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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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Jedem der diese Summarien und Rubriken mit
einiger Aufmerksamkeit betrachtet, wird in die Augen
fallen, was an dem Vortrag des Verfassers zu tadeln
sey. Waring Darwin, wie sein Bluts- oder Na-
mensvetter, Erasmus Darwin, begehen, bey allem
Verdienst einer heitern und sorgfältigen Beobachtung,
den Fehler, daß sie als Aerzte alle Erscheinungen mehr
pathologisch als physiologisch nehmen. Waring erkennt
in seinem ersten Artikel, daß wohl alles Sehen von
der Thätigkeit der Netzhaut abhängen möchte, und
nimmt nun nicht etwa den naturgemäßen Weg, die
Gesetze wornach ein solches gesundes Organ wirkt und
gegenwirkt, auszumitteln und zu bezeichnen; sondern
er führt sie unter der künstlichen, ärztlichen Form auf,
wie sie sich gegen schwächere und stärkere Reize verhal-
ten; welches in diesem Falle von geringer Bedeutung,
ja in der Erfahrung, wie man aus seinen Rubriken
wohl sehen kann, gar nicht zu bestimmen ist.

Wir haben den Gehalt dieser Abhandlung, so wie
der übrigen uns bekannt gewordenen, gesondert und
an der Natur selbst, zum Nachtheil unsrer eigenen Au-
gen, wiederholt geprüft, und in unsrer Abtheilung
von physiologischen, nicht weniger in dem Anhang
von pathologischen Farben, die allgemeinen Umrisse zu
ziehen gesucht, in welchen sich alles einschließt, die
beste Ordnung auszufinden getrachtet, nach welcher
sich die Phänomene darstellen und einsehen lassen.

Anstatt also den Darwinischen Aufsatz Artikel vor

Jedem der dieſe Summarien und Rubriken mit
einiger Aufmerkſamkeit betrachtet, wird in die Augen
fallen, was an dem Vortrag des Verfaſſers zu tadeln
ſey. Waring Darwin, wie ſein Bluts- oder Na-
mensvetter, Erasmus Darwin, begehen, bey allem
Verdienſt einer heitern und ſorgfaͤltigen Beobachtung,
den Fehler, daß ſie als Aerzte alle Erſcheinungen mehr
pathologiſch als phyſiologiſch nehmen. Waring erkennt
in ſeinem erſten Artikel, daß wohl alles Sehen von
der Thaͤtigkeit der Netzhaut abhaͤngen moͤchte, und
nimmt nun nicht etwa den naturgemaͤßen Weg, die
Geſetze wornach ein ſolches geſundes Organ wirkt und
gegenwirkt, auszumitteln und zu bezeichnen; ſondern
er fuͤhrt ſie unter der kuͤnſtlichen, aͤrztlichen Form auf,
wie ſie ſich gegen ſchwaͤchere und ſtaͤrkere Reize verhal-
ten; welches in dieſem Falle von geringer Bedeutung,
ja in der Erfahrung, wie man aus ſeinen Rubriken
wohl ſehen kann, gar nicht zu beſtimmen iſt.

Wir haben den Gehalt dieſer Abhandlung, ſo wie
der uͤbrigen uns bekannt gewordenen, geſondert und
an der Natur ſelbſt, zum Nachtheil unſrer eigenen Au-
gen, wiederholt gepruͤft, und in unſrer Abtheilung
von phyſiologiſchen, nicht weniger in dem Anhang
von pathologiſchen Farben, die allgemeinen Umriſſe zu
ziehen geſucht, in welchen ſich alles einſchließt, die
beſte Ordnung auszufinden getrachtet, nach welcher
ſich die Phaͤnomene darſtellen und einſehen laſſen.

Anſtatt alſo den Darwiniſchen Aufſatz Artikel vor

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[626/0660] Jedem der dieſe Summarien und Rubriken mit einiger Aufmerkſamkeit betrachtet, wird in die Augen fallen, was an dem Vortrag des Verfaſſers zu tadeln ſey. Waring Darwin, wie ſein Bluts- oder Na- mensvetter, Erasmus Darwin, begehen, bey allem Verdienſt einer heitern und ſorgfaͤltigen Beobachtung, den Fehler, daß ſie als Aerzte alle Erſcheinungen mehr pathologiſch als phyſiologiſch nehmen. Waring erkennt in ſeinem erſten Artikel, daß wohl alles Sehen von der Thaͤtigkeit der Netzhaut abhaͤngen moͤchte, und nimmt nun nicht etwa den naturgemaͤßen Weg, die Geſetze wornach ein ſolches geſundes Organ wirkt und gegenwirkt, auszumitteln und zu bezeichnen; ſondern er fuͤhrt ſie unter der kuͤnſtlichen, aͤrztlichen Form auf, wie ſie ſich gegen ſchwaͤchere und ſtaͤrkere Reize verhal- ten; welches in dieſem Falle von geringer Bedeutung, ja in der Erfahrung, wie man aus ſeinen Rubriken wohl ſehen kann, gar nicht zu beſtimmen iſt. Wir haben den Gehalt dieſer Abhandlung, ſo wie der uͤbrigen uns bekannt gewordenen, geſondert und an der Natur ſelbſt, zum Nachtheil unſrer eigenen Au- gen, wiederholt gepruͤft, und in unſrer Abtheilung von phyſiologiſchen, nicht weniger in dem Anhang von pathologiſchen Farben, die allgemeinen Umriſſe zu ziehen geſucht, in welchen ſich alles einſchließt, die beſte Ordnung auszufinden getrachtet, nach welcher ſich die Phaͤnomene darſtellen und einſehen laſſen. Anſtatt alſo den Darwiniſchen Aufſatz Artikel vor

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 626. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/660>, abgerufen am 22.11.2024.