1) Mit Pergamentblättchen vor der Oeffnung in der dunkeln Kammer. Steigerung dadurch von Gelb auf Roth. (E. 170).
2) Er entdeckt, daß der untere blaue Theil der Flamme nur blau erscheint, wenn sich Dunkel, nicht aber wenn ein Helles sich dahinter befindet. (E. 159.) Weil er aber das, was wir durch Trübe aussprechen, noch durch Licht ausspricht, so geht er von dieser Er- fahrung nicht weiter; sie thut ihm genug, ob es gleich nur ein einzelner Fall ist.
3) Er hält fest darauf, daß bey prismatischen Versuchen die Farben nicht erscheinen als nur da, wo eine dunkle Fläche an eine helle gränzt; ferner daß diese durch Refraction gegen einander bewegt werden müssen, und erklärt daher ganz richtig, warum die per- pendicularen Gränzen nicht gefärbt werden. (E. 197. ff.)
4) Weil er aber immer noch mit Strahlen zu thun hat, so kann er damit nicht fertig werden, war- um das Bild an der Wand und das im Auge, bey gleicher Lage des brechenden Winkels, umgekehrt ge- färbt sind. Er spricht von auf- und niedersteigenden Strahlen. Hätte er es unter der Formel des auf- und niedergerückten Bildes ausgesprochen, so war alles ab- gethan. Bey dieser Gelegenheit entwickelt er ganz rich- tig den ersten Versuch der Newtonischen Optik, auf die Weise, wie es auch von uns geschehen. (P. 34. ff.)
1) Mit Pergamentblaͤttchen vor der Oeffnung in der dunkeln Kammer. Steigerung dadurch von Gelb auf Roth. (E. 170).
2) Er entdeckt, daß der untere blaue Theil der Flamme nur blau erſcheint, wenn ſich Dunkel, nicht aber wenn ein Helles ſich dahinter befindet. (E. 159.) Weil er aber das, was wir durch Truͤbe ausſprechen, noch durch Licht ausſpricht, ſo geht er von dieſer Er- fahrung nicht weiter; ſie thut ihm genug, ob es gleich nur ein einzelner Fall iſt.
3) Er haͤlt feſt darauf, daß bey prismatiſchen Verſuchen die Farben nicht erſcheinen als nur da, wo eine dunkle Flaͤche an eine helle graͤnzt; ferner daß dieſe durch Refraction gegen einander bewegt werden muͤſſen, und erklaͤrt daher ganz richtig, warum die per- pendicularen Graͤnzen nicht gefaͤrbt werden. (E. 197. ff.)
4) Weil er aber immer noch mit Strahlen zu thun hat, ſo kann er damit nicht fertig werden, war- um das Bild an der Wand und das im Auge, bey gleicher Lage des brechenden Winkels, umgekehrt ge- faͤrbt ſind. Er ſpricht von auf- und niederſteigenden Strahlen. Haͤtte er es unter der Formel des auf- und niedergeruͤckten Bildes ausgeſprochen, ſo war alles ab- gethan. Bey dieſer Gelegenheit entwickelt er ganz rich- tig den erſten Verſuch der Newtoniſchen Optik, auf die Weiſe, wie es auch von uns geſchehen. (P. 34. ff.)
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1) Mit Pergamentblaͤttchen vor der Oeffnung in
der dunkeln Kammer. Steigerung dadurch von Gelb
auf Roth. (E. 170).
2) Er entdeckt, daß der untere blaue Theil der
Flamme nur blau erſcheint, wenn ſich Dunkel, nicht
aber wenn ein Helles ſich dahinter befindet. (E. 159.)
Weil er aber das, was wir durch Truͤbe ausſprechen,
noch durch Licht ausſpricht, ſo geht er von dieſer Er-
fahrung nicht weiter; ſie thut ihm genug, ob es gleich
nur ein einzelner Fall iſt.
3) Er haͤlt feſt darauf, daß bey prismatiſchen
Verſuchen die Farben nicht erſcheinen als nur da, wo
eine dunkle Flaͤche an eine helle graͤnzt; ferner daß
dieſe durch Refraction gegen einander bewegt werden
muͤſſen, und erklaͤrt daher ganz richtig, warum die per-
pendicularen Graͤnzen nicht gefaͤrbt werden. (E. 197. ff.)
4) Weil er aber immer noch mit Strahlen zu
thun hat, ſo kann er damit nicht fertig werden, war-
um das Bild an der Wand und das im Auge, bey
gleicher Lage des brechenden Winkels, umgekehrt ge-
faͤrbt ſind. Er ſpricht von auf- und niederſteigenden
Strahlen. Haͤtte er es unter der Formel des auf- und
niedergeruͤckten Bildes ausgeſprochen, ſo war alles ab-
gethan. Bey dieſer Gelegenheit entwickelt er ganz rich-
tig den erſten Verſuch der Newtoniſchen Optik, auf
die Weiſe, wie es auch von uns geſchehen. (P. 34. ff.)
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 541. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/575>, abgerufen am 22.11.2024.
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