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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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Die Beschreibung des Apparats wäre sodann das
Nothwendigste. Denn obgleich die Haupterfordernisse
bey den Versuchen selbst angegeben sind, und eigent-
lich nichts vorkommt was außerhalb der Einsicht eines
geschickten Mechanikers und Experimentators läge; so
würde es doch gut seyn, auf wenigen Blättern zu ü-
bersehen, was man denn eigentlich bedürfe, um die
sämmtlichen Phänomene, auf welche es ankommt, be-
quem hervorzubringen. Und freylich sind hiezu Hülfs-
mittel der verschiedensten Art nöthig. Auch hat man die-
sen Apparat, wenn er sich einmal beysammen befindet,
so gut als jeden andern, ja vielleicht noch mehr, in Ord-
nung zu halten, damit man zu jeder Zeit die verlang-
ten Versuche anstellen und vorlegen könne. Denn es
wird künftig nicht wie bisher die Ausrede gelten, daß
durch gewisse Versuche, vor hundert Jahren in Eng-
land angestellt, alles hinlänglich auch für uns bewiesen
und abgethan sey. Nicht weniger ist zu bedenken,
daß, ob wir gleich die Farbenlehre der freyen Natur wie-
derzugeben so viel als möglich bemüht gewesen, doch
ein geräumiges Zimmer, welches man nach Belieben
erhellen und verfinstern kann, nöthig bleibt, damit man
für sich und andere, sowohl die Lehre als die Contro-
vers, befriedigend durch Versuche und Beyspiele belegen
könne. Diese ganz unerläßliche Einrichtung ist von der
Art, daß sie einem Privatmanne beschwerlich werden
müßte; deswegen darf man sie wohl Universitäten und
Akademieen der Wissenschaften zur Pflicht machen, da-
mit statt des alten Wortkrams die Erscheinungen selbst

Die Beſchreibung des Apparats waͤre ſodann das
Nothwendigſte. Denn obgleich die Haupterforderniſſe
bey den Verſuchen ſelbſt angegeben ſind, und eigent-
lich nichts vorkommt was außerhalb der Einſicht eines
geſchickten Mechanikers und Experimentators laͤge; ſo
wuͤrde es doch gut ſeyn, auf wenigen Blaͤttern zu uͤ-
berſehen, was man denn eigentlich beduͤrfe, um die
ſaͤmmtlichen Phaͤnomene, auf welche es ankommt, be-
quem hervorzubringen. Und freylich ſind hiezu Huͤlfs-
mittel der verſchiedenſten Art noͤthig. Auch hat man die-
ſen Apparat, wenn er ſich einmal beyſammen befindet,
ſo gut als jeden andern, ja vielleicht noch mehr, in Ord-
nung zu halten, damit man zu jeder Zeit die verlang-
ten Verſuche anſtellen und vorlegen koͤnne. Denn es
wird kuͤnftig nicht wie bisher die Ausrede gelten, daß
durch gewiſſe Verſuche, vor hundert Jahren in Eng-
land angeſtellt, alles hinlaͤnglich auch fuͤr uns bewieſen
und abgethan ſey. Nicht weniger iſt zu bedenken,
daß, ob wir gleich die Farbenlehre der freyen Natur wie-
derzugeben ſo viel als moͤglich bemuͤht geweſen, doch
ein geraͤumiges Zimmer, welches man nach Belieben
erhellen und verfinſtern kann, noͤthig bleibt, damit man
fuͤr ſich und andere, ſowohl die Lehre als die Contro-
vers, befriedigend durch Verſuche und Beyſpiele belegen
koͤnne. Dieſe ganz unerlaͤßliche Einrichtung iſt von der
Art, daß ſie einem Privatmanne beſchwerlich werden
muͤßte; deswegen darf man ſie wohl Univerſitaͤten und
Akademieen der Wiſſenſchaften zur Pflicht machen, da-
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[697/0731] Die Beſchreibung des Apparats waͤre ſodann das Nothwendigſte. Denn obgleich die Haupterforderniſſe bey den Verſuchen ſelbſt angegeben ſind, und eigent- lich nichts vorkommt was außerhalb der Einſicht eines geſchickten Mechanikers und Experimentators laͤge; ſo wuͤrde es doch gut ſeyn, auf wenigen Blaͤttern zu uͤ- berſehen, was man denn eigentlich beduͤrfe, um die ſaͤmmtlichen Phaͤnomene, auf welche es ankommt, be- quem hervorzubringen. Und freylich ſind hiezu Huͤlfs- mittel der verſchiedenſten Art noͤthig. Auch hat man die- ſen Apparat, wenn er ſich einmal beyſammen befindet, ſo gut als jeden andern, ja vielleicht noch mehr, in Ord- nung zu halten, damit man zu jeder Zeit die verlang- ten Verſuche anſtellen und vorlegen koͤnne. Denn es wird kuͤnftig nicht wie bisher die Ausrede gelten, daß durch gewiſſe Verſuche, vor hundert Jahren in Eng- land angeſtellt, alles hinlaͤnglich auch fuͤr uns bewieſen und abgethan ſey. Nicht weniger iſt zu bedenken, daß, ob wir gleich die Farbenlehre der freyen Natur wie- derzugeben ſo viel als moͤglich bemuͤht geweſen, doch ein geraͤumiges Zimmer, welches man nach Belieben erhellen und verfinſtern kann, noͤthig bleibt, damit man fuͤr ſich und andere, ſowohl die Lehre als die Contro- vers, befriedigend durch Verſuche und Beyſpiele belegen koͤnne. Dieſe ganz unerlaͤßliche Einrichtung iſt von der Art, daß ſie einem Privatmanne beſchwerlich werden muͤßte; deswegen darf man ſie wohl Univerſitaͤten und Akademieen der Wiſſenſchaften zur Pflicht machen, da- mit ſtatt des alten Wortkrams die Erſcheinungen ſelbſt

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 697. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/731>, abgerufen am 22.11.2024.