Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

in allen Verbindungen der Mittel wo die ganze Bre-
chung des Pinsels gleich ist; so würde die vollkommene
Verbesserung jener Abweichung, die aus der Verschie-
denheit der Refrangibilität entsteht, unmöglich seyn
und als ein unübersteigliches Hinderniß der Verbesserung
dioptrischer Instrumente entgegenstehen."

IX. "Der Zweck meiner Experimente war daher, zu
untersuchen, ob die Natur solche durchsichtige Mittel
gewähre, welche dem Grade nach, in welchem sie die
Strahlen des prismatischen Spectrums zerstreuen, ver-
schieden wären, zugleich aber die mancherley Reihen
der Strahlen in derselben Provortion aus einander hiel-
ten. Denn wenn sich solche Mittel fänden, so würde
das obengemeldete secundäre Spectrum verschwinden,
und die Abweichung welche durch die verschiedene Re-
frangibilität entsteht, könnte aufgehoben werden. Der
Erfolg dieser Untersuchung war nicht glücklich in Be-
tracht ihres Hauptgegenstandes. In jeder Verbindung
die man versuchte, bemerkte man dieselbe Art von nicht
beseitigter Farbe, und man schloß daraus, daß es keine
directe Methode gebe, die Aberration wegzuschaffen."

X. "Aber es zeigte sich in dem Verlauf der Ver-
suche, daß die Breite des secundären Spectrums ge-
ringer war in einigen Verbindungen als in anderen,
und da eröffnete sich ein indirecter Weg, jene Verbes-
serung zu finden, indem man nämlich eine zusammen-
gesetzte hohle Linse von Materialien welche die meiste
Farbe hervorbringen, mit einer zusammengesetzten con-

in allen Verbindungen der Mittel wo die ganze Bre-
chung des Pinſels gleich iſt; ſo wuͤrde die vollkommene
Verbeſſerung jener Abweichung, die aus der Verſchie-
denheit der Refrangibilitaͤt entſteht, unmoͤglich ſeyn
und als ein unuͤberſteigliches Hinderniß der Verbeſſerung
dioptriſcher Inſtrumente entgegenſtehen.“

IX. „Der Zweck meiner Experimente war daher, zu
unterſuchen, ob die Natur ſolche durchſichtige Mittel
gewaͤhre, welche dem Grade nach, in welchem ſie die
Strahlen des prismatiſchen Spectrums zerſtreuen, ver-
ſchieden waͤren, zugleich aber die mancherley Reihen
der Strahlen in derſelben Provortion aus einander hiel-
ten. Denn wenn ſich ſolche Mittel faͤnden, ſo wuͤrde
das obengemeldete ſecundaͤre Spectrum verſchwinden,
und die Abweichung welche durch die verſchiedene Re-
frangibilitaͤt entſteht, koͤnnte aufgehoben werden. Der
Erfolg dieſer Unterſuchung war nicht gluͤcklich in Be-
tracht ihres Hauptgegenſtandes. In jeder Verbindung
die man verſuchte, bemerkte man dieſelbe Art von nicht
beſeitigter Farbe, und man ſchloß daraus, daß es keine
directe Methode gebe, die Aberration wegzuſchaffen.“

