Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite
Valentin.
Ich sterbe! das ist bald gesagt
Und bälder noch gethan.
Was steht ihr Weiber, heult und klagt?
Kommt her und hört mich an!

Alle treten um ihn.
Mein Gretchen sieh! du bist noch jung,
Bist gar noch nicht gescheidt genung,
Machst deine Sachen schlecht.
Ich sag' dir's im Vertrauen nur:
Du bist doch nun einmal eine Hur';
So sey's auch eben recht.
Gretchen.
Mein Bruder! Gott! Was soll mir das?
Valentin.
Laßt unsern Herr Gott aus dem Spaß.
Geschehn ist leider nun geschehn,
Und wie es gehn kann, so wird's gehn.
Du fingst mit Einem heimlich an,
Bald kommen ihrer mehre dran,
Und wenn dich erst ein Dutzend hat,
So hat dich auch die ganze Stadt.

Valentin.
Ich ſterbe! das iſt bald geſagt
Und baͤlder noch gethan.
Was ſteht ihr Weiber, heult und klagt?
Kommt her und hoͤrt mich an!

Alle treten um ihn.
Mein Gretchen ſieh! du biſt noch jung,
Biſt gar noch nicht geſcheidt genung,
Machſt deine Sachen ſchlecht.
Ich ſag’ dir’s im Vertrauen nur:
Du biſt doch nun einmal eine Hur’;
So ſey’s auch eben recht.
Gretchen.
Mein Bruder! Gott! Was ſoll mir das?
Valentin.
Laßt unſern Herr Gott aus dem Spaß.
Geſchehn iſt leider nun geſchehn,
Und wie es gehn kann, ſo wird’s gehn.
Du fingſt mit Einem heimlich an,
Bald kommen ihrer mehre dran,
Und wenn dich erſt ein Dutzend hat,
So hat dich auch die ganze Stadt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0255" n="249"/>
          <sp who="#VAL">
            <speaker><hi rendition="#g">Valentin</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Ich &#x017F;terbe! das i&#x017F;t bald ge&#x017F;agt<lb/>
Und ba&#x0364;lder noch gethan.<lb/>
Was &#x017F;teht ihr Weiber, heult und klagt?<lb/>
Kommt her und ho&#x0364;rt mich an!</p><lb/>
            <stage>Alle treten um ihn.</stage><lb/>
            <p>Mein Gretchen &#x017F;ieh! du bi&#x017F;t noch jung,<lb/>
Bi&#x017F;t gar noch nicht ge&#x017F;cheidt genung,<lb/>
Mach&#x017F;t deine Sachen &#x017F;chlecht.<lb/>
Ich &#x017F;ag&#x2019; dir&#x2019;s im Vertrauen nur:<lb/>
Du bi&#x017F;t doch nun einmal eine Hur&#x2019;;<lb/>
So &#x017F;ey&#x2019;s auch eben recht.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GRET">
            <speaker><hi rendition="#g">Gretchen</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Mein Bruder! Gott! Was &#x017F;oll mir das?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#VAL">
            <speaker><hi rendition="#g">Valentin</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Laßt un&#x017F;ern Herr Gott aus dem Spaß.<lb/>
Ge&#x017F;chehn i&#x017F;t leider nun ge&#x017F;chehn,<lb/>
Und wie es gehn kann, &#x017F;o wird&#x2019;s gehn.<lb/>
Du fing&#x017F;t mit Einem heimlich an,<lb/>
Bald kommen ihrer mehre dran,<lb/>
Und wenn dich er&#x017F;t ein Dutzend hat,<lb/>
So hat dich auch die ganze Stadt.</p><lb/>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[249/0255] Valentin. Ich ſterbe! das iſt bald geſagt Und baͤlder noch gethan. Was ſteht ihr Weiber, heult und klagt? Kommt her und hoͤrt mich an! Alle treten um ihn. Mein Gretchen ſieh! du biſt noch jung, Biſt gar noch nicht geſcheidt genung, Machſt deine Sachen ſchlecht. Ich ſag’ dir’s im Vertrauen nur: Du biſt doch nun einmal eine Hur’; So ſey’s auch eben recht. Gretchen. Mein Bruder! Gott! Was ſoll mir das? Valentin. Laßt unſern Herr Gott aus dem Spaß. Geſchehn iſt leider nun geſchehn, Und wie es gehn kann, ſo wird’s gehn. Du fingſt mit Einem heimlich an, Bald kommen ihrer mehre dran, Und wenn dich erſt ein Dutzend hat, So hat dich auch die ganze Stadt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/255
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/255>, abgerufen am 24.11.2024.