des Schattens sich ungleich und unregelmäßig ereigne. Beyde sind, durch das Mehr oder Weniger, gar sehr von einander unterschieden, daher sie, sowohl unter sich, als wenn sie mit den Farben vermischt werden, viele Farbenveränderungen hervorbringen; theils weil das, was nun zusammen wirkt, an Menge und an Kräften sich nicht gleich ist, theils weil sie gegen ein- ander nicht dieselben Beziehungen haben. Und so ha- ben denn auch die Farben in sich viel Verschiedenhei- ten, das Blaurothe, so wie das Gelbrothe, ingleichen das Weiße und so auch die übrigen, sowohl wegen des Mehr oder Weniger, als wegen wechselseitiger Mi- schung, oder Reinheit.
28.
Denn es macht einen Unterschied, ob dasjenige, was zugemischt wird, leuchtend und glänzend sey, oder im Gegentheil schmutzig und glanzlos. Das Glänzende aber ist nichts anders als die Gedrängtheit und Dicht- heit des Lichtes. So entsteht die Goldfarbe, wenn das Gelbe und Sonnenhafte, verdichtet, stark leuchtet, deswegen auch die Hälse der Tauben und die Wasser- tropfen golden erscheinen, wenn das Licht zurückgewor- fen wird.
29.
Es giebt auch Körper, welche, indem sie durch Reiben oder sonst eine Gewalt glatt werden, eine Ver- änderung verschiedener Farben zeigen, wie abgeriebenes Silber, Gold, Erz und Eisen.
des Schattens ſich ungleich und unregelmaͤßig ereigne. Beyde ſind, durch das Mehr oder Weniger, gar ſehr von einander unterſchieden, daher ſie, ſowohl unter ſich, als wenn ſie mit den Farben vermiſcht werden, viele Farbenveraͤnderungen hervorbringen; theils weil das, was nun zuſammen wirkt, an Menge und an Kraͤften ſich nicht gleich iſt, theils weil ſie gegen ein- ander nicht dieſelben Beziehungen haben. Und ſo ha- ben denn auch die Farben in ſich viel Verſchiedenhei- ten, das Blaurothe, ſo wie das Gelbrothe, ingleichen das Weiße und ſo auch die uͤbrigen, ſowohl wegen des Mehr oder Weniger, als wegen wechſelſeitiger Mi- ſchung, oder Reinheit.
28.
Denn es macht einen Unterſchied, ob dasjenige, was zugemiſcht wird, leuchtend und glaͤnzend ſey, oder im Gegentheil ſchmutzig und glanzlos. Das Glaͤnzende aber iſt nichts anders als die Gedraͤngtheit und Dicht- heit des Lichtes. So entſteht die Goldfarbe, wenn das Gelbe und Sonnenhafte, verdichtet, ſtark leuchtet, deswegen auch die Haͤlſe der Tauben und die Waſſer- tropfen golden erſcheinen, wenn das Licht zuruͤckgewor- fen wird.
29.
Es giebt auch Koͤrper, welche, indem ſie durch Reiben oder ſonſt eine Gewalt glatt werden, eine Ver- aͤnderung verſchiedener Farben zeigen, wie abgeriebenes Silber, Gold, Erz und Eiſen.
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des Schattens ſich ungleich und unregelmaͤßig ereigne.
Beyde ſind, durch das Mehr oder Weniger, gar ſehr
von einander unterſchieden, daher ſie, ſowohl unter
ſich, als wenn ſie mit den Farben vermiſcht werden,
viele Farbenveraͤnderungen hervorbringen; theils weil
das, was nun zuſammen wirkt, an Menge und an
Kraͤften ſich nicht gleich iſt, theils weil ſie gegen ein-
ander nicht dieſelben Beziehungen haben. Und ſo ha-
ben denn auch die Farben in ſich viel Verſchiedenhei-
ten, das Blaurothe, ſo wie das Gelbrothe, ingleichen
das Weiße und ſo auch die uͤbrigen, ſowohl wegen
des Mehr oder Weniger, als wegen wechſelſeitiger Mi-
ſchung, oder Reinheit.
28.
Denn es macht einen Unterſchied, ob dasjenige,
was zugemiſcht wird, leuchtend und glaͤnzend ſey, oder
im Gegentheil ſchmutzig und glanzlos. Das Glaͤnzende
aber iſt nichts anders als die Gedraͤngtheit und Dicht-
heit des Lichtes. So entſteht die Goldfarbe, wenn
das Gelbe und Sonnenhafte, verdichtet, ſtark leuchtet,
deswegen auch die Haͤlſe der Tauben und die Waſſer-
tropfen golden erſcheinen, wenn das Licht zuruͤckgewor-
fen wird.
29.
Es giebt auch Koͤrper, welche, indem ſie durch
Reiben oder ſonſt eine Gewalt glatt werden, eine Ver-
aͤnderung verſchiedener Farben zeigen, wie abgeriebenes
Silber, Gold, Erz und Eiſen.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/66>, abgerufen am 25.11.2024.
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