Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.
Das schönste Bild von einem Weibe! Ist's möglich, ist das Weib so schön? Muß' ich an diesem hingestreckten Leibe Den Inbegriff von allen Himmeln sehn? So etwas findet sich auf Erden? Mephistopheles. Natürlich, wenn ein Gott sich erst sechs Tage plagt, Und selbst am Ende Bravo sagt, Da muß es was gescheidtes werden. Für dießmal sieh dich immer satt; Ich weiß dir so ein Schätzchen auszuspüren, Und selig wer das gute Schicksal hat, Als Bräutigam sie heim zu führen! Faust sieht immerfort in den Spiegel. Mephistopheles, sich in dem Sessel dehnend und mit dem Wedel spielend, fährt fort zu sprechen. Hier sitz' ich wie der König auf dem Throne, Den Zepter halt' ich hier, es fehlt nur noch die Krone. Die Thiere. welche bisher allerley wunderliche Bewegungen durch einander gemacht haben, bringen dem Mephistopheles eine Krone mit großem Geschrey. O sey doch so gut, Mit Schweiß und mit Blut Die Krone zu leimen!
Das ſchoͤnſte Bild von einem Weibe! Iſt’s moͤglich, iſt das Weib ſo ſchoͤn? Muß’ ich an dieſem hingeſtreckten Leibe Den Inbegriff von allen Himmeln ſehn? So etwas findet ſich auf Erden? Mephiſtopheles. Natuͤrlich, wenn ein Gott ſich erſt ſechs Tage plagt, Und ſelbſt am Ende Bravo ſagt, Da muß es was geſcheidtes werden. Fuͤr dießmal ſieh dich immer ſatt; Ich weiß dir ſo ein Schaͤtzchen auszuſpuͤren, Und ſelig wer das gute Schickſal hat, Als Braͤutigam ſie heim zu fuͤhren! Fauſt ſieht immerfort in den Spiegel. Mephiſtopheles, ſich in dem Seſſel dehnend und mit dem Wedel ſpielend, fährt fort zu ſprechen. Hier ſitz’ ich wie der Koͤnig auf dem Throne, Den Zepter halt’ ich hier, es fehlt nur noch die Krone. Die Thiere. welche bisher allerley wunderliche Bewegungen durch einander gemacht haben, bringen dem Mephiſtopheles eine Krone mit großem Geſchrey. O ſey doch ſo gut, Mit Schweiß und mit Blut Die Krone zu leimen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#FAU"> <p><pb facs="#f0161" n="155"/> Das ſchoͤnſte Bild von einem Weibe!<lb/> Iſt’s moͤglich, iſt das Weib ſo ſchoͤn?<lb/> Muß’ ich an dieſem hingeſtreckten Leibe<lb/> Den Inbegriff von allen Himmeln ſehn?<lb/> So etwas findet ſich auf Erden?</p> </sp><lb/> <sp who="#MEP"> <speaker><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/> <p>Natuͤrlich, wenn ein Gott ſich erſt ſechs Tage plagt,<lb/> Und ſelbſt am Ende Bravo ſagt,<lb/> Da muß es was geſcheidtes werden.<lb/> Fuͤr dießmal ſieh dich immer ſatt;<lb/> Ich weiß dir ſo ein Schaͤtzchen auszuſpuͤren,<lb/> Und ſelig wer das gute Schickſal hat,<lb/> Als Braͤutigam ſie heim zu fuͤhren!</p><lb/> <stage>Fauſt ſieht immerfort in den Spiegel. Mephiſtopheles, ſich in dem<lb/> Seſſel dehnend und mit dem Wedel ſpielend, fährt fort zu ſprechen.</stage><lb/> <p>Hier ſitz’ ich wie der Koͤnig auf dem Throne,<lb/> Den Zepter halt’ ich hier, es fehlt nur noch die Krone.</p> </sp><lb/> <sp who="#TIERE"> <speaker><hi rendition="#g">Die Thiere</hi>.</speaker><lb/> <stage>welche bisher allerley wunderliche Bewegungen durch einander gemacht<lb/> haben, bringen dem Mephiſtopheles eine Krone mit großem Geſchrey.</stage><lb/> <p>O ſey doch ſo gut,<lb/> Mit Schweiß und mit Blut<lb/> Die Krone zu leimen!</p><lb/> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [155/0161]
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Iſt’s moͤglich, iſt das Weib ſo ſchoͤn?
Muß’ ich an dieſem hingeſtreckten Leibe
Den Inbegriff von allen Himmeln ſehn?
So etwas findet ſich auf Erden?
Mephiſtopheles.
Natuͤrlich, wenn ein Gott ſich erſt ſechs Tage plagt,
Und ſelbſt am Ende Bravo ſagt,
Da muß es was geſcheidtes werden.
Fuͤr dießmal ſieh dich immer ſatt;
Ich weiß dir ſo ein Schaͤtzchen auszuſpuͤren,
Und ſelig wer das gute Schickſal hat,
Als Braͤutigam ſie heim zu fuͤhren!
Fauſt ſieht immerfort in den Spiegel. Mephiſtopheles, ſich in dem
Seſſel dehnend und mit dem Wedel ſpielend, fährt fort zu ſprechen.
Hier ſitz’ ich wie der Koͤnig auf dem Throne,
Den Zepter halt’ ich hier, es fehlt nur noch die Krone.
Die Thiere.
welche bisher allerley wunderliche Bewegungen durch einander gemacht
haben, bringen dem Mephiſtopheles eine Krone mit großem Geſchrey.
O ſey doch ſo gut,
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/161>, abgerufen am 16.02.2025. |