Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

in mehreren andern eine Täuschung, vor der man sich
zu hüten hat.


Von der chemischen Action des Lichts und
der farbigen Beleuchtung
.

Es ist eine der wichtigsten Entdeckungen der neuern
Zeit, daß mit der äußerlichen längst bekannten Verän-
derung der Körper im Sonnenlichte häufig auch eine
innere, eine Aenderung in den chemischen Bestandthei-
len verbunden sey. Scheele erwies zuerst, in seiner
Abhandlung von Luft und Feuer, daß die Metallkalke
im Lichte "phlogistisirt," oder wie wir uns jetzt aus-
drücken, desoxydirt werden. Senebier, Priestley,
Berthollet, Miß Fulham, Rumford, Rit-
ter
und andere bestätigten diese Entdeckung und ver-
mehrten sie mit mancher neuen.

Eine der empfindlichsten Substanzen gegen die Ac-
tion des Sonnenlichtes ist das salzsaure Silber, oder
Hornsilber; es ist bekanntlich frisch gefällt weiß, und
wird im Lichte sehr bald grau und endlich schwarz, wo-
bey es den größten Theil, wo nicht alle seine Säure
verliert. Schon Scheele bemerkte, daß die prisma-
tischen Farben ungleich auf dasselbe wirkten, "daß die
Schwärzung im Violett schneller erfolge, als in den
andern Farben." (a. a. O. §. 66.) Senebier bestätigte
diese Erfahrung, und führt in seiner Abhandlung über
den Einfluß des Sonnenlichtes 3. Th. S. 97. an: "daß

in mehreren andern eine Taͤuſchung, vor der man ſich
zu huͤten hat.


Von der chemiſchen Action des Lichts und
der farbigen Beleuchtung
.

Es iſt eine der wichtigſten Entdeckungen der neuern
Zeit, daß mit der aͤußerlichen laͤngſt bekannten Veraͤn-
derung der Koͤrper im Sonnenlichte haͤufig auch eine
innere, eine Aenderung in den chemiſchen Beſtandthei-
len verbunden ſey. Scheele erwies zuerſt, in ſeiner
Abhandlung von Luft und Feuer, daß die Metallkalke
im Lichte „phlogiſtiſirt,“ oder wie wir uns jetzt aus-
druͤcken, desoxydirt werden. Senebier, Prieſtley,
Berthollet, Miß Fulham, Rumford, Rit-
ter
und andere beſtaͤtigten dieſe Entdeckung und ver-
mehrten ſie mit mancher neuen.

Eine der empfindlichſten Subſtanzen gegen die Ac-
tion des Sonnenlichtes iſt das ſalzſaure Silber, oder
Hornſilber; es iſt bekanntlich friſch gefaͤllt weiß, und
wird im Lichte ſehr bald grau und endlich ſchwarz, wo-
bey es den groͤßten Theil, wo nicht alle ſeine Saͤure
verliert. Schon Scheele bemerkte, daß die prisma-
tiſchen Farben ungleich auf daſſelbe wirkten, „daß die
Schwaͤrzung im Violett ſchneller erfolge, als in den
andern Farben.“ (a. a. O. §. 66.) Senebier beſtaͤtigte
dieſe Erfahrung, und fuͤhrt in ſeiner Abhandlung uͤber
den Einfluß des Sonnenlichtes 3. Th. S. 97. an: „daß

