Anaxagoras. Schnell quillt der Berg von Myrmidonen, Die Felsenspalten zu bewohnen, Pygmäen, Imsen, Däumerlinge, Und andre thätig kleine Dinge. (Zum Homunculus.) Nie hast du Großem nachgestrebt, Einsiedlerisch-beschränkt gelebt; Kannst du zur Herrschaft dich gewöhnen, So laß ich dich als König krönen.
Homunculus. Was sagt mein Thales?
Thales. Will's nicht rathen; Mit Kleinen thut man kleine Thaten, Mit Großen wird der Kleine groß. Sieh hin! die schwarze Kranich-Wolke! Sie droht dem aufgeregten Volke Und würde so dem König drohn. Mit scharfen Schnäbeln, Krallen-Beinen, Sie stechen nieder auf die Kleinen; Verhängniß-Wetter leuchtet schon. Ein Frevel tödtete die Reiher, Umstellend ruhigen Friedensweiher. Doch jener Mordgeschosse Regen, Schafft grausam-blutigen Rache-Segen, Erregt der Nahverwandten Wuth, Nach der Pygmäen frevlem Blut.
Anaxagoras. Schnell quillt der Berg von Myrmidonen, Die Felsenspalten zu bewohnen, Pygmäen, Imsen, Däumerlinge, Und andre thätig kleine Dinge. (Zum Homunculus.) Nie hast du Großem nachgestrebt, Einsiedlerisch-beschränkt gelebt; Kannst du zur Herrschaft dich gewöhnen, So laß ich dich als König krönen.
Homunculus. Was sagt mein Thales?
Thales. Will’s nicht rathen; Mit Kleinen thut man kleine Thaten, Mit Großen wird der Kleine groß. Sieh hin! die schwarze Kranich-Wolke! Sie droht dem aufgeregten Volke Und würde so dem König drohn. Mit scharfen Schnäbeln, Krallen-Beinen, Sie stechen nieder auf die Kleinen; Verhängniß-Wetter leuchtet schon. Ein Frevel tödtete die Reiher, Umstellend ruhigen Friedensweiher. Doch jener Mordgeschosse Regen, Schafft grausam-blutigen Rache-Segen, Erregt der Nahverwandten Wuth, Nach der Pygmäen frevlem Blut.
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Anaxagoras.
Schnell quillt der Berg von Myrmidonen,
Die Felsenspalten zu bewohnen,
Pygmäen, Imsen, Däumerlinge,
Und andre thätig kleine Dinge.
(Zum Homunculus.)
Nie hast du Großem nachgestrebt,
Einsiedlerisch-beschränkt gelebt;
Kannst du zur Herrschaft dich gewöhnen,
So laß ich dich als König krönen.
Homunculus.
Was sagt mein Thales?
Thales.
Will’s nicht rathen;
Mit Kleinen thut man kleine Thaten,
Mit Großen wird der Kleine groß.
Sieh hin! die schwarze Kranich-Wolke!
Sie droht dem aufgeregten Volke
Und würde so dem König drohn.
Mit scharfen Schnäbeln, Krallen-Beinen,
Sie stechen nieder auf die Kleinen;
Verhängniß-Wetter leuchtet schon.
Ein Frevel tödtete die Reiher,
Umstellend ruhigen Friedensweiher.
Doch jener Mordgeschosse Regen,
Schafft grausam-blutigen Rache-Segen,
Erregt der Nahverwandten Wuth,
Nach der Pygmäen frevlem Blut.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/163>, abgerufen am 16.02.2025.
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