Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808. Mephistopheles zu Faust. Mein Freund, das lerne wohl verstehn! Dieß ist die Art mit Hexen umzugehn. Die Hexe. Nun sagt, ihr Herren, was ihr schafft. Mephistopheles. Ein gutes Glas von dem bekannten Saft! Doch muß ich euch um's ält'ste bitten; Die Jahre doppeln seine Kraft. Die Hexe. Gar gern! Hier hab' ich eine Flasche, Aus der ich selbst zuweilen nasche, Die auch nicht mehr im mind'sten stinkt; Ich will euch gern ein Gläschen geben. Leise. Doch wenn es dieser Mann unvorbereitet trinkt, So kann er, wißt ihr wohl, nicht eine Stunde leben. Mephistopheles. Es ist ein guter Freund, dem es gedeihen soll; Ich gönn' ihm gern das beste deiner Küche. Zieh deinen Kreis, sprich deine Sprüche, Und gieb ihm eine Tasse voll! Mephiſtopheles zu Fauſt. Mein Freund, das lerne wohl verſtehn! Dieß iſt die Art mit Hexen umzugehn. Die Hexe. Nun ſagt, ihr Herren, was ihr ſchafft. Mephiſtopheles. Ein gutes Glas von dem bekannten Saft! Doch muß ich euch um’s aͤlt’ſte bitten; Die Jahre doppeln ſeine Kraft. Die Hexe. Gar gern! Hier hab’ ich eine Flaſche, Aus der ich ſelbſt zuweilen naſche, Die auch nicht mehr im mind’ſten ſtinkt; Ich will euch gern ein Glaͤschen geben. Leiſe. Doch wenn es dieſer Mann unvorbereitet trinkt, So kann er, wißt ihr wohl, nicht eine Stunde leben. Mephiſtopheles. Es iſt ein guter Freund, dem es gedeihen ſoll; Ich goͤnn’ ihm gern das beſte deiner Kuͤche. Zieh deinen Kreis, ſprich deine Spruͤche, Und gieb ihm eine Taſſe voll! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0166" n="160"/> <sp who="#MEP"> <speaker> <hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi> </speaker> <stage>zu Fauſt.</stage><lb/> <p>Mein Freund, das lerne wohl verſtehn!<lb/> Dieß iſt die Art mit Hexen umzugehn.</p> </sp><lb/> <sp who="#HEX"> <speaker><hi rendition="#g">Die Hexe</hi>.</speaker><lb/> <p>Nun ſagt, ihr Herren, was ihr ſchafft.</p> </sp><lb/> <sp who="#MEP"> <speaker><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/> <p>Ein gutes Glas von dem bekannten Saft!<lb/> Doch muß ich euch um’s aͤlt’ſte bitten;<lb/> Die Jahre doppeln ſeine Kraft.</p> </sp><lb/> <sp who="#HEX"> <speaker><hi rendition="#g">Die Hexe</hi>.</speaker><lb/> <p>Gar gern! Hier hab’ ich eine Flaſche,<lb/> Aus der ich ſelbſt zuweilen naſche,<lb/> Die auch nicht mehr im mind’ſten ſtinkt;<lb/> Ich will euch gern ein Glaͤschen geben.</p><lb/> <stage>Leiſe.</stage><lb/> <p>Doch wenn es dieſer Mann unvorbereitet trinkt,<lb/> So kann er, wißt ihr wohl, nicht eine Stunde leben.</p> </sp><lb/> <sp who="#MEP"> <speaker><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/> <p>Es iſt ein guter Freund, dem es gedeihen ſoll;<lb/> Ich goͤnn’ ihm gern das beſte deiner Kuͤche.<lb/> Zieh deinen Kreis, ſprich deine Spruͤche,<lb/> Und gieb ihm eine Taſſe voll!</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [160/0166]
Mephiſtopheles zu Fauſt.
Mein Freund, das lerne wohl verſtehn!
Dieß iſt die Art mit Hexen umzugehn.
Die Hexe.
Nun ſagt, ihr Herren, was ihr ſchafft.
Mephiſtopheles.
Ein gutes Glas von dem bekannten Saft!
Doch muß ich euch um’s aͤlt’ſte bitten;
Die Jahre doppeln ſeine Kraft.
Die Hexe.
Gar gern! Hier hab’ ich eine Flaſche,
Aus der ich ſelbſt zuweilen naſche,
Die auch nicht mehr im mind’ſten ſtinkt;
Ich will euch gern ein Glaͤschen geben.
Leiſe.
Doch wenn es dieſer Mann unvorbereitet trinkt,
So kann er, wißt ihr wohl, nicht eine Stunde leben.
Mephiſtopheles.
Es iſt ein guter Freund, dem es gedeihen ſoll;
Ich goͤnn’ ihm gern das beſte deiner Kuͤche.
Zieh deinen Kreis, ſprich deine Spruͤche,
Und gieb ihm eine Taſſe voll!
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/166>, abgerufen am 16.02.2025. |