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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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das Hornsilber sich im violetten Strahl in 15 Secunden,
im blauen in 23 Sec., im grünen in 35 Sec., im gel-
ben in 51/2 Minute, im pomeranzenfarbenen in 12 Minu-
ten, und im rothen in 20 Minuten gefärbt habe;" auch
sagt er, "daß er nie vermögend gewesen sey, die Farbe
in den drey letzten prismatischen Farben so stark zu ma-
chen, als die vom violetten Strahl hervorgebrachte war.
Ritter (s. Gilb. Annalen der Physik B. VII. S. 527.
und B. XII. S. 409.) will auch noch außerhalb dem
Violett "sogenannte unsichtbare Strahlen entdeckt ha-
ben, welche das Hornsilber noch stärker reducirten, als
das violette Licht selbst;" ferner, "daß die Reduction
an dem Orte des Maximums außer dem Violett, nach
dem Blau hin abnehme, und mehr hinter dem Grün
aufhöre; und daß sie im Orange und Roth in wahre
Oxydation des bereits Reducirten übergehe."

Schon Senebier's Versuche zeigten deutlich eine
Hemmung der Wirkung auf der Seite des Gelben und
Rothen, sowohl der Zeit als dem Grade nach; doch
fand nach ihm hier noch eine Reduction statt, wo Rit-
ter
eine Oxydation fand. Neue Versuche waren also
nöthig. Hier sind die Resultate von den meinigen.

Als ich das Spectrum eines fehlerfreyen Prisma's,
welches die Lage hatte, in welcher der Einfallswinkel
an der vordern Fläche dem Brechungswinkel an der
hintern Fläche gleich ist, bey einer Oeffnung von etwa
5 bis 6 Linien im Laden, in einem Abstande, wo
eben Gelb und Blau zusammentreten, auf weißes noch

das Hornſilber ſich im violetten Strahl in 15 Secunden,
im blauen in 23 Sec., im gruͤnen in 35 Sec., im gel-
ben in 5½ Minute, im pomeranzenfarbenen in 12 Minu-
ten, und im rothen in 20 Minuten gefaͤrbt habe;“ auch
ſagt er, „daß er nie vermoͤgend geweſen ſey, die Farbe
in den drey letzten prismatiſchen Farben ſo ſtark zu ma-
chen, als die vom violetten Strahl hervorgebrachte war.
Ritter (ſ. Gilb. Annalen der Phyſik B. VII. S. 527.
und B. XII. S. 409.) will auch noch außerhalb dem
Violett „ſogenannte unſichtbare Strahlen entdeckt ha-
ben, welche das Hornſilber noch ſtaͤrker reducirten, als
das violette Licht ſelbſt;“ ferner, „daß die Reduction
an dem Orte des Maximums außer dem Violett, nach
dem Blau hin abnehme, und mehr hinter dem Gruͤn
aufhoͤre; und daß ſie im Orange und Roth in wahre
Oxydation des bereits Reducirten uͤbergehe.“

Schon Senebier’s Verſuche zeigten deutlich eine
Hemmung der Wirkung auf der Seite des Gelben und
Rothen, ſowohl der Zeit als dem Grade nach; doch
fand nach ihm hier noch eine Reduction ſtatt, wo Rit-
ter
eine Oxydation fand. Neue Verſuche waren alſo
noͤthig. Hier ſind die Reſultate von den meinigen.

Als ich das Spectrum eines fehlerfreyen Prisma’s,
welches die Lage hatte, in welcher der Einfallswinkel
an der vordern Flaͤche dem Brechungswinkel an der
hintern Flaͤche gleich iſt, bey einer Oeffnung von etwa
5 bis 6 Linien im Laden, in einem Abſtande, wo
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[717/0751] das Hornſilber ſich im violetten Strahl in 15 Secunden, im blauen in 23 Sec., im gruͤnen in 35 Sec., im gel- ben in 5½ Minute, im pomeranzenfarbenen in 12 Minu- ten, und im rothen in 20 Minuten gefaͤrbt habe;“ auch ſagt er, „daß er nie vermoͤgend geweſen ſey, die Farbe in den drey letzten prismatiſchen Farben ſo ſtark zu ma- chen, als die vom violetten Strahl hervorgebrachte war. Ritter (ſ. Gilb. Annalen der Phyſik B. VII. S. 527. und B. XII. S. 409.) will auch noch außerhalb dem Violett „ſogenannte unſichtbare Strahlen entdeckt ha- ben, welche das Hornſilber noch ſtaͤrker reducirten, als das violette Licht ſelbſt;“ ferner, „daß die Reduction an dem Orte des Maximums außer dem Violett, nach dem Blau hin abnehme, und mehr hinter dem Gruͤn aufhoͤre; und daß ſie im Orange und Roth in wahre Oxydation des bereits Reducirten uͤbergehe.“ Schon Senebier’s Verſuche zeigten deutlich eine Hemmung der Wirkung auf der Seite des Gelben und Rothen, ſowohl der Zeit als dem Grade nach; doch fand nach ihm hier noch eine Reduction ſtatt, wo Rit- ter eine Oxydation fand. Neue Verſuche waren alſo noͤthig. Hier ſind die Reſultate von den meinigen. Als ich das Spectrum eines fehlerfreyen Prisma’s, welches die Lage hatte, in welcher der Einfallswinkel an der vordern Flaͤche dem Brechungswinkel an der hintern Flaͤche gleich iſt, bey einer Oeffnung von etwa 5 bis 6 Linien im Laden, in einem Abſtande, wo eben Gelb und Blau zuſammentreten, auf weißes noch

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 717. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/751>, abgerufen am 22.11.2024.