Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.
Uns Nachts die Mutter nicht hinunterließ; Stand sie bey ihrem Buhlen süß, Auf der Thürbank und im dunkeln Gang Ward' ihnen keine Stunde zu lang. Da mag sie denn sich ducken nun, Im Sünderhemdchen Kirchbuß' thun! Gretchen. Er nimmt sie gewiß zu seiner Frau. Lieschen. Er wär' ein Narr! Ein flinker Jung' Hat anderwärts noch Luft genung. Er ist auch fort. Gretchen. Das ist nicht schön! Lieschen. Kriegt sie ihn, soll's ihr übel gehn. Das Kränzel reißen die Buben ihr, Und Häckerling streuen wir vor die Thür! ab. Gretchen. nach Hause gehend. Wie konnt' ich sonst so tapfer schmählen,
Uns Nachts die Mutter nicht hinunterließ; Stand ſie bey ihrem Buhlen ſuͤß, Auf der Thuͤrbank und im dunkeln Gang Ward’ ihnen keine Stunde zu lang. Da mag ſie denn ſich ducken nun, Im Suͤnderhemdchen Kirchbuß’ thun! Gretchen. Er nimmt ſie gewiß zu ſeiner Frau. Lieschen. Er waͤr’ ein Narr! Ein flinker Jung’ Hat anderwaͤrts noch Luft genung. Er iſt auch fort. Gretchen. Das iſt nicht ſchoͤn! Lieschen. Kriegt ſie ihn, ſoll’s ihr uͤbel gehn. Das Kraͤnzel reißen die Buben ihr, Und Haͤckerling ſtreuen wir vor die Thuͤr! ab. Gretchen. nach Hauſe gehend. Wie konnt’ ich ſonſt ſo tapfer ſchmaͤhlen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#LIE"> <p><pb facs="#f0243" n="237"/> Uns Nachts die Mutter nicht hinunterließ;<lb/> Stand ſie bey ihrem Buhlen ſuͤß,<lb/> Auf der Thuͤrbank und im dunkeln Gang<lb/> Ward’ ihnen keine Stunde zu lang.<lb/> Da mag ſie denn ſich ducken nun,<lb/> Im Suͤnderhemdchen Kirchbuß’ thun!</p> </sp><lb/> <sp who="#GRET"> <speaker><hi rendition="#g">Gretchen</hi>.</speaker><lb/> <p>Er nimmt ſie gewiß zu ſeiner Frau.</p> </sp><lb/> <sp who="#LIE"> <speaker><hi rendition="#g">Lieschen</hi>.</speaker><lb/> <p>Er waͤr’ ein Narr! Ein flinker Jung’<lb/> Hat anderwaͤrts noch Luft genung.<lb/> Er iſt auch fort.</p> </sp><lb/> <sp who="#GRET"> <speaker><hi rendition="#g">Gretchen</hi>.</speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Das iſt nicht ſchoͤn!</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#LIE"> <speaker><hi rendition="#g">Lieschen</hi>.</speaker><lb/> <p>Kriegt ſie ihn, ſoll’s ihr uͤbel gehn.<lb/> Das Kraͤnzel reißen die Buben ihr,<lb/> Und Haͤckerling ſtreuen wir vor die Thuͤr!</p><lb/> <stage>ab.</stage> </sp><lb/> <sp who="#GRET"> <speaker><hi rendition="#g">Gretchen</hi>.</speaker><lb/> <stage>nach Hauſe gehend.</stage><lb/> <p>Wie konnt’ ich ſonſt ſo tapfer ſchmaͤhlen,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [237/0243]
Uns Nachts die Mutter nicht hinunterließ;
Stand ſie bey ihrem Buhlen ſuͤß,
Auf der Thuͤrbank und im dunkeln Gang
Ward’ ihnen keine Stunde zu lang.
Da mag ſie denn ſich ducken nun,
Im Suͤnderhemdchen Kirchbuß’ thun!
Gretchen.
Er nimmt ſie gewiß zu ſeiner Frau.
Lieschen.
Er waͤr’ ein Narr! Ein flinker Jung’
Hat anderwaͤrts noch Luft genung.
Er iſt auch fort.
Gretchen.
Das iſt nicht ſchoͤn!
Lieschen.
Kriegt ſie ihn, ſoll’s ihr uͤbel gehn.
Das Kraͤnzel reißen die Buben ihr,
Und Haͤckerling ſtreuen wir vor die Thuͤr!
ab.
Gretchen.
nach Hauſe gehend.
Wie konnt’ ich ſonſt ſo tapfer ſchmaͤhlen,
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