Vollständiges Färbe- und Bleichbuch etc. etc. Sechs Bände. Ulm, 1779 bis 1793.
Dieser Mann, welcher zu Sindelfingen bey Stutt- gart ansäßig und zuletzt im Baadenischen angestellt war, dessen Lebensgang wohl mehr verdiente bekannt zu seyn, war in seinem Handwerk, in seiner Halbkunst, wie man es nennen will, so viel wir ihn beurtheilen kön- nen, wohl zu Hause. Alle Erfordernisse bey der Fär- berey, sowohl in so fern sie vorbereitend als ausfüh- rend und vollendend gedacht werden, lagen ihm zur Hand, so wie die verschiedensten Anwendungen, wel- che man von Farben technisch auf alle Arten von Zeu- gen und Stoffen nach und nach ersonnen hat.
Bey der großen Breite, bey dem genauen Detail seiner Kenntnisse sah er sich nach einem Leitfaden um, an welchem er sich durch das Labyrinth der Natur- und Kunsterscheinungen durchwinden könnte. Da er aber weder gelehrte, noch philosophische noch literarische Bildung hatte, so wurde es seinem übrigens tüchtigen Charakter sehr schwer, wo nicht unmöglich, sich überall zurecht zu finden.
Er sah wohl ein, daß bey allem Verfahren des Färbers nur sehr einfache Maximen zum Grunde lagen, die sich aber unter einem Wust von einzelnen Recepten
Jeremias Friedrich Guͤlich.
Vollſtaͤndiges Faͤrbe- und Bleichbuch ꝛc. ꝛc. Sechs Baͤnde. Ulm, 1779 bis 1793.
Dieſer Mann, welcher zu Sindelfingen bey Stutt- gart anſaͤßig und zuletzt im Baadeniſchen angeſtellt war, deſſen Lebensgang wohl mehr verdiente bekannt zu ſeyn, war in ſeinem Handwerk, in ſeiner Halbkunſt, wie man es nennen will, ſo viel wir ihn beurtheilen koͤn- nen, wohl zu Hauſe. Alle Erforderniſſe bey der Faͤr- berey, ſowohl in ſo fern ſie vorbereitend als ausfuͤh- rend und vollendend gedacht werden, lagen ihm zur Hand, ſo wie die verſchiedenſten Anwendungen, wel- che man von Farben techniſch auf alle Arten von Zeu- gen und Stoffen nach und nach erſonnen hat.
Bey der großen Breite, bey dem genauen Detail ſeiner Kenntniſſe ſah er ſich nach einem Leitfaden um, an welchem er ſich durch das Labyrinth der Natur- und Kunſterſcheinungen durchwinden koͤnnte. Da er aber weder gelehrte, noch philoſophiſche noch literariſche Bildung hatte, ſo wurde es ſeinem uͤbrigens tuͤchtigen Charakter ſehr ſchwer, wo nicht unmoͤglich, ſich uͤberall zurecht zu finden.
Er ſah wohl ein, daß bey allem Verfahren des Faͤrbers nur ſehr einfache Maximen zum Grunde lagen, die ſich aber unter einem Wuſt von einzelnen Recepten
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Jeremias Friedrich Guͤlich.
Vollſtaͤndiges Faͤrbe- und Bleichbuch ꝛc. ꝛc. Sechs
Baͤnde. Ulm, 1779 bis 1793.
Dieſer Mann, welcher zu Sindelfingen bey Stutt-
gart anſaͤßig und zuletzt im Baadeniſchen angeſtellt war,
deſſen Lebensgang wohl mehr verdiente bekannt zu ſeyn,
war in ſeinem Handwerk, in ſeiner Halbkunſt, wie
man es nennen will, ſo viel wir ihn beurtheilen koͤn-
nen, wohl zu Hauſe. Alle Erforderniſſe bey der Faͤr-
berey, ſowohl in ſo fern ſie vorbereitend als ausfuͤh-
rend und vollendend gedacht werden, lagen ihm zur
Hand, ſo wie die verſchiedenſten Anwendungen, wel-
che man von Farben techniſch auf alle Arten von Zeu-
gen und Stoffen nach und nach erſonnen hat.
Bey der großen Breite, bey dem genauen Detail
ſeiner Kenntniſſe ſah er ſich nach einem Leitfaden um,
an welchem er ſich durch das Labyrinth der Natur- und
Kunſterſcheinungen durchwinden koͤnnte. Da er aber
weder gelehrte, noch philoſophiſche noch literariſche
Bildung hatte, ſo wurde es ſeinem uͤbrigens tuͤchtigen
Charakter ſehr ſchwer, wo nicht unmoͤglich, ſich uͤberall
zurecht zu finden.
Er ſah wohl ein, daß bey allem Verfahren des
Faͤrbers nur ſehr einfache Maximen zum Grunde lagen,
die ſich aber unter einem Wuſt von einzelnen Recepten
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 630. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/664>, abgerufen am 22.12.2024.
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