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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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ponirt, und die Refraction wirke weiter nichts dabey,
als daß sie die Erscheinung eminent mache.

Er operirt nunmehr mit Versuchen und Argumen-
ten gegen die diverse Refrangibilität, um seiner diver-
sen Inflexibilität das erwünschte Ansehen zu verschaffen;
sodann fügt er noch einiges über die gefärbten Schat-
ten hinzu, welches gleichfalls seine Aufmerksamkeit und
Sagacität verräth, und verspricht, diese und ver-
wandte Materien weiter durchzuarbeiten.

Wer unserm Entwurf der Farbenlehre und dem
historischen Faden unserer Bemühung gefolgt ist, wird
selbst übersehen, in welchem Verhältniß gegen diesen
Forscher wir uns befinden. Paroptische Farben sind,
nach unserer eigenen Ueberzeugung, ganz nahe mit den
bey der Refraction erscheinenden verwandt (E. 415.).
Ob man jedoch, wie wir glaubten, diese Phänomene
allein aus dem Doppelschatten herleiten könne, oder
ob man zu geheimnißvolleren Wirkungen des Lich-
tes und der Körper seine Zuflucht nehmen müsse, um
diese Phänomene zu erklären, lassen wir gern unent-
schieden, da für uns und andere in diesem Fache noch
manches zu thun übrig bleibt.

Wir bemerken nur noch, daß wir die paroptischen
Fälle, mit den Refractionsfällen zwar verwandt, aber
nicht identisch halten. Marat hingegen, der sie völlig
identificiren will, findet zwar bey den objectiven Ver-
suchen, wenn das Sonnenbild durchs Prisma geht,

ponirt, und die Refraction wirke weiter nichts dabey,
als daß ſie die Erſcheinung eminent mache.

Er operirt nunmehr mit Verſuchen und Argumen-
ten gegen die diverſe Refrangibilitaͤt, um ſeiner diver-
ſen Inflexibilitaͤt das erwuͤnſchte Anſehen zu verſchaffen;
ſodann fuͤgt er noch einiges uͤber die gefaͤrbten Schat-
ten hinzu, welches gleichfalls ſeine Aufmerkſamkeit und
Sagacitaͤt verraͤth, und verſpricht, dieſe und ver-
wandte Materien weiter durchzuarbeiten.

Wer unſerm Entwurf der Farbenlehre und dem
hiſtoriſchen Faden unſerer Bemuͤhung gefolgt iſt, wird
ſelbſt uͤberſehen, in welchem Verhaͤltniß gegen dieſen
Forſcher wir uns befinden. Paroptiſche Farben ſind,
nach unſerer eigenen Ueberzeugung, ganz nahe mit den
bey der Refraction erſcheinenden verwandt (E. 415.).
Ob man jedoch, wie wir glaubten, dieſe Phaͤnomene
allein aus dem Doppelſchatten herleiten koͤnne, oder
ob man zu geheimnißvolleren Wirkungen des Lich-
tes und der Koͤrper ſeine Zuflucht nehmen muͤſſe, um
dieſe Phaͤnomene zu erklaͤren, laſſen wir gern unent-
ſchieden, da fuͤr uns und andere in dieſem Fache noch
manches zu thun uͤbrig bleibt.

Wir bemerken nur noch, daß wir die paroptiſchen
Faͤlle, mit den Refractionsfaͤllen zwar verwandt, aber
nicht identiſch halten. Marat hingegen, der ſie voͤllig
identificiren will, findet zwar bey den objectiven Ver-
ſuchen, wenn das Sonnenbild durchs Prisma geht,

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[604/0638] ponirt, und die Refraction wirke weiter nichts dabey, als daß ſie die Erſcheinung eminent mache. Er operirt nunmehr mit Verſuchen und Argumen- ten gegen die diverſe Refrangibilitaͤt, um ſeiner diver- ſen Inflexibilitaͤt das erwuͤnſchte Anſehen zu verſchaffen; ſodann fuͤgt er noch einiges uͤber die gefaͤrbten Schat- ten hinzu, welches gleichfalls ſeine Aufmerkſamkeit und Sagacitaͤt verraͤth, und verſpricht, dieſe und ver- wandte Materien weiter durchzuarbeiten. Wer unſerm Entwurf der Farbenlehre und dem hiſtoriſchen Faden unſerer Bemuͤhung gefolgt iſt, wird ſelbſt uͤberſehen, in welchem Verhaͤltniß gegen dieſen Forſcher wir uns befinden. Paroptiſche Farben ſind, nach unſerer eigenen Ueberzeugung, ganz nahe mit den bey der Refraction erſcheinenden verwandt (E. 415.). Ob man jedoch, wie wir glaubten, dieſe Phaͤnomene allein aus dem Doppelſchatten herleiten koͤnne, oder ob man zu geheimnißvolleren Wirkungen des Lich- tes und der Koͤrper ſeine Zuflucht nehmen muͤſſe, um dieſe Phaͤnomene zu erklaͤren, laſſen wir gern unent- ſchieden, da fuͤr uns und andere in dieſem Fache noch manches zu thun uͤbrig bleibt. Wir bemerken nur noch, daß wir die paroptiſchen Faͤlle, mit den Refractionsfaͤllen zwar verwandt, aber nicht identiſch halten. Marat hingegen, der ſie voͤllig identificiren will, findet zwar bey den objectiven Ver- ſuchen, wenn das Sonnenbild durchs Prisma geht,

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 604. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/638>, abgerufen am 25.11.2024.