kommene Roth, welches eigentlich der Gegensatz des Grünen ist, jenem Kreise fehlt! -- so muß der gute Pater auch in die Hetmanns-Manier fallen, worin ihm denn freylich sein Herr und Meister weidlich vor- gegangen, so daß er Ausflüchte, Ausnahmen, Ein- schränkungen, überall finden und nach seinem Sinne gebrauchen kann.
Darwin, der in der letzten Zeit diese Erscheinun- gen ausführlich vorgenommen, erklärt sie zwar auch nach der Newtonischen Lehre, hält sich aber weniger dabey auf, in wiefern diese zu den Erscheinungen passe oder nicht.
Unser einfacher, naturgemäßer Farbenkreis, Taf. I. Fig. 1. dient jedoch dazu, diese Gegensätze, indem man bloß die Diameter zieht, bequem aufzufinden.
Weil übrigens jeder tüchtige Mensch, selbst auf dem Wege des Irrthums, das Wahre ahndet, so hat auch Scherffer dasjenige was wir unter der Form der Totalität ausgesprochen, zwar auf eine schwanken- de und unbestimmte, aber doch sehr anmuthige Weise ausgedrückt, wie folgt:
"Bey Erwägung dieser und mehr dergleichen Muth- maßungen glaub' ich nicht, daß ich mich betrüge, wenn ich dafür halte, es habe mit dem Auge eine solche Be- schaffenheit, daß es nach einem empfindlichern Drucke des Lichtes, nicht allein durch die Ruhe, sondern auch
II. 37
kommene Roth, welches eigentlich der Gegenſatz des Gruͤnen iſt, jenem Kreiſe fehlt! — ſo muß der gute Pater auch in die Hetmanns-Manier fallen, worin ihm denn freylich ſein Herr und Meiſter weidlich vor- gegangen, ſo daß er Ausfluͤchte, Ausnahmen, Ein- ſchraͤnkungen, uͤberall finden und nach ſeinem Sinne gebrauchen kann.
Darwin, der in der letzten Zeit dieſe Erſcheinun- gen ausfuͤhrlich vorgenommen, erklaͤrt ſie zwar auch nach der Newtoniſchen Lehre, haͤlt ſich aber weniger dabey auf, in wiefern dieſe zu den Erſcheinungen paſſe oder nicht.
Unſer einfacher, naturgemaͤßer Farbenkreis, Taf. I. Fig. 1. dient jedoch dazu, dieſe Gegenſaͤtze, indem man bloß die Diameter zieht, bequem aufzufinden.
Weil uͤbrigens jeder tuͤchtige Menſch, ſelbſt auf dem Wege des Irrthums, das Wahre ahndet, ſo hat auch Scherffer dasjenige was wir unter der Form der Totalitaͤt ausgeſprochen, zwar auf eine ſchwanken- de und unbeſtimmte, aber doch ſehr anmuthige Weiſe ausgedruͤckt, wie folgt:
„Bey Erwaͤgung dieſer und mehr dergleichen Muth- maßungen glaub’ ich nicht, daß ich mich betruͤge, wenn ich dafuͤr halte, es habe mit dem Auge eine ſolche Be- ſchaffenheit, daß es nach einem empfindlichern Drucke des Lichtes, nicht allein durch die Ruhe, ſondern auch
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kommene Roth, welches eigentlich der Gegenſatz des
Gruͤnen iſt, jenem Kreiſe fehlt! — ſo muß der gute
Pater auch in die Hetmanns-Manier fallen, worin
ihm denn freylich ſein Herr und Meiſter weidlich vor-
gegangen, ſo daß er Ausfluͤchte, Ausnahmen, Ein-
ſchraͤnkungen, uͤberall finden und nach ſeinem Sinne
gebrauchen kann.
Darwin, der in der letzten Zeit dieſe Erſcheinun-
gen ausfuͤhrlich vorgenommen, erklaͤrt ſie zwar auch
nach der Newtoniſchen Lehre, haͤlt ſich aber weniger
dabey auf, in wiefern dieſe zu den Erſcheinungen paſſe
oder nicht.
Unſer einfacher, naturgemaͤßer Farbenkreis, Taf. I.
Fig. 1. dient jedoch dazu, dieſe Gegenſaͤtze, indem man
bloß die Diameter zieht, bequem aufzufinden.
Weil uͤbrigens jeder tuͤchtige Menſch, ſelbſt auf
dem Wege des Irrthums, das Wahre ahndet, ſo hat
auch Scherffer dasjenige was wir unter der Form
der Totalitaͤt ausgeſprochen, zwar auf eine ſchwanken-
de und unbeſtimmte, aber doch ſehr anmuthige Weiſe
ausgedruͤckt, wie folgt:
„Bey Erwaͤgung dieſer und mehr dergleichen Muth-
maßungen glaub’ ich nicht, daß ich mich betruͤge, wenn
ich dafuͤr halte, es habe mit dem Auge eine ſolche Be-
ſchaffenheit, daß es nach einem empfindlichern Drucke
des Lichtes, nicht allein durch die Ruhe, ſondern auch
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 577. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/611>, abgerufen am 22.11.2024.
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