X. „Aber es zeigte ſich in dem Verlauf der Ver-
ſuche, daß die Breite des ſecundaͤren Spectrums ge-
ringer war in einigen Verbindungen als in anderen,
und da eroͤffnete ſich ein indirecter Weg, jene Verbeſ-
ſerung zu finden, indem man naͤmlich eine zuſammen-
geſetzte hohle Linſe von Materialien welche die meiſte
Farbe hervorbringen, mit einer zuſammengeſetzten con-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0685" n="651"/>
in allen Verbindungen der Mittel wo die ganze Bre-<lb/>
chung des Pin&#x017F;els gleich i&#x017F;t; &#x017F;o wu&#x0364;rde die vollkommene<lb/>
Verbe&#x017F;&#x017F;erung jener Abweichung, die aus der Ver&#x017F;chie-<lb/>
denheit der Refrangibilita&#x0364;t ent&#x017F;teht, unmo&#x0364;glich &#x017F;eyn<lb/>
und als ein unu&#x0364;ber&#x017F;teigliches Hinderniß der Verbe&#x017F;&#x017F;erung<lb/>
dioptri&#x017F;cher In&#x017F;trumente entgegen&#x017F;tehen.&#x201C;</p><lb/>
              <p><hi rendition="#aq">IX.</hi> &#x201E;Der Zweck meiner Experimente war daher, zu<lb/>
unter&#x017F;uchen, ob die Natur &#x017F;olche durch&#x017F;ichtige Mittel<lb/>
gewa&#x0364;hre, welche dem Grade nach, in welchem &#x017F;ie die<lb/>
Strahlen des prismati&#x017F;chen Spectrums zer&#x017F;treuen, ver-<lb/>
&#x017F;chieden wa&#x0364;ren, zugleich aber die mancherley Reihen<lb/>
der Strahlen in der&#x017F;elben Provortion aus einander hiel-<lb/>
ten. Denn wenn &#x017F;ich &#x017F;olche Mittel fa&#x0364;nden, &#x017F;o wu&#x0364;rde<lb/>
das obengemeldete &#x017F;ecunda&#x0364;re Spectrum ver&#x017F;chwinden,<lb/>
und die Abweichung welche durch die ver&#x017F;chiedene Re-<lb/>
frangibilita&#x0364;t ent&#x017F;teht, ko&#x0364;nnte aufgehoben werden. Der<lb/>
Erfolg die&#x017F;er Unter&#x017F;uchung war nicht glu&#x0364;cklich in Be-<lb/>
tracht ihres Hauptgegen&#x017F;tandes. In jeder Verbindung<lb/>
die man ver&#x017F;uchte, bemerkte man die&#x017F;elbe Art von nicht<lb/>
be&#x017F;eitigter Farbe, und man &#x017F;chloß daraus, daß es keine<lb/>
directe Methode gebe, die Aberration wegzu&#x017F;chaffen.&#x201C;</p><lb/>
              <p><hi rendition="#aq">X.</hi> &#x201E;Aber es zeigte &#x017F;ich in dem Verlauf der Ver-<lb/>
&#x017F;uche, daß die Breite des &#x017F;ecunda&#x0364;ren Spectrums ge-<lb/>
ringer war in einigen Verbindungen als in anderen,<lb/>
und da ero&#x0364;ffnete &#x017F;ich ein indirecter Weg, jene Verbe&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erung zu finden, indem man na&#x0364;mlich eine zu&#x017F;ammen-<lb/>
ge&#x017F;etzte hohle Lin&#x017F;e von Materialien welche die mei&#x017F;te<lb/>
Farbe hervorbringen, mit einer zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzten con-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[651/0685] in allen Verbindungen der Mittel wo die ganze Bre- chung des Pinſels gleich iſt; ſo wuͤrde die vollkommene Verbeſſerung jener Abweichung, die aus der Verſchie- denheit der Refrangibilitaͤt entſteht, unmoͤglich ſeyn und als ein unuͤberſteigliches Hinderniß der Verbeſſerung dioptriſcher Inſtrumente entgegenſtehen.“ IX. „Der Zweck meiner Experimente war daher, zu unterſuchen, ob die Natur ſolche durchſichtige Mittel gewaͤhre, welche dem Grade nach, in welchem ſie die Strahlen des prismatiſchen Spectrums zerſtreuen, ver- ſchieden waͤren, zugleich aber die mancherley Reihen der Strahlen in derſelben Provortion aus einander hiel- ten. Denn wenn ſich ſolche Mittel faͤnden, ſo wuͤrde das obengemeldete ſecundaͤre Spectrum verſchwinden, und die Abweichung welche durch die verſchiedene Re- frangibilitaͤt entſteht, koͤnnte aufgehoben werden. Der Erfolg dieſer Unterſuchung war nicht gluͤcklich in Be- tracht ihres Hauptgegenſtandes. In jeder Verbindung die man verſuchte, bemerkte man dieſelbe Art von nicht beſeitigter Farbe, und man ſchloß daraus, daß es keine directe Methode gebe, die Aberration wegzuſchaffen.“ X. „Aber es zeigte ſich in dem Verlauf der Ver- ſuche, daß die Breite des ſecundaͤren Spectrums ge- ringer war in einigen Verbindungen als in anderen, und da eroͤffnete ſich ein indirecter Weg, jene Verbeſ- ſerung zu finden, indem man naͤmlich eine zuſammen- geſetzte hohle Linſe von Materialien welche die meiſte Farbe hervorbringen, mit einer zuſammengeſetzten con-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/685
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 651. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/685>, abgerufen am 22.11.2024.