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0750" n="716"/>
in mehreren andern eine Ta&#x0364;u&#x017F;chung, vor der man &#x017F;ich<lb/>
zu hu&#x0364;ten hat.</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">Von der chemi&#x017F;chen Action des Lichts und<lb/>
der farbigen Beleuchtung</hi>.</head><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t eine der wichtig&#x017F;ten Entdeckungen der neuern<lb/>
Zeit, daß mit der a&#x0364;ußerlichen la&#x0364;ng&#x017F;t bekannten Vera&#x0364;n-<lb/>
derung der Ko&#x0364;rper im Sonnenlichte ha&#x0364;ufig auch eine<lb/>
innere, eine Aenderung in den chemi&#x017F;chen Be&#x017F;tandthei-<lb/>
len verbunden &#x017F;ey. <hi rendition="#g">Scheele</hi> erwies zuer&#x017F;t, in &#x017F;einer<lb/>
Abhandlung von Luft und Feuer, daß die Metallkalke<lb/>
im Lichte &#x201E;phlogi&#x017F;ti&#x017F;irt,&#x201C; oder wie wir uns jetzt aus-<lb/>
dru&#x0364;cken, desoxydirt werden. <hi rendition="#g">Senebier, Prie&#x017F;tley,<lb/>
Berthollet, Miß Fulham, Rumford, Rit-<lb/>
ter</hi> und andere be&#x017F;ta&#x0364;tigten die&#x017F;e Entdeckung und ver-<lb/>
mehrten &#x017F;ie mit mancher neuen.</p><lb/>
            <p>Eine der empfindlich&#x017F;ten Sub&#x017F;tanzen gegen die Ac-<lb/>
tion des Sonnenlichtes i&#x017F;t das &#x017F;alz&#x017F;aure Silber, oder<lb/>
Horn&#x017F;ilber; es i&#x017F;t bekanntlich fri&#x017F;ch gefa&#x0364;llt weiß, und<lb/>
wird im Lichte &#x017F;ehr bald grau und endlich &#x017F;chwarz, wo-<lb/>
bey es den gro&#x0364;ßten Theil, wo nicht alle &#x017F;eine Sa&#x0364;ure<lb/>
verliert. Schon <hi rendition="#g">Scheele</hi> bemerkte, daß die prisma-<lb/>
ti&#x017F;chen Farben ungleich auf da&#x017F;&#x017F;elbe wirkten, &#x201E;daß die<lb/>
Schwa&#x0364;rzung im Violett &#x017F;chneller erfolge, als in den<lb/>
andern Farben.&#x201C; (a. a. O. §. 66.) <hi rendition="#g">Senebier</hi> be&#x017F;ta&#x0364;tigte<lb/>
die&#x017F;e Erfahrung, und fu&#x0364;hrt in &#x017F;einer Abhandlung u&#x0364;ber<lb/>
den Einfluß des Sonnenlichtes 3. Th. S. 97. an: &#x201E;daß<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[716/0750] in mehreren andern eine Taͤuſchung, vor der man ſich zu huͤten hat. Von der chemiſchen Action des Lichts und der farbigen Beleuchtung. Es iſt eine der wichtigſten Entdeckungen der neuern Zeit, daß mit der aͤußerlichen laͤngſt bekannten Veraͤn- derung der Koͤrper im Sonnenlichte haͤufig auch eine innere, eine Aenderung in den chemiſchen Beſtandthei- len verbunden ſey. Scheele erwies zuerſt, in ſeiner Abhandlung von Luft und Feuer, daß die Metallkalke im Lichte „phlogiſtiſirt,“ oder wie wir uns jetzt aus- druͤcken, desoxydirt werden. Senebier, Prieſtley, Berthollet, Miß Fulham, Rumford, Rit- ter und andere beſtaͤtigten dieſe Entdeckung und ver- mehrten ſie mit mancher neuen. Eine der empfindlichſten Subſtanzen gegen die Ac- tion des Sonnenlichtes iſt das ſalzſaure Silber, oder Hornſilber; es iſt bekanntlich friſch gefaͤllt weiß, und wird im Lichte ſehr bald grau und endlich ſchwarz, wo- bey es den groͤßten Theil, wo nicht alle ſeine Saͤure verliert. Schon Scheele bemerkte, daß die prisma- tiſchen Farben ungleich auf daſſelbe wirkten, „daß die Schwaͤrzung im Violett ſchneller erfolge, als in den andern Farben.“ (a. a. O. §. 66.) Senebier beſtaͤtigte dieſe Erfahrung, und fuͤhrt in ſeiner Abhandlung uͤber den Einfluß des Sonnenlichtes 3. Th. S. 97. an: „daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/750
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 716. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/750>, abgerufen am 22.12.2024.