelstadt und Wagenthron. Hinweg! Es ziemt, in Vaterfreudenstunde, Nicht Haß dem Herzen, Scheltwort nicht dem Munde. Hinweg zu Proteus! Fragt den Wundermann: Wie man entstehn und sich verwandeln kann. (Entfernt sich gegen das Meer.) Thales. Wir haben nichts durch diesen Schritt gewonnen, Trifft man auch Proteus, gleich ist er zerronnen, Und steht er euch, so sagt er nur zuletzt Was Staunen macht und in Verwirrung setzt. Du bist einmal bedürftig solchen Raths, Versuchen wir’s und wandeln unsres Pfads! (Entfernen sich.) Sirenen
(oben auf den Felsen). Was sehen wir von Weiten Das Wellenreich durchgleiten? Als wie nach Windes Regel Anzögen weiße Segel, So hell sind sie zu schauen, Verklärte Meeresfrauen. Laßt uns herunter klimmen, Vernehmt ihr doch die Stimmen. <TEI> <text> <body> <div type="act" n="1"> <div type="scene" n="2"> <sp> <p><pb facs="#f0175" n="163"/> Die, seit sich Kypris von uns abgekehrt,<lb/> In Paphos wird als Göttin selbst verehrt.<lb/> Und so besitzt die Holde, lange schon,<lb/> Als Erbin, Tempelstadt und Wagenthron.<lb/></p><lb/> <p>Hinweg! Es ziemt, in Vaterfreudenstunde,<lb/> Nicht Haß dem Herzen, Scheltwort nicht dem Munde.<lb/> Hinweg zu Proteus! Fragt den Wundermann:<lb/> Wie man entstehn und sich verwandeln kann.<lb/></p> <stage>(Entfernt sich gegen das Meer.)</stage><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Thales.</hi> </speaker><lb/> <p>Wir haben nichts durch diesen Schritt gewonnen,<lb/> Trifft man auch Proteus, gleich ist er zerronnen,<lb/> Und steht er euch, so sagt er nur zuletzt<lb/> Was Staunen macht und in Verwirrung setzt.<lb/> Du bist einmal bedürftig solchen Raths,<lb/> Versuchen wir’s und wandeln unsres Pfads!<lb/></p> <stage>(Entfernen sich.)</stage><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Sirenen</hi> </speaker><lb/> <stage>(oben auf den Felsen).</stage><lb/> <lg type="poem"> <l rendition="#et">Was sehen wir von Weiten</l><lb/> <l rendition="#et">Das Wellenreich durchgleiten?</l><lb/> <l rendition="#et">Als wie nach Windes Regel</l><lb/> <l rendition="#et">Anzögen weiße Segel,</l><lb/> <l rendition="#et">So hell sind sie zu schauen,</l><lb/> <l rendition="#et">Verklärte Meeresfrauen.</l><lb/> <l rendition="#et">Laßt uns herunter klimmen,</l><lb/> <l rendition="#et">Vernehmt ihr doch die Stimmen.</l><lb/> </lg> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [163/0175]
Die, seit sich Kypris von uns abgekehrt,
In Paphos wird als Göttin selbst verehrt.
Und so besitzt die Holde, lange schon,
Als Erbin, Tempelstadt und Wagenthron.
Hinweg! Es ziemt, in Vaterfreudenstunde,
Nicht Haß dem Herzen, Scheltwort nicht dem Munde.
Hinweg zu Proteus! Fragt den Wundermann:
Wie man entstehn und sich verwandeln kann.
(Entfernt sich gegen das Meer.)
Thales.
Wir haben nichts durch diesen Schritt gewonnen,
Trifft man auch Proteus, gleich ist er zerronnen,
Und steht er euch, so sagt er nur zuletzt
Was Staunen macht und in Verwirrung setzt.
Du bist einmal bedürftig solchen Raths,
Versuchen wir’s und wandeln unsres Pfads!
(Entfernen sich.)
Sirenen
(oben auf den Felsen).
Was sehen wir von Weiten
Das Wellenreich durchgleiten?
Als wie nach Windes Regel
Anzögen weiße Segel,
So hell sind sie zu schauen,
Verklärte Meeresfrauen.
Laßt uns herunter klimmen,
Vernehmt ihr doch die Stimmen.
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/175>, abgerufen am 16.02.2025. |