Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.
So bringt der West den Schwarm, der erst erquickt, Um dich und Feld und Aue zu ersäufen. Sie hören gern, zum Schaden froh gewandt, Gehorchen gern, weil sie uns gern betrügen, Sie stellen wie vom Himmel sich gesandt, Und lispeln englisch, wenn sie lügen. Doch gehen wir! ergraut ist schon die Welt, Die Luft gekühlt, der Nebel fällt! Am Abend schätzt man erst das Haus. -- Was stehst du so und blickst erstaunt hinaus? Was kann dich in der Dämmrung so ergreifen? Faust. Siehst du den schwarzen Hund durch Saat und Stoppel streifen? Wagner. Ich sah ihn lange schon, nicht wichtig schien er mir. Faust. Betracht' ihn recht! für was hältst du das Thier? Wagner. Für einen Pudel, der auf seine Weise Sich auf der Spur des Herren plagt. Faust. Bemerkst du, wie in weitem Schneckenkreise
So bringt der Weſt den Schwarm, der erſt erquickt, Um dich und Feld und Aue zu erſaͤufen. Sie hoͤren gern, zum Schaden froh gewandt, Gehorchen gern, weil ſie uns gern betruͤgen, Sie ſtellen wie vom Himmel ſich geſandt, Und lispeln engliſch, wenn ſie luͤgen. Doch gehen wir! ergraut iſt ſchon die Welt, Die Luft gekuͤhlt, der Nebel faͤllt! Am Abend ſchaͤtzt man erſt das Haus. — Was ſtehſt du ſo und blickſt erſtaunt hinaus? Was kann dich in der Daͤmmrung ſo ergreifen? Fauſt. Siehſt du den ſchwarzen Hund durch Saat und Stoppel ſtreifen? Wagner. Ich ſah ihn lange ſchon, nicht wichtig ſchien er mir. Fauſt. Betracht’ ihn recht! fuͤr was haͤltſt du das Thier? Wagner. Fuͤr einen Pudel, der auf ſeine Weiſe Sich auf der Spur des Herren plagt. Fauſt. Bemerkſt du, wie in weitem Schneckenkreiſe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#WAG"> <p><pb facs="#f0081" n="75"/> So bringt der Weſt den Schwarm, der erſt erquickt,<lb/> Um dich und Feld und Aue zu erſaͤufen.<lb/> Sie hoͤren gern, zum Schaden froh gewandt,<lb/> Gehorchen gern, weil ſie uns gern betruͤgen,<lb/> Sie ſtellen wie vom Himmel ſich geſandt,<lb/> Und lispeln engliſch, wenn ſie luͤgen.<lb/> Doch gehen wir! ergraut iſt ſchon die Welt,<lb/> Die Luft gekuͤhlt, der Nebel faͤllt!<lb/> Am Abend ſchaͤtzt man erſt das Haus. —<lb/> Was ſtehſt du ſo und blickſt erſtaunt hinaus?<lb/> Was kann dich in der Daͤmmrung ſo ergreifen?</p> </sp><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker><hi rendition="#g">Fauſt</hi>.</speaker><lb/> <p>Siehſt du den ſchwarzen Hund durch Saat und Stoppel ſtreifen?</p> </sp><lb/> <sp who="#WAG"> <speaker><hi rendition="#g">Wagner</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich ſah ihn lange ſchon, nicht wichtig ſchien er mir.</p> </sp><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker><hi rendition="#g">Fauſt</hi>.</speaker><lb/> <p>Betracht’ ihn recht! fuͤr was haͤltſt du das Thier?</p> </sp><lb/> <sp who="#WAG"> <speaker><hi rendition="#g">Wagner</hi>.</speaker><lb/> <p>Fuͤr einen Pudel, der auf ſeine Weiſe<lb/> Sich auf der Spur des Herren plagt.</p> </sp><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker><hi rendition="#g">Fauſt</hi>.</speaker><lb/> <p>Bemerkſt du, wie in weitem Schneckenkreiſe<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [75/0081]
So bringt der Weſt den Schwarm, der erſt erquickt,
Um dich und Feld und Aue zu erſaͤufen.
Sie hoͤren gern, zum Schaden froh gewandt,
Gehorchen gern, weil ſie uns gern betruͤgen,
Sie ſtellen wie vom Himmel ſich geſandt,
Und lispeln engliſch, wenn ſie luͤgen.
Doch gehen wir! ergraut iſt ſchon die Welt,
Die Luft gekuͤhlt, der Nebel faͤllt!
Am Abend ſchaͤtzt man erſt das Haus. —
Was ſtehſt du ſo und blickſt erſtaunt hinaus?
Was kann dich in der Daͤmmrung ſo ergreifen?
Fauſt.
Siehſt du den ſchwarzen Hund durch Saat und Stoppel ſtreifen?
Wagner.
Ich ſah ihn lange ſchon, nicht wichtig ſchien er mir.
Fauſt.
Betracht’ ihn recht! fuͤr was haͤltſt du das Thier?
Wagner.
Fuͤr einen Pudel, der auf ſeine Weiſe
Sich auf der Spur des Herren plagt.
Fauſt.
Bemerkſt du, wie in weitem Schneckenkreiſe
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