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Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832.

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Die liebste mir aus der Sibyllengilde;
Nicht fratzenhaft bewegt, wohlthätig milde;
Ihr glückt es wohl, bei einigem Verweilen,
Mit Wurzelkräften dich von Grund zu heilen.
Faust.
Geheilt will ich nicht seyn! mein Sinn ist mächtig!
Da wär' ich ja wie andre niederträchtig.
Chiron.
Versäume nicht das Heil der edlen Quelle!
Geschwind herab! Wir sind zur Stelle.
Faust.
Sag' an! Wohin hast du, in grauser Nacht,
Durch Kiesgewässer, mich an's Land gebracht?
Chiron.
Hier trotzten Rom und Griechenland im Streite,
Peneios rechts, links den Olymp zur Seite,
Das größte Reich das sich im Sand verliert.
Der König flieht, der Bürger triumphirt.
Blick' auf! hier steht, bedeutend nah,
Im Mondenschein der ewige Tempel da.
Manto
(inwendig träumend).
Von Pferdes-Hufe
Erklingt die heilige Stufe,
Halbgötter treten heran.
Chiron.
Ganz recht!
Nur die Augen aufgethan!
Die liebste mir aus der Sibyllengilde;
Nicht fratzenhaft bewegt, wohlthätig milde;
Ihr glückt es wohl, bei einigem Verweilen,
Mit Wurzelkräften dich von Grund zu heilen.
Faust.
Geheilt will ich nicht seyn! mein Sinn ist mächtig!
Da wär’ ich ja wie andre niederträchtig.
Chiron.
Versäume nicht das Heil der edlen Quelle!
Geschwind herab! Wir sind zur Stelle.
Faust.
Sag’ an! Wohin hast du, in grauser Nacht,
Durch Kiesgewässer, mich an’s Land gebracht?
Chiron.
Hier trotzten Rom und Griechenland im Streite,
Peneios rechts, links den Olymp zur Seite,
Das größte Reich das sich im Sand verliert.
Der König flieht, der Bürger triumphirt.
Blick’ auf! hier steht, bedeutend nah,
Im Mondenschein der ewige Tempel da.
Manto
(inwendig träumend).
Von Pferdes-Hufe
Erklingt die heilige Stufe,
Halbgötter treten heran.
Chiron.
Ganz recht!
Nur die Augen aufgethan!
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[133/0145] Die liebste mir aus der Sibyllengilde; Nicht fratzenhaft bewegt, wohlthätig milde; Ihr glückt es wohl, bei einigem Verweilen, Mit Wurzelkräften dich von Grund zu heilen. Faust. Geheilt will ich nicht seyn! mein Sinn ist mächtig! Da wär’ ich ja wie andre niederträchtig. Chiron. Versäume nicht das Heil der edlen Quelle! Geschwind herab! Wir sind zur Stelle. Faust. Sag’ an! Wohin hast du, in grauser Nacht, Durch Kiesgewässer, mich an’s Land gebracht? Chiron. Hier trotzten Rom und Griechenland im Streite, Peneios rechts, links den Olymp zur Seite, Das größte Reich das sich im Sand verliert. Der König flieht, der Bürger triumphirt. Blick’ auf! hier steht, bedeutend nah, Im Mondenschein der ewige Tempel da. Manto (inwendig träumend). Von Pferdes-Hufe Erklingt die heilige Stufe, Halbgötter treten heran. Chiron. Ganz recht! Nur die Augen aufgethan!

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/145>, abgerufen am 24.11.2024.