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Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.

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Ins ungewisse Menschenloos.
Wer lehret mich? was soll ich meiden?
Soll ich gehorchen jenem Drang?
Ach! unsre Thaten selbst, so gut als unsre Leiden,
Sie hemmen unsres Lebens Gang.

Dem herrlichsten, was auch der Geist empfangen,
Drängt immer fremd und fremder Stoff sich an;
Wenn wir zum Guten dieser Welt gelangen,
Dann heißt das Beßre Trug und Wahn.
Die uns das Leben gaben, herrliche Gefühle
Erstarren in dem irdischen Gewühle.

Wenn Phantasie sich sonst, mit kühnem Flug,
Und hoffnungsvoll zum Ewigen erweitert,
So ist ein kleiner Raum ihr nun genug,
Wenn Glück auf Glück im Zeitenstrudel scheitert.
Die Sorge nistet gleich im tiefen Herzen,
Dort wirket sie geheime Schmerzen,
Unruhig wiegt sie sich und störet Lust und Ruh;
Sie deckt sich stets mit neuen Masken zu,
Sie mag als Haus und Hof, als Weib und Kind erscheinen,
Ins ungewiſſe Menſchenloos.
Wer lehret mich? was ſoll ich meiden?
Soll ich gehorchen jenem Drang?
Ach! unſre Thaten ſelbſt, ſo gut als unſre Leiden,
Sie hemmen unſres Lebens Gang.

Dem herrlichſten, was auch der Geiſt empfangen,
Draͤngt immer fremd und fremder Stoff ſich an;
Wenn wir zum Guten dieſer Welt gelangen,
Dann heißt das Beßre Trug und Wahn.
Die uns das Leben gaben, herrliche Gefuͤhle
Erſtarren in dem irdiſchen Gewuͤhle.

Wenn Phantaſie ſich ſonſt, mit kuͤhnem Flug,
Und hoffnungsvoll zum Ewigen erweitert,
So iſt ein kleiner Raum ihr nun genug,
Wenn Gluͤck auf Gluͤck im Zeitenſtrudel ſcheitert.
Die Sorge niſtet gleich im tiefen Herzen,
Dort wirket ſie geheime Schmerzen,
Unruhig wiegt ſie ſich und ſtoͤret Luſt und Ruh;
Sie deckt ſich ſtets mit neuen Masken zu,
Sie mag als Haus und Hof, als Weib und Kind erſcheinen,
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[48/0054] Ins ungewiſſe Menſchenloos. Wer lehret mich? was ſoll ich meiden? Soll ich gehorchen jenem Drang? Ach! unſre Thaten ſelbſt, ſo gut als unſre Leiden, Sie hemmen unſres Lebens Gang. Dem herrlichſten, was auch der Geiſt empfangen, Draͤngt immer fremd und fremder Stoff ſich an; Wenn wir zum Guten dieſer Welt gelangen, Dann heißt das Beßre Trug und Wahn. Die uns das Leben gaben, herrliche Gefuͤhle Erſtarren in dem irdiſchen Gewuͤhle. Wenn Phantaſie ſich ſonſt, mit kuͤhnem Flug, Und hoffnungsvoll zum Ewigen erweitert, So iſt ein kleiner Raum ihr nun genug, Wenn Gluͤck auf Gluͤck im Zeitenſtrudel ſcheitert. Die Sorge niſtet gleich im tiefen Herzen, Dort wirket ſie geheime Schmerzen, Unruhig wiegt ſie ſich und ſtoͤret Luſt und Ruh; Sie deckt ſich ſtets mit neuen Masken zu, Sie mag als Haus und Hof, als Weib und Kind erſcheinen,

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/54>, abgerufen am 24.11.2024.