Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.
Und in des Schiffbruchs Knirschen nicht zu zagen, Es wölkt sich über mir -- Der Mond verbirgt sein Licht -- Die Lampe schwindet! Es dampft! -- Es zucken rothe Strahlen Mir um das Haupt -- Es weht Ein Schauer vom Gewölb' herab Und faßt mich an! Ich fühl's, du schwebst um mich, erflehter Geist. Enthülle dich! Ha! wie's in meinem Herzen reißt! Zu neuen Gefühlen All' meine Sinnen sich erwühlen! Ich fühle ganz mein Herz dir hingegeben! Du mußt! du mußt! und kostet' es mein Leben! Er faßt das Buch und spricht das Zeichen des Geistes geheimnißvoll aus. Es zuckt eine röthliche Flamme, der Geist erscheint in der Flamme. Geist. Wer ruft mir? Faust abgewendet. Schreckliches Gesicht!
Und in des Schiffbruchs Knirſchen nicht zu zagen, Es woͤlkt ſich uͤber mir — Der Mond verbirgt ſein Licht — Die Lampe ſchwindet! Es dampft! — Es zucken rothe Strahlen Mir um das Haupt — Es weht Ein Schauer vom Gewoͤlb’ herab Und faßt mich an! Ich fuͤhl’s, du ſchwebſt um mich, erflehter Geiſt. Enthuͤlle dich! Ha! wie’s in meinem Herzen reißt! Zu neuen Gefuͤhlen All’ meine Sinnen ſich erwuͤhlen! Ich fuͤhle ganz mein Herz dir hingegeben! Du mußt! du mußt! und koſtet’ es mein Leben! Er faßt das Buch und ſpricht das Zeichen des Geiſtes geheimnißvoll aus. Es zuckt eine röthliche Flamme, der Geiſt erſcheint in der Flamme. Geiſt. Wer ruft mir? Fauſt abgewendet. Schreckliches Geſicht! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#FAU"> <p><pb facs="#f0045" n="39"/> Und in des Schiffbruchs Knirſchen nicht zu zagen,<lb/> Es woͤlkt ſich uͤber mir —<lb/> Der Mond verbirgt ſein Licht —<lb/> Die Lampe ſchwindet!<lb/> Es dampft! — Es zucken rothe Strahlen<lb/> Mir um das Haupt — Es weht<lb/> Ein Schauer vom Gewoͤlb’ herab<lb/> Und faßt mich an!<lb/> Ich fuͤhl’s, du ſchwebſt um mich, erflehter Geiſt.<lb/> Enthuͤlle dich!<lb/> Ha! wie’s in meinem Herzen reißt!<lb/> Zu neuen Gefuͤhlen<lb/> All’ meine Sinnen ſich erwuͤhlen!<lb/> Ich fuͤhle ganz mein Herz dir hingegeben!<lb/> Du mußt! du mußt! und koſtet’ es mein Leben!</p><lb/> <stage>Er faßt das Buch und ſpricht das Zeichen des Geiſtes geheimnißvoll<lb/> aus. Es zuckt eine röthliche Flamme, <hi rendition="#g">der Geiſt</hi> erſcheint<lb/> in der Flamme.</stage> </sp><lb/> <sp who="#GEIST"> <speaker><hi rendition="#g">Geiſt</hi>.</speaker><lb/> <p>Wer ruft mir?</p> </sp><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker> <hi rendition="#g">Fauſt</hi> </speaker> <stage>abgewendet.</stage><lb/> <p> <hi rendition="#et">Schreckliches Geſicht!</hi> </p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [39/0045]
Und in des Schiffbruchs Knirſchen nicht zu zagen,
Es woͤlkt ſich uͤber mir —
Der Mond verbirgt ſein Licht —
Die Lampe ſchwindet!
Es dampft! — Es zucken rothe Strahlen
Mir um das Haupt — Es weht
Ein Schauer vom Gewoͤlb’ herab
Und faßt mich an!
Ich fuͤhl’s, du ſchwebſt um mich, erflehter Geiſt.
Enthuͤlle dich!
Ha! wie’s in meinem Herzen reißt!
Zu neuen Gefuͤhlen
All’ meine Sinnen ſich erwuͤhlen!
Ich fuͤhle ganz mein Herz dir hingegeben!
Du mußt! du mußt! und koſtet’ es mein Leben!
Er faßt das Buch und ſpricht das Zeichen des Geiſtes geheimnißvoll
aus. Es zuckt eine röthliche Flamme, der Geiſt erſcheint
in der Flamme.
Geiſt.
Wer ruft mir?
Fauſt abgewendet.
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/45>, abgerufen am 16.02.2025. |