Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.
Nach einem Plane, zu verlieben. Möchte selbst solch einen Herren kennen, Würd' ihn Herrn Mikrokosmus nennen. Faust. Was bin ich denn? wenn es nicht möglich ist Der Menschheit Krone zu erringen, Nach der sich alle Sinne dringen. Mephistopheles. Du bist am Ende -- was du bist. Setz' dir Perrücken auf von Millionen Locken, Setz' deinen Fuß auf ellenhohe Socken, Du bleibst doch immer was du bist. Faust. Ich fühl's, vergebens hab' ich alle Schätze Des Menschengeist's auf mich herbeygerafft, Und wenn ich mich am Ende niedersetze, Quillt innerlich doch keine neue Kraft; Ich bin nicht um ein Haar breit höher, Bin dem Unendlichen nicht näher. Mephistopheles. Mein guter Herr, ihr seht die Sachen, Wie man die Sachen eben sieht;
Nach einem Plane, zu verlieben. Moͤchte ſelbſt ſolch einen Herren kennen, Wuͤrd’ ihn Herrn Mikrokosmus nennen. Fauſt. Was bin ich denn? wenn es nicht moͤglich iſt Der Menſchheit Krone zu erringen, Nach der ſich alle Sinne dringen. Mephiſtopheles. Du biſt am Ende — was du biſt. Setz’ dir Perruͤcken auf von Millionen Locken, Setz’ deinen Fuß auf ellenhohe Socken, Du bleibſt doch immer was du biſt. Fauſt. Ich fuͤhl’s, vergebens hab’ ich alle Schaͤtze Des Menſchengeiſt’s auf mich herbeygerafft, Und wenn ich mich am Ende niederſetze, Quillt innerlich doch keine neue Kraft; Ich bin nicht um ein Haar breit hoͤher, Bin dem Unendlichen nicht naͤher. Mephiſtopheles. Mein guter Herr, ihr ſeht die Sachen, Wie man die Sachen eben ſieht; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#MEP"> <p><pb facs="#f0118" n="112"/> Nach einem Plane, zu verlieben.<lb/> Moͤchte ſelbſt ſolch einen Herren kennen,<lb/> Wuͤrd’ ihn Herrn Mikrokosmus nennen.</p> </sp><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker><hi rendition="#g">Fauſt</hi>.</speaker><lb/> <p>Was bin ich denn? wenn es nicht moͤglich iſt<lb/> Der Menſchheit Krone zu erringen,<lb/> Nach der ſich alle Sinne dringen.</p> </sp><lb/> <sp who="#MEP"> <speaker><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/> <p>Du biſt am Ende — was du biſt.<lb/> Setz’ dir Perruͤcken auf von Millionen Locken,<lb/> Setz’ deinen Fuß auf ellenhohe Socken,<lb/> Du bleibſt doch immer was du biſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker><hi rendition="#g">Fauſt</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich fuͤhl’s, vergebens hab’ ich alle Schaͤtze<lb/> Des Menſchengeiſt’s auf mich herbeygerafft,<lb/> Und wenn ich mich am Ende niederſetze,<lb/> Quillt innerlich doch keine neue Kraft;<lb/> Ich bin nicht um ein Haar breit hoͤher,<lb/> Bin dem Unendlichen nicht naͤher.</p> </sp><lb/> <sp who="#MEP"> <speaker><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/> <p>Mein guter Herr, ihr ſeht die Sachen,<lb/> Wie man die Sachen eben ſieht;<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [112/0118]
Nach einem Plane, zu verlieben.
Moͤchte ſelbſt ſolch einen Herren kennen,
Wuͤrd’ ihn Herrn Mikrokosmus nennen.
Fauſt.
Was bin ich denn? wenn es nicht moͤglich iſt
Der Menſchheit Krone zu erringen,
Nach der ſich alle Sinne dringen.
Mephiſtopheles.
Du biſt am Ende — was du biſt.
Setz’ dir Perruͤcken auf von Millionen Locken,
Setz’ deinen Fuß auf ellenhohe Socken,
Du bleibſt doch immer was du biſt.
Fauſt.
Ich fuͤhl’s, vergebens hab’ ich alle Schaͤtze
Des Menſchengeiſt’s auf mich herbeygerafft,
Und wenn ich mich am Ende niederſetze,
Quillt innerlich doch keine neue Kraft;
Ich bin nicht um ein Haar breit hoͤher,
Bin dem Unendlichen nicht naͤher.
Mephiſtopheles.
Mein guter Herr, ihr ſeht die Sachen,
Wie man die Sachen eben ſieht;
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