Ferner, da ohne Licht nicht Farben können be- stehen, Aber hervor ans Licht ursprüngliche Körper nicht treten; Folgt natürlich hieraus, daß diese von Farben entblößt sind. Wie kann Farbe denn nur lichtlosem Dunkel gemein seyn? Sie, die sich selbst verändert im Licht, und verschieden zurückglänzt, Je nachdem sie der Strahl schief oder gerade ge- troffen. An dem Gefieder der Tauben, das ihnen den Hals und den Nacken Rings umkränzt, kannst dieses du sehn im Strahle der Sonne: Anders gewandt erscheinet es roth, im Glanz des Pyropus, Wieder anders, Lasur, in grüne Smaragden ge- mischet. So auch des Pfauen Schweif; zur volleren Sonne ge- wendet, Wandelt auf ähnliche Art er die mannigfaltigen Farben. Da nun des Lichtes eigener Wurf die Wirkung hervor- bringt, Ist es auch klar, daß ohne das Licht nicht solches ge- schähe. Ferner noch, da die Pupille durch andere Stöße ge- reizt wird,
II. 5
Ferner, da ohne Licht nicht Farben koͤnnen be- ſtehen, Aber hervor ans Licht urſpruͤngliche Koͤrper nicht treten; Folgt natuͤrlich hieraus, daß dieſe von Farben entbloͤßt ſind. Wie kann Farbe denn nur lichtloſem Dunkel gemein ſeyn? Sie, die ſich ſelbſt veraͤndert im Licht, und verſchieden zuruͤckglaͤnzt, Je nachdem ſie der Strahl ſchief oder gerade ge- troffen. An dem Gefieder der Tauben, das ihnen den Hals und den Nacken Rings umkraͤnzt, kannſt dieſes du ſehn im Strahle der Sonne: Anders gewandt erſcheinet es roth, im Glanz des Pyropus, Wieder anders, Laſur, in gruͤne Smaragden ge- miſchet. So auch des Pfauen Schweif; zur volleren Sonne ge- wendet, Wandelt auf aͤhnliche Art er die mannigfaltigen Farben. Da nun des Lichtes eigener Wurf die Wirkung hervor- bringt, Iſt es auch klar, daß ohne das Licht nicht ſolches ge- ſchaͤhe. Ferner noch, da die Pupille durch andere Stoͤße ge- reizt wird,
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Ferner, da ohne Licht nicht Farben koͤnnen be-
ſtehen,
Aber hervor ans Licht urſpruͤngliche Koͤrper nicht
treten;
Folgt natuͤrlich hieraus, daß dieſe von Farben entbloͤßt
ſind.
Wie kann Farbe denn nur lichtloſem Dunkel gemein
ſeyn?
Sie, die ſich ſelbſt veraͤndert im Licht, und verſchieden
zuruͤckglaͤnzt,
Je nachdem ſie der Strahl ſchief oder gerade ge-
troffen.
An dem Gefieder der Tauben, das ihnen den Hals und
den Nacken
Rings umkraͤnzt, kannſt dieſes du ſehn im Strahle der
Sonne:
Anders gewandt erſcheinet es roth, im Glanz des
Pyropus,
Wieder anders, Laſur, in gruͤne Smaragden ge-
miſchet.
So auch des Pfauen Schweif; zur volleren Sonne ge-
wendet,
Wandelt auf aͤhnliche Art er die mannigfaltigen
Farben.
Da nun des Lichtes eigener Wurf die Wirkung hervor-
bringt,
Iſt es auch klar, daß ohne das Licht nicht ſolches ge-
ſchaͤhe.
Ferner noch, da die Pupille durch andere Stoͤße ge-
reizt wird,
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/99>, abgerufen am 25.11.2024.
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